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Das Windspiel .(Naturschutzgebiet Windwehe)
Da gab es ein welterschütterndes lauerndes Grollen … und dann ein tiefes schwarzes Loch !!!
Am Hungerbach, kurz bevor der in die Windwehe mündet, wohnte eine arme, alte Frau. Keiner kannte sie. Sie schien weder Gut noch Geld und weder Haus noch Hof zu haben und hockte nun, zusammen mit einem kleinen Mädchen, nahe bei Oerlinghausen in einer elenden Hütte.
Es war ein hübsches Kind mit vielen Ringellöckchen und großen traurigen Augen. Sein Vater, so erzählte man sich, sei vor langer Zeit fortgegangen in die weite Welt, um Arbeit zu finden, doch er kam nie zurück. Die Mutter hatte die Pest dahingerafft, und so wohnte das Kimd nun bei der Muhme. Doch diese war schon sehr gebrechlich und hatte selbst kaum etwas zu beißen. Das Mädchen war so allein. “Ach,” dachte es häufig “wenn doch jemand käme, zu dem ich mich gesellen könnte.” So saß es manchmal stundenlang vor der Hütte oder am Rande des Bächleins und träumte.
Flämmchens Abenteuer.
Tief im Bauch von Mutter Erde, im Kern unseres Planeten, brodeln ewige Feuerherde. Hier herrscht der Titan Vulkanus, der Feuergott. Vulkanus ist ein sehr grimmiger Herrscher. Immer wieder kocht er vor Wut und stößt dabei glühende Lava nach oben, sodaß der ErdmanÂÂtel platzt und sich ein brennender Fluß über die Landschaft, über Dörfer und Städte ergießt und alles zu Asche verbrennt. Vulkanus ist der Vater aller Feuergeister, und das ist eine sehr große Familie. Und ich will vom Flämmchen erzählen.
Flambambel .
Vor langer, langer Zeit, als unser zweiter Sohn gerade die Vorzüge einer sprachlichen Verständigung entdeckte, benutzte er recht drollige Wortbildungen. Oft wurde aus dem “e” ein “a”, und er ging nicht in den Keller, sondern in den “Kaller”. Er trank “Dabda” statt Saft, er schleckte zum Pudding die “Familiensoße” und keine Vanillesoße, mit Vorliebe jedoch kletterte er auf dem Spielplatz bei der “Schönen Aussicht” auf dem “Klatterjurist” herum, sein Vetr war schließlich Anwalt.
Der Beleuchtungskörper allerdings, der über unserem Eßtisch baumelte, war die “Bambel”, und daher wohl stammt mein Märchen “Flambambel”.
„Es werde Licht!“ sagte der Herr, und die Welt ward geboren. Aber seit es Tag und Nacht gibt, tummeln sich Licht- und Dunkelgeister im All. Die düsteren Nachtgespenster treiben ein boshaftes Spiel. Sie jagen den Menschen Angst ein, denn die Finsternis macht die Augen blind, und den Ohren gaukelt sie lauernde Gefahren vor. Bricht dann der Tag an, werden sie von den Lichtgeistern vertrieben, und Frohsinn breitet sich aus. Und so haben die Menschen seit Urzeiten versucht, selbst das unheimliche Dunkel zu erhellen.
Nun befindet sich in einem Nebengebäude der Ravensberger Spinnerei das Historische Museum, und da soll in Kürze eine Ausstellung über historische Beleuchtungskörper stattfinden. Und wie ich so denke, das wird sicher interessant, da sollte man mal hingehen, da hat mich doch auf einmal das Flambambel besucht.
Das gelbe Herz
Die Geschichte vom gelben Herz .
Es war einmal ein Jüngverlein, das war weder besonders schön, noch besonders häßlich. Es lebte in einem kleinen Haus zusammen mit drei großen, starken Brüdern einer treusorgender Mutter und einem gütigen Vater. Es hätte allen Grund glücklich und zufrieden zu sein. Aber es nagte der Neid an seinem Herzen. Die Eltern warnten: “Kind, schau nicht immer nach Dingen, die Du besser und schöner wähnst, und die damit begehrlich für dich sind, du wirst sonst ganz gelb vor Neid”.
Die Fehde
Was haben doch die braven Leute im Lande geschimpft, als es allerortens noch die Fehde gab.
Es waren einmal zwei Knaben, Ludwig und Otto. Ihr Vater war früh verstorben, und ihr einziger Spielgefährte war der Gustel, der jenseits des Johannisberges in einem schönen Bauernhaus wohnte. Seine Mutter hatte den sechsten Sinn. Sie konnte mit der Wünschelrute gehen; man holte sie, wenn man einen neuen Brunnen graben wollte. Auch ließ man sich von ihr die Warzen besprechen, aber sie konnte auch Verwünschungen aussprechen, und man fürchtete sie.
Als die Knaben ins Mannesalter gekommen waren, wurde aus Ludwig
ein Bischof, und aus Otto ein Graf. Auch Gustel wuchs zu einem
ansehnlichen Mannsbild heran, und die wundersamen Fähigkeiten der
Mutter waren in ihn übergegangen. Sowohl beim Adel als auch beim
Bürgertum war er gleichermaßen geschätzt und gefürchtet.
Der Lügentunnel .
Wenn man von der Obernstraße zum Klosterplatz geht, kommt man an der Jodokuskirche durch einen engen, dunklen Gang, der auf einer Seite von einem Engel bewacht wird. Wer weiß denn auch, daß das der Lügentunnel ist? Es war einmal ein gar unseliger Geselle, der trug dieeselle, der trug die Haare genau so zottelig wie sein Gewand, und die Stiefel hatten noch größere Löcher als sein, mit fünf Hahnenfedern geschmückter Schlapphut. Seine Stimme klang wie rostiges Eisen, und man nannte ihn den »schaurigen Jonathan«.
Die kleinen Kinder hatten Angst, doch die größeren verhöhnten ihn und johlten:
Jonathan, Jonathan
schau dich mal im Spiegel an,
bist so dumm und plump
bist ein großer Lump!
Jonathan grollte darob mit eben diesem schaurigen Gekrächze und schwang wütend seinen dicken Stock.
Die Wichtel vom schwarzen Bach .
Es war zu einer Zeit, da die Menschen noch nicht mit einem Scheck oder einer Creditkarte ihre Käufe bezahlten, sondern noch gute Gold- und Silberstücke einen Handel beendeten. Und so nimmt es nicht wunder, daß jeder Landesherr auf seinem Boden nach wertvollen Erzen suchen ließ, um Münzen zu prägen und reich zu werden.
Da wohnte nun in Werther der Siegfried, ein Wagner. Er baute die besten Karossen in der ganmzen Gegend, aber auch Bollerwagen und Schubkarren.
Im Reiche der Chronossen .(Aschhoffsche Apotheke)
In der Obernstraße stehen sich zwei sehr alte Häuser gegenüber. In dem einen verkauft heute Strunkmann und Meister seine schöne Leinenwäsche. Auf der anderen Seite steht die alte Aschhoffsche Apotheke, in der Dr. Oetker seine Versuche machte, rote Funken und grünes Feuer sprühen ließ und endlich das Backpüver erfand. Man nimmt an, daß es das älteste Haus Bielefelds sei. Beide Bauten haben prächtige Türen. Sie sind fest gefügt aus starkem Holze und reich verziert mit den Wappen der Familien.
Doch von der Aschhoffschen Tür geht Seltsames aus. Fragt man danach, geht ein Flüstern und Raunen umher. Nannte man sie früher doch die “porta inferna”, was soviel heißen sollte wie “die Pforte zur Hölle”. Wer in der Walpurgisnacht durch sie ins Haus hineinging, kam nie wieder heraus, ward nie mehr gesehen war verschwunden in geheimen Gängen. Und als noch vor Jahren der Leierkastenmann durch die Stadt ging, sang er, wenn er vor dem Haus stand mit schauriger Stimme:
“Dort unten in den Gossen, da hausen die Chronossen,
sie ziehen Dich hinab lebendig in das Grab.
Drum Menschlein rat ich Dir, geh’ nicht durch diese Tür!”
Cl. Der Schieferhof,
Es war einmal vor Urzeiten, da saß die junge Frau des Herren von Greußen in ihrer Kemenate und weinte. Auf ihrem Schoß hatte sie ihr neugeborenes Knäblein. Doch dieses würde niemals seinen Vater kennen lernen, denn gerade war die Nachricht gekommen, daß der Ritter aus dem uralten Geschlecht heldenhaft im edlen Streit sein Leben ausgehaucht hatte.
Wie nun die Mutter tieftraurig in Tränen saß, erschien auf einmal ein kleines Weiblein. Ihr altes, zerfurchtes Gesicht war von Schleiern umwunden und ihre zittrige Hand streichelte zärtlich über den Flaum auf dem Köpfchen des Kindes, dann hub sie an zu sprechen: “Gräme Dich nicht, edle Frau, Dein Verlust ist groß, doch der Vater wird im Sohne weiterleben, und dieser wird zu hohen Ehren kommen und sein Name wird ewig in Erinnerung bleiben.” Und heimlich, wie es erschienen, verschwand das Weiblein wieder.
Cl. Der Troll im Groll.
Es war einmal ein armes Bäuerlein, das brav und gottesfürchtig völler Mühsal sein Tagewerk vollbrachte. Es hatte seinen Acker ganz nahe bei Clingen am Rande des Grolls. Das Groll war ein kleines Wäldchen auf einem Hügel gelegen. Die Leute erzählten voller Schauer, daß es vor Urzeiten einmal ein heiliger Hain, ein Gral, gewesen sei, und es wären uralte Riten dort vollzogen und grausige Opfer gebracht worden. Seltsam war, daß die über die Jahrhunderte hin totalen Rodungen diesen Ort stets verschont hatten, sodaß der Hauch der Ahnen noch immer unter den alten Eichen waberte. Der Bauer aber hatte keine Furcht, seine Sorge waren nur die dunkllen Gewitterwolken, die sich meist hinter dem Groll zusammenzogen und seine Ernte zu verhageln drohten. Doch was seinen Seelenfrieden bedrohte, war sein tückisches Weib, das ihm das Leben vergällte, und so manches Mal hatte er schon gewünscht: “Soll sie doch der Teufel holen!”