Des Weibes Fluch, (Ein Gänsehirt in Ummeln.)

Fluch Titel

Hier stand in alten Zeiten kein Schloß so hoch und her,
hier stand eine alte Kate verfallen, öd’und leer.
Es herrschte auch kein König dahier auf seinem Thron,
hier hauste der alte Hinnrich mit seinem tumben Sohn.
Statt Purpur trug er Lumpen und Läuse ohne Zahl,
er trug auch keine Krone, sein Kopf war fahl und kahl.
Sein Volk waren die Gänse, er hat sie zu hüten versucht.
Ein Weib hat ihn im Zorne dereinstmals bös’ verflucht.

 

Am Rande von Bielefeld auf dem Weg nach Gütersloh lag Urlo, das heutige Ummeln. Hier wurde in alten Zeiten ein Knabe geboren. Er war ein “Winkelkind” Sein Vater, ein wohlhabender Bauer aus Ummeln, hatte den Bastard nicht in seine “Were” genommen, das heißt, er hatte das Kind nicht anerkannt, und weder von der väterlichen noch von der mütterlichen Familie war das Knäblein aufgenommen worden. Und vor dem neunten Tag wurde es im Wald ausgesetzt.

Fluch ummeln haus13

Der alte Hof Meyer zu Ummeln.

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Die Gegenwelt. ( Irrflug von Windelsbleiche.)

Wisst Ihr noch, daß im vorigen Jahr das Schweinchen auf dem Mond war? Heute nun geht es tief ins Weltall.Gegenwelt Titel

Es war im Jahre 2511, also zu einer Zeit, in der es allerorts kleine Raketenabschußbasen gab , so wie Straßenbahnhaltestellen. So war auch der kleine Flughafen in Windelsbleiche groß ausgebaut. Die niedlichen Flugzeuge aus uralten Zeiten konnte man noch als Museumsstücke bewundern. Nun gab es ein Übungsgelände mit einem Simulator, und schon die Kinder aus den Kitas lernten daran, wie man die Geschwindigkeit in den Griff bekommt, wie man ausweicht, und wie man den Kurs hält, um nicht auf dem falschen Planeten zu landen. Sie machten auch schon kleine Ausflüge zum Mond, natürlich nur mit ihrer Kindergartentante. In den höheren Klassen gab es dann ein Schulfach, so wie Physik oder Latein, das hieß “Weltraum”, da wurden von den Gymnasiasten schon größere Forschungsreisen zum Jupiter oder zum Saturn unternommen.

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Die rote Schatulle. (die “hillige Seele” bei Paderborn)

Schatull Tittel

Es war einmal ein stolzer Kaufmann aus edlem Geblüt, der war durch den Leinenhandel in Bielefeld sehr reich geworden. Das gute Bielefelder Leinen wurde weit über die Landesgrenzen hinaus hoch geschätzt, und es gab Geschäftsbeziehungen bis nach Novgorod. Doch er lebte bescheiden und achtete seine Freunde und seine Feinde. Er trauerte um seinen verlorenen Sohn. Dieser hatte sich in seiner ungestümen Jugendzeit in Rosa verliebt, das hübschen Töchterchen eines armen Webers. “Mein Röschen”, nannte er sie und war glücklich. Sie hatte blonde, lange Locken und einen Mund zum Küssen, und ihre Augen leuchteten in der Farbe des Sommerhimmels. Und so kam es, daß auch ein kleiner Junge mit blonden Locken und strahlend blauen Augen das Licht der Welt erblickte. Rosa hatte ihm den Namen “Johann” gegeben, das bedeutete “eine Gnade des Herrn”. Doch der Jüngling wußte nicht davon. Er war auf Wunsch seines Vaters fortgezogen in die weite Welt, um die Wissenschaften zu studieren, damit er später mit Klugheit diesem zur Seite stehen möge, doch er kehrte nie zurück. Ehe er fortging, hatte er jedoch heimlich ein kleines Briefchen in die rote Schatulle gesteckt, in der der Vater wichtige Papiere aufbewahrte.

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Kopfstand (Kindermann.Stift )

Kopfstand Titel

Nun kommt mal wieder eine schaurig, lustige Geschichte, die sich in jüngster Zeit in Bielefeld ereignete.

Die kleine Marlene war ein sehr aufgewecktes Kind. Sie spielte nicht mit Puppen, sondern drückte eifrig an dem Seniorenhandy herum, und konnte sogar schon Oma damit anrufen. Ihre neueste Begeisterung hatte sie dafür entwickelt, die Sprüche der Großen abzulauschen. So verweigerte sie neulich die Erbsensuppe mit: “Die kann ich nicht essen, ich bin auf Diät”, und als sie ihren Nachmittagsspaziergang machen sollte, kam: “Heute nicht, ich habe meine Tage.”
Nun war sie für den Kindergarten angemeldet, und das paßte ihr überhaupt nicht. “Ich soll in einen Kindermann-Stift, keine 10 Pferde bringen mich dahin. Da sind nur Kindermänner, die haben alle einen Bart und trinken Schnaps. Mit denen will ich nicht spielen. Die können garnicht Hüpfkästchen, und gucken auch nicht Urmel. Da könnt Ihr Euch auf den Kopf stellen.”

Kindermannstift bunt

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Die fälische Medusa. (ein Kind der Heidbreder Heide)

Medusa Titel

Es war einmal vor langer, langer Zeit, da lebte weitab von der Stadt einsam in der Heidbreder Heide die Familie Heinertomwaasen. Dem Vater, genannt Hinkebeen, war von einer Kugel das Knie zerschossen worden, als er 1623 an der Seite des “tollen Christian” gegen Tilly gekämpft hatte. Nun verdiente er sich mühsam als Höcker das tägliche Brot für die Seinen.
Mit der Hucke auf dem Rücken ging er von Haus zu Haus und bot seine Radieschen, Petersiliensträußchen, und Äpfel an, und was sonst gerade im Garten und Feld wuchs. Viel brachte das mühsame Gewerbe nicht ein. Aber sie hielten auch ein paar Schweine, sodaß es im Winter nach dem Schlachten frische Wurst und gute Wurstbrühe gab. Das war die schöne Zeit, wo alle einmal satt wurden.

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Pustepuff. (Bielefelds erste Dampfmaschine)

Nun mal wieder eine lustige Geschichte, und ich weiß genau, daß sie sich hier in Bielefeld abgespielt hat.

Pustepuff Titel

Seit Jahrtausenden gibt es Flaschengeister. Ihre Heimat ist das alte Persien, sie hausen in dickbauchigen Amphoren voll süßen Weins, in kleinen Kristallflakons mit berauschendem Ambra oder Moschus, aber auch in einfachen Bierflaschen. Es sind hinterlistige Gesellen, die erst den Menschen alle Schätze der Welt versprechen, damit sie aus ihren Gefängnissen herausgelassen werden, und wenn sie dann in der Freiheit sind, verhöhnen, betrügen und quälen sie ihre Opfer. Neulich ist so ein Geselle aus seinem Samoskrug umgezogen in eine Ketchupflasche. Er erhoffte sich davon, dass die Leute schneller auf ihn hereinfallen.

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Das gelbe Mariechen. (altes Grab in Schildesche)

MariechenTitel

Da lebte vor über 400 Jahren in Schildesche ein edler Herr, der hatte eine brave Frau und einen kleinen Sohn. Doch als die Frau dem Knaben ein Brüderchen schenken wollte, da starb sie im Kindbett, und das Neugeborene wurde wenige Tage später von einem tückischen Fieber dahingerafft und zu seiner Mutter ins Grab gelegt.
Ob dieses Geschehens war der Gemahl in tiefer Trauer. Nun hielten sich zu dieser Zeit die zwei Brüder Orsini in Westfalen auf und priesen allerorts ihr Land. Da faßte er den Entschluß, seine Heimat zu verlassen, und dort hin zu fliehen.

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Die schwarze Witipp. (Teufelsblume am Hücker Moor)

Wippip Waldhof Lene Pferd fertig

 

Der Fuhrmann Hannes war ein frommer Mann, der brav seine Arbeit tat und sich voller Demut um Haus und Familie sorgte. Er wohnte am Waldhof, hatte ein Fuhrwerk und lieferte Leinenballen aus, die er zu Händlern und Schneidern im Umkreis von Bielefeld beförderte. Er hatte es zu einem gewissen Wohlstand gebracht, und war allseitig geachtet.
Nun geschah es, daß seine gute Frau bei der Geburt des Knaben, nach vier Mädchen war es der ersehnte Sohn, im Kindbett ihr Leben aushauchte. Der arme Mann war voller Verzweiflung, doch nach kurzer Zeit nahm er sich ein neues Weib, damit die Kinder wieder versorgt werden würden.

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Untergang eines Urhofes (Der Obergasselhof)

Was uns unbekannt, wird schnell unheimlich und füllt sich mit Sagen und Märchen. Und so nimmt es nicht wunder, wenn ich gleich noch eine Geschichte aus der Senne erzähle.
Da gibt es ein wunderschönes altes Gebäude, das eingefangen ist in einen Bann des Ungeistes. Wie ist es dazu gekommen?

“Desertum Sinethi”, menschenleeres Land, so nannten unsere Urahnen die Sandwüste zwischen Brackwede und Paderborn. Der Hof “Godeslo” (heute bekannt als Obergassel und Niedergassel) gehörte zu den Urhöfen und wurde 1153 erstmals urkundlich erwähnt. Noch lange kannte das Gebiet keine festen Grenzen, und es gab häufig Streitigkeiten zwischen dem Bischof von Paderborn, dem Grafen von Ravensberg, dem Grafen von Rietberg und den Edelherren zu Lippe. Erst 1587 wurden Grenzsteine längs des Menkebaches gesetzt.

1791 nun erbaute Johan Christoffel Obergassel ein neues großes Haus umgeben von alten Eichen. Man nannte es deshalb den Eichhof.
Doch die Erträge der Landwirtschaft wurden immer geringer, und so kaufte 1886 Bethel den Hof auf, erweiterte die Gebäude und führte ein Erholungsheim für betuchte Herren.

Eichhof

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Mordsteine, (Mord in der Senne-)

Dies ist kein Märchen, sondern eine traurige Begebenheit. Und ich versuche , mir die Vorgeschichte auszudenken.

Die Mordsteine.
(…und wie es gewesen sein könnte.)

Im Wald, gleich neben dem Frieda Nadig-Haus, stehen zwei mächtige Gedenksteine aus dem 17.Jahrhundert. Sie sind aufgestellt für eine junge Mutter und ihrem Kind, die beide vom Vater ermordet wurden. Wie kam es zu der grauenvollen Tat?

Heide und Sand! Wer denkt da nicht sofort an “märkische Heide und märkischer Sand … ?” Aber nicht “… heil dir, mein Brandenburger Land”, geht es weiter, sondern die Senne in Ost-Westfalen-Lippe ist hier gemeint, eine karge Gegend zwischen Bielefeld und Paderborn. Die schmelzende Eiszeit rieb den Sand von den Hängen des Teutoburger Waldes ab und bildete hier heidebedeckte Dünen und Senken. Es wachsen anspruchslose Pflanzen wie Silbergras, Bauersenf und Mondraute. In den Stieleichenwäldern zirpt der Wendehals.

Senne

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