Das gelbe Herz

Die Geschichte vom gelben Herz .

Es war einmal ein Jüngverlein, das war weder besonders schön, noch besonders häßlich. Es lebte in einem kleinen Haus zusammen mit drei großen, starken Brüdern einer treusorgender Mutter und einem gütigen Vater. Es hätte allen Grund glücklich und zufrieden zu sein. Aber es nagte der Neid an seinem Herzen. Die Eltern warnten: “Kind, schau nicht immer nach Dingen, die Du besser und schöner wähnst, und die damit begehrlich für dich sind, du wirst sonst ganz gelb vor Neid”.

Aber Hanna, so war ihr Name, hörte nicht. Sah sie ein Haus, das größer war als ihr Elternhaus, dachte sie sofort: “Ach, könnte ich doch in diesem wohnen.” Traf sie ein Mädchen, welches volleres, lockiges Haar hatte, war ihr erster Gedanke: “Warum habe ich nicht so eine schöne Mähne?” Und sogar, wenn es das tägliche Brot zum Abend gab, konnte sie den Gedanken nicht unterdrücken: “Oh, wieso gibt es nicht Braten und ein großes Eis hinterher, wie es der Reiche hat?” Der Neid zerfraß ihre Seele, und sie wurde ganz trübsinnig, aber sie konnte nicht anders.
Ihr Herz in der Brust war darüber sehr traurig, und es schien immer gelber und schwächer zu werden. Eines Tages, als Hanna wieder einmal vor Neid bald zerplatzte, sah sie doch ein Mädchen in einem teurem, bestickten Kleid, und sie wünschte sich sofort, eine Prinzessin zu sein, um die andere auszustechen, und vor Wut zerriß sie sich ihr Mieder. Da sagte das Herz: “Nun ist es genug, so kann es nicht weitergehen. Ich werde auswandern in die weite Welt und versuchen, dem Kind zu helfen.

Herz 2 Mädchen

Und so ging das arme Herz, das sich nun schon quittengelb fühlte, auf Wanderschaft. “Wenn ich wieder kräftig und gesund bin, wird auch Hanna geheilt sein,” dache es. So kam es zunächst in eine Großstadt. Am Straßenrand laß eine Dirne, die winkte ihm zu und fragte: “Womit kann ich Dir dienen?” “Ach, ich will von Dir nur einen Rat, was kostet der?” “Dienen ist billig bei mir, doch guter Rat ist teuer.” “Nun trotzdem,” sagte das Herz, “sage mir, was kann ich gegen mein gelbes Herz tun?” “Oh, Dich freuen, es lodert lichterloh, denn das Feuer ist rot, aber da wo es am heißesten ist, dort leuchtet es gelb. Sei ein gückliches Herz, Du wirst begehrt sein.” Und damit war die Dirne verschwunden, ohne ihren Lohn einzufordern.
Neben ihr in der Gosse saß ein alter Bettler, und auch ihn fragte das Herz um Rat. “Du willst wissen, was ich tun würde, hätte ich ein gelbes Herz” murmelte grinsend der Alte. “Ich würde ein großes Schild malen “MEIN ARMES HERZ IST GELB UND KRANK; HELFT MIR” und dann würde es vor Groschen in meiner Mütze nur so klingeln.” doch diese Antwort gefiel dem Herzen nicht.
Es dachte:”In einer großen Stadt gibt es bestimmt viele gelehrte Leute, ich werde einmal zur Universität dort hinten vor den Toren gehen, vieleicht finde ich da Rat.” Doch zunächst fand es sich in dem Riesengebäude nicht zurecht und verlief sich in die Mensa, wo alle Studenten garade ihr Einheitsmenü verspeisten und keiner neidisch auf des anderen Essen war. Doch dann traf er auf einen würdigen alten Herren mit großer Hornbrille, der ganz vertieft auf seinem Lehrstuhl hockte und viele Paragraphen studierte. “Was soll diese unsinnige Frage”, brummte er “ein gut durchblutetes Herz ist rot, wenn es gelb ist, dann ist es tot, Basta.” “Aber man sagt doch nun mal so, es sei gelb vor Neid”, versuchte das Herz noch einzuwenden. “Verschone mich bitte mit solch einem unwissenschaftlichen Unsinn,” erwiderte der Professor und wandte sich ab.

herz proff

Das Herz fragte noch viele Leute. Da gab es zum Beispiel die Gruppe, die einen Bund der gelben Herzen gründen wollte um damit eine Partei der Unzufriedenen auf den Plan zu bringen, die Verbesserungen in der Regierung forderten. Es gab andere, die bereits im Kindergarten oder besser noch in der Kita eine energische Erziehung zur Neidvermeidung forderten, möglichst auch gleich auf Englisch. Dann gab’s welche, die behaupteten steif und fest, allen Chinesen hätten von Natur aus ein gelbes Herz, das wäre ganz normal. Und viele meinten, es sei einfach dumm, neidisch zu sein, das dürfe man garnicht beachten.

Endlich ging das Herz zu einer weisen Frau, die mitten in einer großen Wiese in einer Hütte lebte. Ringsum war keine Autobahn und kein Atomkraftwerk, keine Fabrik und keine Kaufhalle, da war nur reine Natur. Die führte das Herz zu einem Quell mit glasklaren Wasser. “Nun schau einmal hinein” sagte sie zu ihm, “was siehst Du?” Und als das Herz sein Spiegelbild sah, strahlte ihm ein wunderschönes rotes Herz entgegen. “Es gibt kein gelbes Herz, erklärte die weise Frau. das Blut, welches durchs Herz fließt, hat viel Eisen in sich, denn dieses bindet den Sauerstoff, den wir einatmen. Und du weißt doch, wenn Eisen mit Sauerstoff zusammenkommt, dann entsteht Rost und der ist rot, denk mal an Hannas rostige Fahrradspeichen. Du kannst also nur rot sein. Es sei denn, Du lebtest nicht in einem Menschen, sondern in einem Kraken. Der bindet den Sauerstoff in seinem Blut nicht mit Eisen, sondern mit Kupfer, und dann wird das Blut grün. du hättest ein grünes Herz.

Kraken beide

 

Da wurde das Herz ganz froh und eilte nach hause. Es wollte Hanna erzählen, daß sie nur mehr an sich selbst glauben müsse, und dann keinen Grund mehr habe, Anderes zu begehren. Aber wie verwundert war es, als es bemerkte, daß Hanna schon ganz zufrieden und glücklich war. Sie hatte sich in einen jungen Mann verliebt, der alles an ihr wunderschön fand und ihr das Gefühl gab, nie mehr neidisch auf andere sein zu müssen. An ihrer Türe baumelten nun zwei feuerrot gemalte Herzen.

herzen

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