27 Lumpi in der Ruhl.

 

Lumpi in der Ruhl.

Nicht vom Teuto und nicht von Bielefeld,
heut’ erzähl ich von einer anderen Welt,
nämlich vom Thüringer Wald, von Ruhla,
wo ich geboren bin.
Ich hoffe, es gefällt Euch.

p.s.Schreibt doch mal Eure Meining, nicht umsonst gibt’s die Spalte “Kommentar”.

Lumpi will Onkel Hugo besuchen,
da gibt es den besten Rhabarberkuchen.*
Er wohnt am Berge in der Ruhl.
Dort haust der Fuchs und auch der Uhl.
Der Wald wächst fast ins Fenster hinein,
die Sonne hat einen goldenen Schein.
Am Hang da blüht der wilde Flieder.
Hier singt man noch die alten Lieder.

27 Gommahaus

*Entschuldigt den kleinen Gedankensprung, noch besser ist er beim Bäcker Jung.

Da steht die „Gomma“, oder irre ich??
Im Kindermantel trägt sie mich.
Und nun spricht sie durch meinen Mund
und tut dem Lumpi Geschichten kund.

27 Kindermantel

Und Lumpi sieht im Weitergehn
auf beiden Seiten Kirchen stehn.
Es teilt den Ort der Elbstrombach
in Coburg-Gotha,Weimar Eisenach.
Zwei Landesherrn in einer Stadt,
und jeder ‘ne eig’ne Verwaltung hat.
Zwei Bürgermeister regieren hier,
in jedem Teil ein Polizeirevier.
Und … man kann es ja schon ahnen,
es gibt auch zwei verschiedene Fahnen.

27 Ruhla Kirchen

 

Schaut her, was für ein schönes Haus.
Sieht gradewegs zum Anknabbern aus.
400 Jahre tut’s hier schon stehn
und hat so manches schon gesehn.
Wohnt hier das Hütchen* vom Breitenstein
und hütet die Schätze groß und klein?
Zur Tür hinein muß man sich ducken,
doch was gibt’s da alles anzugucken

*(ein „Hütchen“ ist ein freundlicher, hilfsbereiter Wichtel.)

27 mUSEUM MIT lUMPI

Hier in einer dunklen Ecken
tut sich ein Instrument verstecken.
Es mischt sich längst vergess’ner Sang
in den uralten Zitherklang:
„Mädel ruck,ruck, ruck an meine grüne Sei eite,
ich hab dich gar zu lieb, ich kann dich lei eide.“

 

27 Museumsraum

Und da, der Schrank, er narrt die Diebe,
er er hat geheime Kästen und Schübe.
Im allerletzten, damit man sie greife,
liegt Urgroßvaters Meerschaumpfeife.
Nur in Ruhla wurden die hergestellt
und gingen dann in die ganze Welt.

27 meerschaumpfeife

Am Schluß schwebt durch den Raum ganz leise
noch einmal eine neue Weise.
Gar schaurig hat sie wohl geklungen.
Ludwig der Springer wird besungen.

27 Ludwig der Springer

(Graf „Ludwig der Springer“ rettete sich 1130 vor dem Galgen durch einen
Sprung vom Turm der Burg Griebichenstein in die Saale. Dort erwartete ihn im
Boot sein Diener und sein Pferd „Schwan“. Er gilt als Erbauer der Wartburg.
Seine Nachkommen waren die Landgrafen von Thüringen.)

27-Wartburg

Lumpi stöhnt: „So wird’s nicht gehen,
ich kann die Rühler nicht verstehn.
Ich frag mal bei der Gomma an,
ob sie mir weiterhelfen kann.“
„Du Piepei. Lumpi, sei doch helle,
die Sprache lernst Du auf die Schnelle.
Du mußt nur die Vokale schieben
und „’ne ausgemüirte Bornrüihern“ üben.
„Na sage mal, was ist das denn?“
„’Nen Brunnen, Mensch, verstehste, henn?“

27 Brunnen

Weiter geht er seiner Wege,
plötzlich hört er Hammerschläge.
In der Schmiede in der Ecken
kann den Landgraf er entdecken.
Verirrt beim Jagen er sich hat,
liegt Ludwig auf der Lagerstatt.
Und bei jedem Hammerschlag
voller Zorn der Schmied dann sprach:
„Landgraf Ludwig hör’ mir zu
wirst verlacht, zu weich bist Du.
Härte mußt Du nun beweisen,
Werde hart wie dieses Eisen!“

27 Schmied

Da ist Ludwig klug geworden.
Aufsässige Vasallenhorden,
die ihn einstmals dumm genannt,
hat er vor den Pflug gespannt,
ließ sie schuften, ließ sie schmachten,
lernen ihren Herrn zu achten.

27 Pflug

Lumpi kommt es in den Sinn,
ich muß jetzt schnell zur Wartburg hin.
Durch die „Drachenschlucht geht’s lange,
und ihm wird ganz angst und bange.
Hockt dahinten nicht ein Drachen?
Gleich speit er Feuer aus seinem Rachen.
Denkt:“Was bin ich für ein Lackel,
s’ist nur ein Wand’rer mit seinem Dackel.“

27 Drachenschlucht

Es kommt, als er vorm Berge steht,
die heilge Elisabeth.
Sie geht mit Korb die Burg hinunter,
und da geschieht das Rosenwunder,
Der Landgraf nämlich, der streng’ Gemahl,
war sehr erzürnt ein jedes Mal,
wenn seine Frau mit vieler Ding
bepackt zu armen Leuten ging.
So sprach sie wohl auf seine Frage,
was sie denn in dem Korbe trage:
„Ich pflückte nur Blumen aller Orten!“
Und …. alles im Korb war zu Rosen geworden.
Doch als Lumpi hebt vom Korb den Bügel,
sieht er nur Pizza und Müsliriegel.

27 Wartburg mit Elisa

Den Haitlappen um den Kutz gebunden
haben sich die Alten zusammengefunden.
Man sieht sie auf dem Tanzplatz stehn,
sie wollen den Rühler Springer sehn,
den wilden Tanz, wo die Mädchen hopfen
und die Burschen auf den Boden klopfen.
Lumpi hat, wie ihm gebührt,
ein Solotänzchen vorgeführt.

27 Zuschauer 2

Die Töchter der Gomma, kaum glauben man’s mag,
hatten einst einen großen Tag.
Sie gastierten mit einem kleinen Troß
im mächtigen, prächtigen Gothaer Schloß
und zeigten dem Herzog mit viel Eleganz
den typischen Rühler Springer-Tanz.

 

27 Gotha Schloss Friedenstein total

…und der Sohn der Gomma ???
Man kann’s gar nicht fassen,
er hat eine Sprungschanze bauen lassen.
Zwar kann sie keinen Vergleich mit Holmenkollen wagen,
doch konnt’ man auch hier große Springen ausgetragen.
Und ‘ne Skihütte gibt es auch im Ort.
Man war schon immer äußerst fortschrittlich dort.

27 Sprungschanze mit Hütte

Nach Winterstein die Wege weisen.
Da muß man mit der Bimmel reisen.
Rattertitrap, und rattertitrap,
hurtig geht’s den Berg hinab.
Doch zurück, zur Ruhl steil hoch
ächzt die Lock: „Ach, helft- mir-doch,
ach, heelffft-miiir-doch!“
Dies ist die Ruine Burg Winterstein.
Hier residierten die Freiherrn von Wangenheim.
Von dem letzten Herren ist nicht viel kund,
doch weltberühmt ist sein treuer Hund.

27 Burg winterstein

Ich wett’, daß Ihr es alle nicht wißt,
wo der Hund begraben ist.
Nicht der Dackel aus der Schlucht,
Stutzel ist es , den Lumpi sucht.
Stutzel war ein kluge Hund,
mopsfidel und kerngesund.
Und er diente, höret nur,
als ein „Postillion d’amour“.
Er brachte, und es ist wirkich wahr,
Briefe zu einem Liebespaar.
Im Park des Freiherrn Wangenheim
steht er, der berühmte Stein.

27 Stutzel

Wie Goethe es schon hat getan,
steigt Lumpi nun auf den Kickelhahn.
Er schaut, und plötzlich fängt er an zu träumen,
es flüstert leise von den Bäumen:
„Über allen Gipfeln ist Ruh’
in allen Wipfeln spürest Du
kaum einen Hauch.
Die Vöglein schweigen im Walde.
warte nur, balde
ruhest du auch.“

(Hat da der Dichter mit ihm gesprochen ???)

27 Kickelhahn

„Mach hinne“, tönt es „Du Lumpizwerg,
und wandere nun zum Hörselberg.
Dort wohnt die Venus in ihrer Höhle
und raubt dem Tannhäuser seine Seele.
Tannhäuser ein strahlender Sänger war,
wär heut’ bei Bohlen Superstar.
Doch als diese Weib sein Singen gehört,
hat sie ihn mit ihren Reizen betört,
so daß er ein Jahr bei ihr geblieben
getrennt von der Welt und seinen Lieben.

27 Tannhäuser 2

Dann hat er bereut, ist nach Rom gegangen,
wollte beim Papst Gnade erlangen.
Doch der heilige Vater erhob seinen Stab
und senkte ihn auf den Sünder herab.
„So wenig, wie am Stabe Blüten gedeihen,
so wenig kann ich Dir je verzeihen.“
Da ging der Sänger voll Trauer von hinnen,
ward wieder in der Höhle drinnen.
Ist niemals wieder heraus gekommen,
hat Gottes Spruch nie mehr vernommen.
Am trockenen Stab, in die Erde gestoßen,
sind bald darauf tausend Blüten gesprossen.

27 hÖRSELBERG MIT STAB

Lumpi will auf den Breitenberg klettern.
Da steht vor ihm ein Krug mit grünen Blättern.
„Der gefällt mir gut, den nehme ich mit.“
Doch als das Ding auf Schritt und Tritt
stets schwerer wird, stört das Gewicht.
„Das Grünzeug“, denkt er „brauch ich nicht!“
und schüttet alle Blätter aus.
Doch ist er endlich dann zu Haus,
da hört er’s klimpern in der Kanne.
Na, das war eine schöne Panne!
Zwei Blättchen, die am Boden verbandelt
hatten sich in pures Gold verwandelt.
Die Gabe aus des Hütchens Hand
hatte Lumpi nicht erkannt.

27 Ruhla Breitenberg mit Lumpi

Daß er das Geschenk verschmäht,
wird sich rächen, wie Ihr seht.
Hier im düst’ren Lappengrund
tut sich ihm die Windsbraut kund.
Zusammen mit Gevatter Sturm,
der vom Alexanderturm
schaurig pfeift. Die Locken zaust,
daß es Lumpi nur so graust.

27 Lappengrund mit Windsbraut

Schnell macht sich Lumpi auf die Socken,
bleibt in der Rittergasse hocken,
Und zu seinem großen Entsetzen
sieht er den kopflosen Ritter anwetzen.
Der fordert zum Kampfe auf Hieb und Stich,
und Lumpi gruselt sich fürchterlich.
Da kommen die verschwundenen Jungfrau’n geflogen
und hätten ihn beinah auf’s Hausfeld gezogen.
Sie sind auf junges Blut versessen.
Erschaudernd denkt Lumpi: „Die wollen mich fressen.“

27 kopfloser Ritter

Zum Schluß erscheinen all die Hütchen,
wollen kühlen nun sein Mütchen.
Bergmannsleut’ mit ihren Knechten
kriechen aus verborgnen Schächten,
und mit ihren spitzen Hacken
wollen sie den Lumpi packen.
Messerschmiede, wohl ein Heer,
sind dem Ärmsten hinterher,
auch die Pfeifenschnitzer nun
wollen diesem Böses tun.
Kommen dann zu allerletzt
die Thiel-Gebrüder angewetzt.
Er soll tausend Uhren kaufen,
muß sonst in der Ruhl ersaufen.

27 Hütchenaufstand

(Die von den Gebrüdern Thiel gegründete Metallwarenfabrik hat 140 Jahre Tradition
Ihre Uhren sind weltbekannt,)

27 Gebr, Thiel

Das erscheinen der Gestalten läßt Lumpi nicht ruhn,
fürchtet, er hab’s mit dem „Gottseibeiuns“* zu tun.
Ach, es ist hier nicht mehr friedlich.
Lumpi find’ es ungemütlich.
Und so will er schnell nach Haus,

Abenteuer ist nun aus.

*(Gottseibeiuns = Teufel.)

Doch als er dann wieder in Bielefeld ist,
hat Lumpi das alles sehr vermißt.
Die Ruhl kommt ihm gar nicht aus dem Sinn.
Ich glaub, der muß da bald wieder hin.
Er hat doch so manches noch nicht gesehn,
zum Löttöpfchen* wollte er doch noch gehen.

Ofn Löittöpfen, ofn Löittöpfen
würd me mit Füür överschött.
Dao werrn den Jung und Mesjen
üihr Herzen zusumme gelött.

*Die Turmreste der im Mittelalter hart umkämpften Burg Scharfenberg (1137 erstmals erwähnt)
ähnelt einem Löttopf. Heute ist es ein beliebter Treffpunkt der Jugend, deren „Herzen dort
zusammengelötet“ werden.

27 Lötttöpfchen 2

Nun ist aber wirklich Schluß!

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