Die Bienenkönigin ( Böllhoff)

Bienenschwarm mit Linde

Bienenkönigin Titel

Wir drehen die Zeit etwa 150 Jahre zurück:
Obwohl erst Mai , scheint die Sonne schon warm wie im Sommer, und die Bienen schwärmen. Da sitzt Wilhelm unter einer Linde und schaut trübselig in den Himmel, an dem sich in der Ferne dunkle Wolken türmen. Er ist das jüngste Kind seiner Eltern und sein gottesfürchtiger Vater, ein fleißiger Scheidermeister, sähe es gern, wenn er bei ihm in die Lehre ginge, um das Schneiderhandwerk zu erlernen.
Aber in Herdecke, so wie im ganzen Ruhrgebiet, herrscht großer Aufbruch. Technik und Industrie haben das Land erobert. Eine neue Bahnstrecke mit einem Viadukt über die Ruhr ist im Bau.
In kurzer Zeit sind über 300 Zechen entstanden und Tausende Polen kamen als Arbeiter in den “Pott”. Die Herren Krupp und Thyssen produzieren Stahl. Wer wollte da noch Schneider werden?

Wilhelm döst vor sich hin. Er ist jung und voller Tatendrang. Er will teilhaben an der neuen Zeit. Und er denkt: “Ach, wenn mir doch einer sagen könnte, was ich tun soll.”
Das Sirren, das die Luft erfüllt, schwillt an. Da sieht er plötzlich ein seltsames Wesen auf sich zufliegen. Er glaubt, zu träumen. Ist es eine Fee? Sie trägt eine Krone und ist zur Hochzeit geschmückt.
Es ist die Bienenkönigin, und um sie herum schwärmen tausende Bienen. Aber seltsam, ihm scheint, sie verwandeln sich vor seinen Augen langsam zu Fügelschrauben. Da hört er einen wohlklingenden Singsang:

Wilhelm mit Busch und Biene 2

“Törichter Mensch gräme dich nicht,
höre, was die Biene spricht.
Tue es gleich wie im Bienenreich.
Im Lebenskreis haben wir uns’re Kunden
in den Blumen, Sträuchern und Bäumen gefunden.
Wenn eine Biene sie nicht besucht,
bringt eine Blüte keine Frucht.
Und als Dankeschön und Lohn
fliegen wir mit dem Nektar davon,
der ernähret uns und unsere Brut
und der Honig tut den Menschen gut.
Soll also je ein Werk gelingen,
so muß man dem Macher die Zutaten bringen.
Mit Klugheit und Fleiß erringst Du den Preis.

Auf einmal erzitterte ein grollender Donnerschlag die Luft, und als die ersten Tropfen auf Wilhelms Nase fielen, wachte er auf und beschloß Kaufmann zu werden.
15 Jahre später hatte sich die Prophezeiung der Bienenkönigin erfüllt. Wilhelm betreibt einen gut gehenden Handel mit Eisenwaren und beliefert Schlosser, Schmiede und Fabriken. Sein Hauptprodukt sind Schrauben.

Die Jahrzehnte vergingen, in denen ein Rausch die ganze zivilistierte Welt erfaßte. Überall entstanden Fabriken und man baute Maschinen und Autos und Schiffe und Flugzeuge, und alle brauchten Schrauben und 1 000 andere Zusatzteile.
Die fleißigen Bienen aber schwärmten in die ganze weite Welt. Sie haben überall ihre Stöcke gebaut und bringen guten Honig heim.
Wenn Urgroßvater Wilhelm das erlebt hätte, wäre sein Wappen sicherlich eine Bienenkönigin.

Böllhoff Standorte 2

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