28 Lumpis Reise nach Irgendwo.
Ach, was ist das für ein Graus: Krach gibt es im Lumpihaus.
Lumpis Freundin ist betrübt, glaubt, dass er sie nicht mehr liebt.
“Immer lässt Du mich allein!” Auch der Papagei stimmt ein.
Selbst Frau Maus ist auf dem Platz. Sie zanken sich wie Hund und Katz.
“Stets muß ich zuhause hocken, kochen, waschen Shirts und Socken.
Du gehst, wie es Dir gefällt, in die große weite Welt.
Und es ist ja schon zum Lachen, könntest alles das nicht machen,
Abenteuer, kleiner Tor, bereit’ ich im Computer vor.”
“Na, das werd’ ich Euch beweisen, kann auch ohne das verreisen!”
Lumpi packt die Wanderschuh, und knallt dann die Türe zu.
Und er denkt sich dabei munter: “Rutscht mir doch den Buckel runter!
Brauch nicht Fax noch Video, reis’ einfach nach Irgendwo.”
Ohne Weg und ohne Ziel tappt er los rein nach Gefühl.
Wandert auf dem Pfad der Sinne und trifft seltensame Dinge.
Ein schwarzes Schloß, so winzig klein, taucht da auf im Nebelschein.
Und über einem Felsengrund steht ein großer blauer Hund.
Er bellt Lumpi wütend an: “Pack Dich, und verschwinde Mann!
Hier ist das Reich von Macht und Geld. Und wem dieses nicht gefällt,
wird von dem Herren, der hier waltet, unverzüglich ausgeschaltet.”
“Höre Wächter, laß mich ein, will auch reich und mächtig sein.”
“Suchst Du Glück, dann geht Dein Streben aber gründlich Dir daneben.
Schau Dir den an, der ist reich, aber bitterarm zugleich.”
Sieh, wie dort der Geier kauert, und auf seine Beute lauert.
Es thront der dürre Trunkenbold auf einem Riesenberg von Gold.
Edelsteine in der Tasche sitzt er zitternd, greift zur Flasche.
Da, nun ist er schon am Schwanken, seine einzigen Gedanken:
“Wenn ein Bösewicht jetzt käme, alle Schätze weg mir nehme,
käme ich in große Not, das wäre bestimmt mein Tod.”
Er sieht Lumpi, Furcht ihn packt, da ist er einfach weggesackt.
“Und da drüben hockt ein Mann, schau nur diesen Fettsack an.
Braten, Kuchen solche Sachen, meint er, dass sie glücklich machen.
Schon seit 47 Wochen frisst er nun ununterbrochen
eine Keule nach der andren, kann nicht hüpfen, kann nicht wandern.
Und nun stopft er noch im Nu eine Rostbratwurst dazu.
Damit hat er es verpatzt, schau, grad ist der Mann geplatzt!”
Manche sind vom Geld besessen, andre völlern sich mit Essen.
Doch das Schlimmste, gib nun Acht, ist die Gier nach großer Macht.
Ach, wie schnell führt die zum Krieg, und jeder kämpft um Ruhm und Sieg.
Wie sie dann Kanonen gießen, Bunker aus der Erde sprießen,
Bomben aus dem Himmel fallen, die Vernichtung dann von allem,
was den Menschen lieb und wert, Vater, Mutter , Haus und Herd.
Darum dringend rat ich Dir, meide dieses Machtrevier.
Ei, wo kommt denn Justus her, schießt ja auch mit ‘nem Gewehr!
Doch von Kriegslust keine Spur, denn der Junge spielt ja nur.
Da ist Lumpi fortgegangen, hat zu denken angefangen.
Es muß wohl in unsrem Leben auch noch etwas andres geben.
Sucht nun einen, der ihm sagt, was die Menschen glücklich macht.
Wandert weiter wie im Traum, steht vor einem kahlen Baum.
Sitzt darauf ne grüne Katze und hebt bittend ihre Tatze.
Lumpi will gerade fragen: “Kätzchen, was willst du mir sagen?”
Da maunzt das Tier ganz jämmerlich: “Ach hilf mir doch, ich bitte dich.
Ich weiß, mit materiellen Dingen, läßt niemals sich das Glück erzwingen,
So ist mein Reich das Land der Seele, doch höre, daß ich nicht verhehle,
Gefühle sind nicht immer echt, das Gute ist auch manchmal schlecht.
und oftmals wartet man am Schluß vergeblich auf den Musenkuß.
Ich habe nun mein ganzes Leben der Liebe und der Kunst gegeben.
Doch alles ist so öd und kahl, die Worte sind so leer und schal.
sieh nur den Schauspieler dort drüben, die Zuschauer, wie sie ihn lieben,
spielt, wie es ihm wohl so gefällt, ist auf der Bühne strahlend Held,
und wird dann hinter den Kulissen von den Kollegen fast zerrissen.
Ach, auch die Presse schont ihn nicht, was ist er für ein armer Wicht.
Mäht wie Gras ihn mit der Sense. Dem Mimen flicht die Nachwelt keine Kränze.
Dem Poet, der alle Zeit den schönen Worten Flügel leiht,
hilft seine Kunst nicht aus der Not, bringt ihm nicht mal sein täglich Brot.
Auch der stille arme Maler verdient nicht mal ‘nen halben Taler.
Ach, ich sage Dir, mein Sohn, Kunst bringt Dir nur Hungerlohn.
Doch wie steht es mit der Liebe, auch hier Tücke, Haß und Hiebe.
Versteh, wovon dies Bildnis handelt, von Liebe, die in Haß verwandelt.
Die Frau vergiftet grad im Wahn den einst so sehr geliebten Mann.
Du kannst in der Geschichte lesen, Gefühle sind es stets gewesen,
die, mehr als der Verstand gewichtet, die schlimmsten Taten angerichtet.
Wie das Kätzchen grad so klagt, da kommt der Hund herangejagt.
Heißt es zwar seit alten Tagen , dass Hund und Katz’ sich nicht vertragen,
weil ja Verstand und das Gefühl ein jedes oft was and’res will.
Nur wenn sie gleichwertig im Leben, kann es Glück und Frieden geben.
Und sie reichen sich die Tatze, der blaue Hund und die grüne Katze.
Da hat der Lumpi nachgedacht und auf den Heimweg sich gemacht.
Die Reise in das Reich der Sinne war nur in seinem Kopfe drinne.
So kommt er aus dem Irgendwo zurück zur Freundin und ist froh.
Glücklich sehen wir die beiden, sie wollen sich nun nicht mehr streiten.
Denn jeder soll auf dieser Erden nach seiner Fasson selig werden.
Allein, so Lumpi dann verspricht, mach ich die nächste Reise nicht.
Es strahl’n auch Papagei und Maus, und ….
Abenteuer ist nun aus!