Mondschweinchen (Forschungsobjekt der Uni )
Man muß ja nicht immer nur von mehr oder weniger tragischen Ereignissen berichten. Man darf auch mal spinnen. Also …
Wer weiß denn, dass wir in Bielefeld ein weltbekanntes Ferkel haben? Ich meine, nicht so ein Wesen, was sich immer vollkleckert und einsaut, nein, ich meine ein echtes Schweinebaby, das beschwipste Mondschweinchen aus Hillegossen. Ich will es erzählen.
Macht man heutzutage schon Überlegungen auf dem Mars zu landen, so war es vor 40 Jahren noch eine große Sensation, als der erste Mensch den Mond betrat. Es war ein Amerikaner, der stolz seine Flagge in den öden Mondboden steckte. Nun wollten die Bielefelder natürlich nicht nachstehen. In der, in der Wissenschaft hochgelobten biologischen Fakultät der Uni, wollte man nun feststellen, wie sich Tiere auf dem Mond verhalten. Als erstes suchten sie lange geeignete “Astrotiere”.
Endlich hatten sie dann die Besatzung zusammen. Da war also Jacko, der Papagei, der frisch aus dem Urwald eingetroffen war, die Goldfische Fix und Foxi, die ihr bisheriges Leben im Teich des Oetkerparkes verbracht hatten, Susi, die Pudeldame aus Berlin und Jolante, die Schweinemama aus Baden.
Schon die Fahrt war ein hartes Stück Arbeit mit dieser Menagerie. Am friedlichsten war noch Susi, sie verschlief die ganze Reise in ihrem Körbchen. Jacko quatschte fortwährend ins Funkgerät, so dass die Bodenstation ganz verwirrt wurde. Die Goldfische wurden seekrank und mussten sich andauernd übergeben, und Jolante schenkte auf dem Flug ins All 11 kleinen Ferkelchen das Leben. Die Kleinen kullerten wie verhutzelte Fußbälle durch die Kabine und störten jeden. Daß die Rakete überhaupt glücklich landen konnte, war das reinste Wunder.
Dann wurde die ganze Gesellschaf ausgeladen. Jacko kam nach 5 Minuten schimpfend zurückgeflogen, er hatte keinen zum Quatschen gefunden. Susi, die nun endlich ausgeschlafen hatte, bekam den Bewachungstick, stand einen Meter neben der Einstiegluke und kläffte unaufhörlich. Die Goldfische hatten sich zwar wieder einigermaßen erholt, da aber auf dem ganzen Mond kein Wasser aufzutreiben war, mussten sie in der Kabine in ihrem Glas bleiben. Die einzige, der es richtig gut gefiel war Jolante, sie sielte sich mitsamt ihrer Kinderschar selig im Mondsand, wälzte sich auf den Rücken und strampelte in die Luft, so dass es aussah, als winke sie mit allen vier Haxen dem Erdball zu.
Nach einiger Zeit war es soweit. Der Chef rief: “Einsteigen, alle einsteigen.” Als er dann durchzählte, merkte er, dass ein Schweinchen fehlte. Alles suchen half nichts, es war einfach verschwunden. Wohl oder übel musste man ohne das Tierchen die Heimreise antreten.
Es kam nach 3 Stunden im Schweinsgalopp angewetzt; “Verflixt, wo sind denn die anderen geblieben?” schimpfte es. “Potz Blitz, die haben mich doch glatt vergessen.” Trotzig ringelte es sein Schwänzchen, “ach, ich bin jung und munter, irgendwie werde ich es schon schaffen.” Es marschierte los. Doch langsam kam der große Hunger, aber Sand und Steine sind nun mal sehr unbekömmlich, was nun? Als Schweinchens Magen mal wieder laut knurrte, bemerkte es einen kleinen Weinstock. Tja, wie war der denn wohl hier her gekommen. Ganz einfach. Jolante hatte ein Häuflein hinterlassen und da sie ja eine badische Sau war, hatte sie auch badische Weintrauben gefressen. Nun hatten die Samen gekeimt, und ein kleines Rebpflänzchen war gesprossen. Und, oh Wunder …
vor Schweinchens Augen wuchs der Stock rasend schnell und brachte Früch-te. Genau so schnell gingen die aber in Gärung über, bildeten Alkohol und als sie in Schweinchens Magen gelandet waren, war dieses besoffen, sang die Erde an und pennte schließlich ein.
.
Als es wieder munter war, wollte sie das Mondkalb besuchen, aber es gab keines, die Menschen glaubten an Märchen. Aber ein Wettersatelit kam vorbei und machte mit ihm einen kleinen Plausch, an die Erde meldete dieser dann: “Es gibt Sauwetter, Sauwetter.”
Doch langsam bekam Schweinchen Sehnsucht nach Mama und den Geschwistern. Es überlegte. Das große Problem war ja: “Wie komme ich zur Erde zurück? Wenn ich meinen Schweinsgalopp so steigere, dass ich abhebe, kann ich vielleicht zur Erde fliegen.” Also fing es an eifrig zu trainieren, aber es hatte doch keine Flügel, Scheibenhonig! Schließlich setzte es sich auf den obersten Rand des Mondes, wartete, bis der zur Sichel wurde und ist dann wie auf einer Rutschbahn heruntergerutscht.
Weil es nun aber wäh-rend des Falles immer so heftig mit seinem rechten Haxen gestrampelt hat, ist’s nicht bei der Uni ge-landet, sondern ein paar Kilometer östlich in Hille-gossen auf einem Mist-haufen, und der Hahn hat vor Schreck 10 x gekräht.
Nun war aber in Hillegossen gerade Kirmes und das traditionelle Schweinerennen wurde veranstaltet. Schweinchen hat sich gleich gemeldet und ist doch tatsächlich Erster geworden. Na ja, bei dem Training! Als ihm dann ein Reporter ein Mikro vor die Schnauze hielt, sprach es unter tosendem Beifall die denkwürdigen Worte:
“Liebe Leute laßt Euch sagen, in keiner Not und Pein verzagen,
stets das beschwipste Mondschwein fragen!”