Archiv für Dezember 2012
Das gelbe Herz
Die Geschichte vom gelben Herz .
Es war einmal ein Jüngverlein, das war weder besonders schön, noch besonders häßlich. Es lebte in einem kleinen Haus zusammen mit drei großen, starken Brüdern einer treusorgender Mutter und einem gütigen Vater. Es hätte allen Grund glücklich und zufrieden zu sein. Aber es nagte der Neid an seinem Herzen. Die Eltern warnten: “Kind, schau nicht immer nach Dingen, die Du besser und schöner wähnst, und die damit begehrlich für dich sind, du wirst sonst ganz gelb vor Neid”.
Die Fehde
Was haben doch die braven Leute im Lande geschimpft, als es allerortens noch die Fehde gab.
Es waren einmal zwei Knaben, Ludwig und Otto. Ihr Vater war früh verstorben, und ihr einziger Spielgefährte war der Gustel, der jenseits des Johannisberges in einem schönen Bauernhaus wohnte. Seine Mutter hatte den sechsten Sinn. Sie konnte mit der Wünschelrute gehen; man holte sie, wenn man einen neuen Brunnen graben wollte. Auch ließ man sich von ihr die Warzen besprechen, aber sie konnte auch Verwünschungen aussprechen, und man fürchtete sie.
Als die Knaben ins Mannesalter gekommen waren, wurde aus Ludwig
ein Bischof, und aus Otto ein Graf. Auch Gustel wuchs zu einem
ansehnlichen Mannsbild heran, und die wundersamen Fähigkeiten der
Mutter waren in ihn übergegangen. Sowohl beim Adel als auch beim
Bürgertum war er gleichermaßen geschätzt und gefürchtet.
Der Lügentunnel .
Wenn man von der Obernstraße zum Klosterplatz geht, kommt man an der Jodokuskirche durch einen engen, dunklen Gang, der auf einer Seite von einem Engel bewacht wird. Wer weiß denn auch, daß das der Lügentunnel ist? Es war einmal ein gar unseliger Geselle, der trug dieeselle, der trug die Haare genau so zottelig wie sein Gewand, und die Stiefel hatten noch größere Löcher als sein, mit fünf Hahnenfedern geschmückter Schlapphut. Seine Stimme klang wie rostiges Eisen, und man nannte ihn den »schaurigen Jonathan«.
Die kleinen Kinder hatten Angst, doch die größeren verhöhnten ihn und johlten:
Jonathan, Jonathan
schau dich mal im Spiegel an,
bist so dumm und plump
bist ein großer Lump!
Jonathan grollte darob mit eben diesem schaurigen Gekrächze und schwang wütend seinen dicken Stock.