Archiv für Mai 2010
Die Geschichte vom kleinen Nick (Dürkopp)
Vor langer Zeit gab es einen Jungen, den nannten alle den “dummen Nick”. Er wuchs bei seinem Onkel auf, und hatte mit dem Lesen und dem Schreiben nicht viel im Sinn. Den ganzen Tag war er am werkeln, und sein Traum war es , ein großer Erfinder zu werden, doch alle lachten über ihn.
Nun muß man wissen, es war bei seiner Taufe etwas Seltsames geschehen. Da war doch, wie einst bei Dornröschen die böse Fee, eine schöne, schlanke Frau am Taufbecken erschienen und hatte laut gesagt:
“Dein Weg sei steil und bunter, bisweilen geht es runter,
doch gib deshalb nie auf, es geht auch wieder rauf.”
Leise fügte sie hinzu: “Dreimal darfst Du mich rufen, aber wähle klug.”
Und dann war sie plötzlich verschwunden.
Das Gruselhaus (falscher Bauplan)
In der Kesselstraße, unterhalb der Burg, wohnte einst ein fleißiger Bürger Er stellte aus haarfein geschnittenen Tabakblättern einen Kautabak her. Einen großen Kundenkreis bildeten die Seeleute, denn auf den Holzschiffen war das Rauchen verboten.aber auch die feinen Herren fanden Geschmack an diesem Kauvergnügen und kauften gern und viel, so daß er ein wohlhabender Mann wurde.
Nun wollte er sich auch ein stattliches Haus gönnen. und da er, und seine Frau reich mit Kindern gesegnet waren und er zudem Mägde und Kutscher zu seinem Gesinde zählte, machte er zur Bedingung, daß jedes Mitglied seines Hausstandes ein eigenes Fenster haben solle, um auf den Markt zu schauen, denn dort, im Herzen der Stadt, wollte er sein neues Haus errichten lassen.
Die grüne Maus (Römer im Teuto)
Der Onkel Fritz hat zwei große Leidenschaften, spazieren gehen und sich mit den Römern beschäftigen. Es gibt wohl kein Buch, was er über diese Zeit nicht schon gelesen hätte. Aber ganz besonders interessiert er sich für die Varusschlacht. Kein Wunder, wo er doch mitten im Teutoburger Wald wohnt.
Es war an einem schönen Sommerabend, als er wieder einmal seinen Lieblingsspaziergang über die Promenade machen wollte. Über den Lichtungen stieg schon leichter Nebel auf, und in den Wald kroch langsam die Dämmerung. Plötzlich – er konnte seinen Augen nicht trauen – sah er doch wahrhaftig an einem kleinen Hügel zwei römische Legionäre in voller Rüstung stehen. Sie schienen etwas zu suchen. Nun können Wesen aus der Vergangenheit aber nur an einem Ort erscheinen, an dem sie zu Lebenszeiten schon einmal gewesen sind. Also musste sie sich vor 2 000 Jahren hier aufgehalten haben.
Flämmchens Abenteuer (eine Feuergeschichte )
Tief im Bauch von Mutter Erde, im Kern unseres Planeten, brodeln ewige Feuerherde. Hier herrscht der Titan Vulkanus, der Feuergott. Vulkanus ist ein sehr grimmiger Herrscher. Immer wieder kocht er vor Wut und stößt dabei glühende Lava nach oben, sodaß der Erdmantel platzt und sich ein brennender Fluß über die Landschaft, über Dörfer und Städte ergießt und alles zu Asche verbrennt. Vulkanus ist der Vater aller Feuergeister, und das ist eine sehr große Familie. Und ich will vom Flämmchen erzählen.
Der Brillenbaum (Große Platane am Ulmenwall )
Am Ulmenwall steht eine uralte Platane. Es ist das sorgsam gepflegte Prachtstück unseres Gartenbauamtes. Der ganz besonderer Baum ist der Lieblingsplatz der kleinen Oma Amanda Nolte. Sie lebt in einer winzigen Wohnung in dem großen Block in der Breiten Straße, wo es wenig Grün gibt. Weit kann sie nicht mehr spazieren gehen, und deshalb sitzt sie am liebsten hier, ruht sich aus und hört den Vögeln zu. Manchmal hüpft auch ein Hund über den Rasen oder ein Eichhörnchen klettert flink in den Ästen herum. Die kleine Oma kennt viele Geschichten von Zwergen und Riesen, von Elfen und Hexen, die einst in unserer Stadt hausten. Aber vor einiger Zeit hat sie etwas erlebt, das war ganz und gar märchenhaft.
Das Einhorn (Oetkerpark)
Mitten auf einer Wiese im Oetkerpark steht ein riesiger Elch, und wenn man Glück hat, so kann man im frühen Morgenrauen, wenn die Nebel noch wallen, 7 Wichtel sehen, die sich mit dem gewaltigen Tierdenkmal zu unterhalten scheinen.
Eigentlich müßte hier ein Einhorn stehen, denn vor 777 Jahren lebte Willibald in unseren Wäldern, das letzte Einhorn auf der Erde. Es war wunderschön anzusehen, denn es hatte ein schneeweißes Fell und ein goldenes Horn. Aber es war sehr einsam. Es hatte keinen Vater, der ihm Ratschläge geben konnte, keine Mutter, die ihn liebkoste und keine Geschwister, die mit ihm spielten. Nur die 7 Wichtel, die in einem Häuschen um die Ecke an der Egge wohnten, leisteten ihm hin und wieder Gesellschaft. “Ach, wenn ich doch Spielkameraden hätte, warum muß ich denn allein auf der Welt sein”, klagte Willibald ihnen sein Leid. Die Wichtel strichen sich ihre langen Bärte, schüttelten bedächtig ihre greisen Häupter und murmelten:
Mondschweinchen (Forschungsobjekt der Uni )
Man muß ja nicht immer nur von mehr oder weniger tragischen Ereignissen berichten. Man darf auch mal spinnen. Also …
Wer weiß denn, dass wir in Bielefeld ein weltbekanntes Ferkel haben? Ich meine, nicht so ein Wesen, was sich immer vollkleckert und einsaut, nein, ich meine ein echtes Schweinebaby, das beschwipste Mondschweinchen aus Hillegossen. Ich will es erzählen.
Macht man heutzutage schon Überlegungen auf dem Mars zu landen, so war es vor 40 Jahren noch eine große Sensation, als der erste Mensch den Mond betrat. Es war ein Amerikaner, der stolz seine Flagge in den öden Mondboden steckte. Nun wollten die Bielefelder natürlich nicht nachstehen. In der, in der Wissenschaft hochgelobten biologischen Fakultät der Uni, wollte man nun feststellen, wie sich Tiere auf dem Mond verhalten. Als erstes suchten sie lange geeignete “Astrotiere”.
Erna, das Montagsschaf (die Mär von einem Lämmchen)
Wenn wir durch Lämershagen fahren, muß ich immer an Erna denken.
Der Sonntag ist eine feine Einrichtung. Es gibt keine Schule und die Arbeit ruht. Dafür ist der Montag für viele desto unangenehmer. Vielleicht hat man nicht ausgeschlafen, vielleicht hat man einfach keine Lust, vielleicht ist aber auch die ganze Mechanerie nicht richtig geölt, und so kommt es zu kleinen Pannen. Wenn dann, zum Beispiel, das neu fabrizierte Auto eine Macke hat, etwa, dass die Hupe bimmelt, oder die Räder viereckig sind, dann heißt es , es ist eben ein Montagsauto. Und so gibt es Montagskaffeemaschinen, Montagsunterhosen, Montagsbrötchen und Montagsrechenarbeiten. Daß es aber auch ein Montagsschaf gab, das weiß nicht jeder.