Archiv für Januar 2011
Der Zeitzottel. ( Café Knigge )
Ob wohl inzwischen die Heerscharen von Schokoladen-Weihnachts-männern, zum halben Preis, aus den Regalen der Läden verschwunden sind? Die Osterhasen mit ihren Glöckchen bimmeln doch schon vor der Tür. Was geschieht eigentlich mit den Figürchen, werden sie von den Geschäftsinhabern selbst aufgegessen, oder tiefgekühlt fürs nächste Jahr aufgehoben, an Altersheime verschenkt oder nach Afrika verschickt? Das ist schon ein Problem. Eine patente Lösung hatte da der kleine Emil aus Sachsen. Hört mal zu.
Es war einmal eine ordentliche Stadt mit ordentlichen Leuten. Dort lebte ein tüchtiger Zuckerbäcker. Bekannt waren seine leckeren Schleckereien. Zu den Festen gab es keinen Haushalt, wo nicht eine Weihnachtsmann aus Marzipan oder ein Osterhase aus Schokolade auf dem Tisch stand. Die Figürchen waren immer reich verziert mit Zuckerguß und Liebesperlen. Und alle erfreuten sich daran.
Der grüne Wackelpudding. ( Götterspeise auf Stadtbummel )
Jetzt zur Fastnachtszeit kommt nun mal wieder etwas Lustiges.
Hat man so etwas schon einmal gehört, ein Wackelpudding auf Wanderschaft? Na, dann paßt mal auf:
Stivie hatte Geburtstag und drei Kindergartenfreunde eingeladen. Es soll bunte Götterspeise geben, rote, gelbe und grüne. Gerade wollte die Mutter den letzten Wackelpudding aus dem Förmchen stürzen, da flitschte er vom Teller herunter auf die Erde.
“So ein Mist”, schimpfte sie , “nun muß ich ihn wegschmeißen, denn jetzt ißt ihn doch keiner mehr, ich gebe Stivie halt ein Eis als Ersatz.” Huuuuuuu, da bekam der Wackelpudding ganz heftig das Wackeln, er wollte nicht weggeschmissen werden. Und in seiner Angst stülpte er zwei kleine Füßchen heraus, und hurtig watschelte er damit zur Küchentür hinaus auf die Straße.
Die verzauberten Hemden. (Seidenstickers Geheimnis )
Das muß ich jetzt aber auch noch schnell erzählen, ist es doch eine irre Geschichte. Wißt Ihr denn wie die neuen Modelle der Seidensticker-Hemden entstehen? Na, dann hört mal:
In einem keinen Haus in der Luisenstraße wohnt Luise. Sie ist 29 Jahre und schon etwas altjüngferlich. Jeden Morgen ein Viertel vor 7 fährt sie mit dem Fahrrad in die große Fabrik und näht Hemden. Schon ihre Großmutter hatte beim alten Dornbusch das Nähen gelernt. Da gab es noch die steifen Kragen, die mit einem Kragenknöpfchen am Hemd festgemacht wurden. Heute gehört die Fabrik Seidensticker und ist in aller Welt bekannt, und der Chef pilgert nicht mehr mit der Kiepe über Land, um seine Ware anzupreisen. Daß Luise viel Spaß an ihrer Arbeit hatte, kann man nicht sagen, aber sie verdiente, was sie brauchte und war’s zufrieden. Aber in ihrem Kopf waren viele Gedanken, und wenn sie so an der Maschine saß und die Nähte herunterratterte, träumte sie sich manche Geschichten zusammen, die sie mit in die Hemden hinein nähte.
Aqualenchen. (Die Mühlen von Hillegossen)
Bielefeld jammert ja immer, daß die Stadt so wenige interessante Gewässer zu bieten hat. Na ja, mit dem Rhein kann sich unsere Lutter, die ja auch noch zum größten Teil verroht, also unsichtbar ist, nicht messen. Aber früher gab es doch einmal einen Stadtteil, der sehr vom Wasser gelebt hat. Doch wer weiß das schon?
Irgendwo hinter dem kleinen Berg im tiefen Tann des Teuto entspringt der Forellenbach. Er fließt zusammen mit dem Sehlhausenbach durch Hillegossen, verbindet sich im Norden mit der Lutter und ergießt sich schließlich über Aa und Werre in die Weser. Aus seiner Quelle ist auch mit einem großen Schwall das Aqualenchen herausgeflutscht.
Aqualenchen ist eine Wasserjungfer. Ihr wißt ja, die ganze Natur ist erfüllt von Zauberwesen. Es gibt gute, die die Menschen beschützen und ihnen helfen, es gibt böse, die nur Unheil anrichten, und es gibt auch viele, die nur Schabernack treiben und die Welt veräppeln.
09 Lumpi in der Ritterzeit.
Lumpi ist schon ganz quängelig und fragt dauernd, wann er endlich mal wieder drankommt, also bitte ….
Lumpi guckt ganz stumm und dumm in seinem Häuschen um und um.
Zur Ritterszeit möcht er gern leben, da hat es dauernd Streit gegeben,
da war es niemals ganz geheuer, da gab es immer Abenteuer,
denn die alten Helden taten ständig lauter Heldentaten.
Und so fragt der kleine Mann, wie man Ritter werden kann.
Schlag acht, da legt der Papagei mit einem Mal ein Falkenei,
und hurtig schlüpft auch schon daraus ein prächtig großer Falke aus.
“Na Lumpi, bist Du jetzt bereit, wir reisen in die Ritterzeit.”
Und so ist Lumpi nun zur Stund’ am Hof von Ritter Kugelrund.
Der alte Fuhrmann. (Pferdewechsel im “Blauen Haus”)
Als ich neulich durch die August Bebel-Straße schlenderte, kehrte ich im blauen Haus ein. Der alte Gasthof, gleich hinter der Pauluskirche, war gut besucht, denn es ist bekannt, daß der Wirt einen vorzüglichen Grünkohl anbietet. In der Ecke hinter dem eisernen Ofen saß ein uralter Mann und neben ihm war gerade noch ein Plätzchen frei. Der Mann hatte seine Arme auf dem derben Holztisch aufgestützt, umklammerte einen Bierseidel, den ein verschnörkelter Zinndeckel krönte und schmauchte an einer langen Tabakpfeife. Sehr gesellig wirkte er nicht. Ich grüßte freundlich und hockte mich neben ihn. Der Wirt brachte mir mein Bier, und nun saß auch ich stumm da.
Das Böckchen (Verwunschen im Astenturm )
Bielefeld ist noch immer hoch eingeschneit. Mein Sohn ist mit seiner Familie für ein paar Tage nach Winterberg gefahren. Man muß nicht immer in die Alpen, um Skifahren zu können. Aber mir ist da plötzlich das Böckchen wieder eingefallen. Und das ist mal wieder eine Geschichte für die Kleinen.
Wenn man über den “Stimmstamm” klettert und noch sieben Berge weitergeht, kommt man zu einem steilen Pfad der hinauf zum “Kahlen Asten” führt, dem Hausberg der Bielefelder und die höchsten Erhebung des Sauerlandes. Ganz oben schaut ein mächtiger Turm weit ins Land, und tief unten in dem alten Gemäuer wohnt das Böckchen.
Die Schneefrau. (Zerflossene Liebe)
Eng an den Berg geschmiegt liegt die Burgstraße. Hier wohnt Paul.Schon seine Urgroßmutter wohnte hier in einem der damals winzigen Giebelhäuschen aus Fachwerk, über deren Dächer der Turm des neu gebauten Rathauses schwebte, und wo die Kinder auf der Türschwelle saßen und mit Murmeln spielten.
Die alten Häuser gibt es nicht mehr, und Paul wohnt in einem neuen Haus. Er hat auch nicht mit Murmeln gespielt, und hat meist Legomodelle zusammengebastelt. Oder er traf sich mit anderen Kindern auf dem Spielplatz an der Promenade, stromerte auf der Burg herum, und im Winter gings zur Hundewiese zum Schlittenfahren.