Der Junge vom Gerinctrop. ( Meyer zu Jerrendorf )

Titel Jerrentrup

Seit Jahrhunderten waren Sachsen aus Holstein auf Wanderschaft gegangen. Sie kamen auch ins heutige Westfalen. Kaiser Julian bezeichnete diese Siedler aus dem Norden als “Raubscharen vom westlichen Meer”. So hatte sich um 6oo eine Sippe im “braches Land” am Rande des Johannisbaches angesiedelt und einen Bauernhof errichtet. Nach dem Schutzpatron, dem Edlen Gero, wurde er “Gerinctrop” genannt und ist 974 erstmalig urkundlich erwähnt worden. Heute heißt dieser älteste Meyerhof der Gegend “Jerrendorf”.
Auch andere Bauern ließen sich hier nieder. Das waren die Anfänge von “Brake”.

Meyer zu Jerrendorf bunt

Hof Meyer zu Jerrendorf.

Auf dem Gerinctrophof nun wohnte der Knabe Adalhard, der Älteste von 9 Geschwistern. Er war ein wilder Junge und sehnte sich nach Heldentaten. Schon früh hatte ihn sein Vater die Jagd auf Vögel und Waldtiere gelehrt, und voller Stolz brachte er mit 11 Jahren den ersten selbsterlegten Keiler nach Hause.
Doch sein Tatendrang war groß, er wollte kämpfen. Und so begab er sich, kaum 14, eines nachts zu dem Familien-Pfahlgott, der aus der Johannisbach-Aue aufragte, um ihn um Rat zu befragen.

Jerrentrup Astgabelidol Pfahlgötzenj

 

Er löste die Fibel von seinem Umhang und bekleidete damit den Pfahl, auf daß er lebendig werde, denn ein nacktes Holz hat keine Kräfte. Da hörte er plötzlich das Heulen eines Uhus, das Gewand fing an zu flattern und eine Stimme flüsterte: “Wähle den Weg, der dort hin führt, wo die Sonne 2 Stunden vor ihrem Zenit steht.” Und so machte er sich auf, den Eggeweg entlang zur Karlsschanze, um die Götter seinem Vorhaben gnädig zu stimmen. Es begrüßte ihn ein Opferstein von gewaltigen Ausmaßen. Man nennt ihn den Wächter der Sachsen, den “faulen Jäger”, und er zollte dem Fels seine gebührende Ehre. Daneben erhob sich die Irminsul.

JerrentrupDoppel mit A

Sie symbolisiert die Weltenesche, die das All trägt, und Adalhard flehte: “Stehet mir bei, ihr Kräfte der Natur, daß ich im Kampfe gegen unsere Feinde siegreich sein möge.” Aus sieben Quellen schlürfte er Wasser und kam endlich zur Getrudenkammer in der Drudenhöhle. Die Druidin “die Weise Wawa” wohnte als Einsiedlerin in dieser Höhle. Sie warnte ihn vor Träumen, in denen er von Wolfsrudeln gehetzt werde, dann segnete sie ihn und gab ihm einen Froschschenkel als Talisman mit.

JerrentrupGertrudskammer mit A

Es tobte der Krieg gegen den mächtigen Frankenkönig Karl. Die einzelnen Stämme hatten sich zusamengeschlossen, beim Thing den Edeling Widukind zu ihren Führer erwählt, und Adalhard schloß sich den Gefährten des Herzogs an. Er bekam feierlich den “Sax”, das Kurzschwert der Kämpfer überreicht und gehörte nun zur Gefolgschaft Widukinds. Die Franken unter Karl waren bereits zum christlichen Glauben übergetreten, doch Widukinds Mannen hielten an ihren alten Göttern fest.
Adalhard hatte Wawas Gabe in einer Nußschale verschlossen ,mit einer Kordel verbunden ,stets am Körper, und sie gab ihm Kraft. Er kämpfte tapfer aber auch umsichtig in vielen Gefechten. Er wurde schnell vom Jungkrieger zum Führer einer Rotte. Einmal bekam er die Aufgabe, zu erkunden, auf welchen Wegen sich die Feinde ihnen näherten. Er pirschte durch wilden Buchenwald und hatte gerade am Rande einer engen Mulde seinen mit Ornamenten geschmückten Spangenhelm im Moos abgelegt und kurz geruht, da träumte er diesen schrecklichen Traum der wilden Wölfe. Aufgeschreckt durch ein Rascheln auf seiner Brust, meinte er ein seltsames Quaken zu hören. Er lauschte in sich hinein:

Jerren Wald mit A

“Hör mein Gebot, groß ist die Not,
im Hohlweg lauert der sichere Tod.
Ich rate Dir, mach’s wie wir.
Ein Teich ist die Hilf, spring ins Schilf.”

Und kaum hatte er die Stimme vernommen, tönten Kriegsgesänge an sein Ohr und eine wilde Horde feindlicher Krieger näherten sich ihm. Barhäuptig und schutzlos gegen die Übermacht sah er sich schon verloren. Da entdeckte er, wie durch ein Wunder, neben sich einen kleinen Tümpel. Gerade noch schaffte er den Sprung hinein und war gerettet. Zweimal noch bewahrte ihn der Frosch vor Unheil.
Der Krieg währte über drei Jahrzehnte, und selbst, als der Frankenkönig bei Verden in einem Blutgericht 3 ooo Edle enthaupten ließ, darunter auch Adalhards Vater, knieten die Sachsen nicht vor einem Kreuz. Adalhard, inzwischen zum kampferprobten Helden geworden, schwor: “Eher wird der stolze Rappe des Herzogs zum Schimmel, als ich zu einem Christ!” Doch endlich beugte Widukind sein Haupt vor dem großen Karl, und …. am nächsten Morgen war dessen Roß zum Schimmel gewandelt. Da brach auch Adalhard sein Gelübde, die Macht des Christengottes hatte ihn gewonnen.
Er ging zurück zu seinem Gehöft und nahm die verwaiste Stelle seines Vaters ein, sorgte für seine Mutter und die Geschwister und lebte in Frieden. Von wilden Wölfen träumte er nie wieder, und den kleinen Froschschenkel gab er weiter an seinen ältesten Sohn. Und vielleicht hat ihn auch noch der heutige Meyer zu Jerrendorf in einer Schatulle als Talisman.

Widukinds Schimmel aber, das “Sachsenroß” wurde zum Wappentier.

Sachsenroß

 

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