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09 Lumpi in der Ritterzeit.
Lumpi ist schon ganz quängelig und fragt dauernd, wann er endlich mal wieder drankommt, also bitte ….
Lumpi guckt ganz stumm und dumm in seinem Häuschen um und um.
Zur Ritterszeit möcht er gern leben, da hat es dauernd Streit gegeben,
da war es niemals ganz geheuer, da gab es immer Abenteuer,
denn die alten Helden taten ständig lauter Heldentaten.
Und so fragt der kleine Mann, wie man Ritter werden kann.
Schlag acht, da legt der Papagei mit einem Mal ein Falkenei,
und hurtig schlüpft auch schon daraus ein prächtig großer Falke aus.
“Na Lumpi, bist Du jetzt bereit, wir reisen in die Ritterzeit.”
Und so ist Lumpi nun zur Stund’ am Hof von Ritter Kugelrund.
Der alte Fuhrmann. (Pferdewechsel im “Blauen Haus”)
Als ich neulich durch die August Bebel-Straße schlenderte, kehrte ich im blauen Haus ein. Der alte Gasthof, gleich hinter der Pauluskirche, war gut besucht, denn es ist bekannt, daß der Wirt einen vorzüglichen Grünkohl anbietet. In der Ecke hinter dem eisernen Ofen saß ein uralter Mann und neben ihm war gerade noch ein Plätzchen frei. Der Mann hatte seine Arme auf dem derben Holztisch aufgestützt, umklammerte einen Bierseidel, den ein verschnörkelter Zinndeckel krönte und schmauchte an einer langen Tabakpfeife. Sehr gesellig wirkte er nicht. Ich grüßte freundlich und hockte mich neben ihn. Der Wirt brachte mir mein Bier, und nun saß auch ich stumm da.
Das Böckchen (Verwunschen im Astenturm )
Bielefeld ist noch immer hoch eingeschneit. Mein Sohn ist mit seiner Familie für ein paar Tage nach Winterberg gefahren. Man muß nicht immer in die Alpen, um Skifahren zu können. Aber mir ist da plötzlich das Böckchen wieder eingefallen. Und das ist mal wieder eine Geschichte für die Kleinen.
Wenn man über den “Stimmstamm” klettert und noch sieben Berge weitergeht, kommt man zu einem steilen Pfad der hinauf zum “Kahlen Asten” führt, dem Hausberg der Bielefelder und die höchsten Erhebung des Sauerlandes. Ganz oben schaut ein mächtiger Turm weit ins Land, und tief unten in dem alten Gemäuer wohnt das Böckchen.
Die Schneefrau. (Zerflossene Liebe)
Eng an den Berg geschmiegt liegt die Burgstraße. Hier wohnt Paul.Schon seine Urgroßmutter wohnte hier in einem der damals winzigen Giebelhäuschen aus Fachwerk, über deren Dächer der Turm des neu gebauten Rathauses schwebte, und wo die Kinder auf der Türschwelle saßen und mit Murmeln spielten.
Die alten Häuser gibt es nicht mehr, und Paul wohnt in einem neuen Haus. Er hat auch nicht mit Murmeln gespielt, und hat meist Legomodelle zusammengebastelt. Oder er traf sich mit anderen Kindern auf dem Spielplatz an der Promenade, stromerte auf der Burg herum, und im Winter gings zur Hundewiese zum Schlittenfahren.
Die Sylvesternacht. (Historisches Heimattreffen)
Es ist eisig kalt und stockdunkel. Meine diversen Enkel verlustieren sich im Bernstein oder dem Cafe oder in sonst einer gerade angesagten Kneipe. Es ist Sylvester. Ich habe mir aus dem Keller einen guten alten Rotwein hochgeholt, sitze bequem auf dem Sofa vor der Glotze und harre des “dinners for one”, um zum – sicherlich 13. mal – James über den Tigerkopf hopsen zu sehen, und ihn aus der Blumenvase trinken zu lassen. Die Böllerei hat noch nicht angefangen, und eigentlich bin ich müde, aber schließlich hat man ja das neue Jahr fröhlich zu begrüßen.
Die Knopfwolke. ( ein Wintermärchen)
Es schneit und schneit!
Da gibt’s mal wieder eine lustige Unsinngeschichte.
Aber nicht nur die reichen Scheichs sind Kunden in Bielefeld, nein, ob ihr’s glaubt oder nicht, auch Petrus hat hier schon einmal eingekauft.
Und das kam so:
Wunder geschehen nicht alle Tage, aber alle Tage kann man sich wundern. Zum Beispiel über die Knopfwolke. Na, das war eine ganz dumme Geschichte. Jeder weiß ja, daß Petrus für das Wetter verantwortlich ist. Nun hat er da eine große Schar Mitarbeiter, die genau Buch darüber führen, welche Wolken für welches Wetter zuständig sind. Die rosa Abendwölkchen, wenn das Wetter schön werden soll, oder die Federwölkchen, die am Sommerhimmel schweben, die grauen dicken Steppdecken, aus denen der Regen rinnt, die kleinen wollenen Schäfchenwolken, die aussehen, als ob eine große Schafherde über den Himmel weidet, und schließlich die schwarzen, furchterregenden Gewitterwolken, aus denen es donnert und blitzt.
Der Holtertiobolt. (Handwerk in Bielefeld)
Wie ich mir so neulich die freigelegte Lutter am Waldhof ansehen wollte, kam ich am Kindermannstift vorbei und hörte, wie mein Enkel im Chor gerade “wer will fleißige Handwerker sehn” schmetterte. “Ach ja”, dachte ich, wo gibt’s denn heute überhaupt noch Handwerker, allenfalls in Taiwan oder in Indiens Kellern. Was war früher ein Handwerksmeister doch für ein geachteter Mann, und es brauchte viel Fleiß und Geschick, ein solcher zu werden. Es herrschte damals ein Ständedenken, und man war sehr darauf bedacht, seinen Stand zu bewahren.
Doch was der Holtertibolt damit zu tun hat, das will ich jetzt erzählen.
Der Lebkuchenmann. (Mausen wird bestraft )
Der Teich im Johannistal war schon zugefrohren, und die Bäume und Sträucher sahen aus, als habe man die Zweige in flüssiges Glas getaucht. Es weihnachtete sehr.
Da band sich die Frau des Försters Rudi eines nachmittags ihre Küchenschürze um, holte das große Holzbrett, den Wilger und die Ausstechförmchen aus dem Schrank und begann mit dem Plätzchenbacken. Denn ein Weihnachtsfest ohne Zimzsterne, Makronen und Butterkringel ist undenkbar.
Der Förster Rudi und seine Frau Ruth lebten mit Töchterchen Rosi und dem Dackel Wurzel am Steinbrink im Buchenwalde. Vater Rudi war mit Wurzel in den Wald gegangen, um nachzusehen, ob der Eisregen im Revier viel Schaden angerichtet hatte. So blieb Mutter Ruth also genügend Zeit, noch Schokoladenguß auf die Sternchen zu streichen, und die kleine Rosa streute bunte Streusel darauf. Zum Schluß buken sie noch einen lustigen Lebkuchenmann. Er bekam auf den Bauch 5 Knöpfe aus Mandeln eingedrückt und zwei dicke Rosinenaugen ins Gesicht. Als er braun gebacken war, malte ihm die Mutter noch einen großen, lachenden Zuckergußmund und weiße Schuhe. Das hätte sie mal lassen sollen.
Die Schweden in Bielefeld (eine Begegnung )
Es war ein klarer, kalter Wintertag. Die Sonne strahlte vom Himmel und verzauberte die weite Landschaft in ein glitzendes, silbernes Märchenland. Ich hatte gehört, daß die Kulturförderung der Stadt für heute eine Wanderung über den Kammweg des Osning angesagt hatte. Geplant war eine Rast an der auf dem Bußberg stehenden Schutzhütte, die man Kaiser Friedrich III., dem sogenannten 99-Tage-Kaiser, gewidmet hatte, und die allgemein die “Schwedenschanze” genannt wurde. Die eigentlichen Schanzen sind die daneben liegenden früheren Wallanlagen, von deren Herkunft man nichts Näheres weiß. Nun, das schöne Wetter trieb mich hinaus, und da an der Hütte sogar ein Bratwurstgrill und ein Ausschank von Gühwein angesagt war, ließ ich es mir da oben, ich war immerhin in 300 Meter Höhe, auf einer Bank mit einer Wurst und dem heißen Trank gut gehen.
07 Lumpis Weihnachtsreise.
Im Garten von den Bäumen allen sind nun die Blätter abgefallen.
Die Sonn’ hat ihre Kraft verloren, der kleine Teich ist zugefroren,
die Igel halten Winterschlaf, die Kinder sind zuhause brav.
Lumpi ist spazier’n gegangen, da hat’s zu schneien angefangen.