Kopfstand (Kindermann.Stift )

Kopfstand Titel

Nun kommt mal wieder eine schaurig, lustige Geschichte, die sich in jüngster Zeit in Bielefeld ereignete.

Die kleine Marlene war ein sehr aufgewecktes Kind. Sie spielte nicht mit Puppen, sondern drückte eifrig an dem Seniorenhandy herum, und konnte sogar schon Oma damit anrufen. Ihre neueste Begeisterung hatte sie dafür entwickelt, die Sprüche der Großen abzulauschen. So verweigerte sie neulich die Erbsensuppe mit: “Die kann ich nicht essen, ich bin auf Diät”, und als sie ihren Nachmittagsspaziergang machen sollte, kam: “Heute nicht, ich habe meine Tage.”
Nun war sie für den Kindergarten angemeldet, und das paßte ihr überhaupt nicht. “Ich soll in einen Kindermann-Stift, keine 10 Pferde bringen mich dahin. Da sind nur Kindermänner, die haben alle einen Bart und trinken Schnaps. Mit denen will ich nicht spielen. Die können garnicht Hüpfkästchen, und gucken auch nicht Urmel. Da könnt Ihr Euch auf den Kopf stellen.”

Kindermannstift bunt

Und am nächsten Abend, als die Mutter ein neues T-Shirt bereitlegte, das Marlene morgen zum ersten Kindergartenbesuch anziehen sollte, fing diese an zu schreien: “Ihr könnt mich mal, und wenn ganz Bielefeld Kopf steht, ich gehe da nicht hin.” Und dann schlief sie ein.
Auf einmal hatte sie das Gefühl, mit dem Kopf irgendwo angestoßen zu sein und …. oh Schreck, sie war an den Turm der Sparrenburg geknallt.

Kopfstand

 

Sie strampelte heftig, um schnell weiterzukommen und stieß dabei an das Wasserglas, das auf ihrem Nachttisch stand. Und plötzlich befand sie sich auf dem alten Markt. Oh je, … sie wurde klatschnaß, der Springbrunnen hatte sie durchweicht, und der Junge, der da auf dem Rand des Beckens sitzt, grinst auch noch dazu.

Kopfstand Brunnen Junge Kind

 

Sie schlenderte weiter durch die Stadt und kam auf den Kesselbrink.
Gerade war Wochenmarkt, und viele Händler boten ihr Ware an. Aber was war das? Es purzelten die Tomaten und die Apfelsinen in den Himmel hinein. Und es wären sicher auch gebratene Hähnchen angeflogen gekommen, denn ein Hähnchengrill stand auch auf dem Markt, aber… schade, die waren ja aufgespießt. Marlene fand das sehr lustig. Anscheinend stand tatsächlich ganz Bielefeld Kopf, aber was würden die anderen Menchen denken?

Kesselbrink Wochenmarkt

 

Es war mitten in der Nacht, und Marlenes Abenteuer ging weiter.
Da kam auf einmal das Kopfstandmännchen angewatschelt: “Du willst wissen, wie die Bielefelder mit der neuen Lebensweise umgehen? Nun, wichtig sind gute Lederhandschuhe, am besten mit Absätzen, damit man gut abrollen kann, eine griffige Aktentasche und ein zehgehaltenes Hütchen, dann kann man ganz normal zur Arbeit gehen. Was soll eigentlich die ganze Aufregung.” Und er spazierte würdevoll durchs Schlafzimmer.

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Seine Frau jedoch war ganz anderer Meinung. Ihr behagte der Zustand ganz und garnicht. Sie hatte sich zwar damit abge-funden, daß sie ihre Tasche nun ums Fußgelenk hängen mußte und auch ihre Armbänder nur als Fußbänder zu benutzen waren, und daß ihre Haare auf der Erde schleiften. Aber daß der Rock dauernd übers Gesicht fiel und ihr die Sicht nahm, störte sie sehr. Und nun weiß man auch, warum die Fauen nach dieser schlimmen Erfahrung meistens nur noch Hosen tragen.

Kopfstandfrau 2

Nun gruselte sich Marlene doch ein wenig, denn sie hörte auf einmal eine leise Stimme: “Kind, was hast du getan? Diese Leute sind nur Gaukler, sie machen Kunststückchen und wollen Geld dafür. Die Menschen sind Fußgänger und keine Armgänger. Hüte Deinen Mund und zügle Deine Rede. Du richtest nur Unheil an. Ich werde Dir diejenigen zeigen, die von Natur aus Kopf stehen.” Und auf einmal befand sie sich in den unterirdischen Gewölben der Burg.

Kopfstand Fledermaus mit Mädchne

 

Da hingen an den alten Mauern hunderte von “fliegenden Mäusen”. Die Oberfledermaus schaute sie zornig an: “Was störst du unsere Kreise, Du dreistes Menschenkind. Wir sind die einzigen, die Kopfstand machen dürfen, und wir wollen nicht gestört werden.” Altklug plapperte Marlene los: “Nee, Ihr seid nicht die einzigen, das Faultier hängt auch so rum”. Das wußte sie aus “Willi wills wissen”, und war sehr stolz darauf. “Na ja, aber nicht in Bielefeld”, kam die Antwort. “Und für Menchen ist das nicht geeignet. Und nun sei endlich vernünftig, gib Ruhe und schlaf. Dann fingen alle Fledermäuse an zu schnarchen, und als die Mutter nach Marlene sah, schnarchte diese auch.
Am nächsten Morgen aber, ja, was denkt Ihr? Da zog Marlene ihr neues
T-Shirt an und ging ganz brav in den Kindergarten , wo man gerade Karneval feierte. Bärtige Kindermänner spielten da nicht mit, und alle Leute gingen auch wieder ganz normal auf ihren zwei Beinen.Da meinte Marlene: “Ist geritzt!”

Kindermannstift Kinderkarneval

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