Drei Wochen ließ Lumpi verbummeln, dann kriegt er wieder mal die
Hummeln:
“Ich würd’ so gerne – bitte schön – auf einer großen Bühne stehn.
Theaterspielen, tanzen, singen, möchte’ ich, und könnt’s gewiß weit bringen,
ich wär’ – das ist doch sonnenklar – bestimmt ein weltberühmter Star.”
Es warnt das Papageientier, die Freundin fleht: “Ach bleib doch hier!”
Doch Lumpi packt und wandert los und fühlt sich in der Musen Schoß.

Wie er so streift durch Berg und Tal, sieht er am Waldrand auf einmal
ein Wägelchen mit Gauklern stehn. “Die werden meinen Wunsch verstehn.”
Doch darf er, weil sonst nichts von Nutzen, nur ihren Ziegenstall jetzt putzen.

Schnurstrax geht’s zu Zirkus Krone, Seiltanz? Ahnung hat er nicht die Bohne.
Mit Löwen hätt’ er nichts zu tun, bekommt ‘ne Nummer mit ‘nem Huhn.
Das gackert laut nach alter Leier, Lumpi legt lila Plastikeier.

“Ein Fernsehstar wär’ auch ganz schön, werd mal zum Direktor gehn.”
Lumpi fragt beim Funkhaus an, ob man ihn gebrauchen kann.
“Grad in der Sendung mit der Maus, da kenn ich mich doch bestens aus.
Ich könnte einen Floh dressieren, im Flohzirkus ihn vor dann führen.”
“Ach ja, Vorschläge gibt es doch von allen, doch leider könn’ wir nichts bezahlen.
Wenn wir nicht die Gebühr’n erhöhn, mußt Lumpi, Du, nach Hause gehn.

In der Residenzstadt Dresden ist der Lumpi auch gewesen.
Die Semperoper, wird erzählt, sei die schönste auf der Welt.
Und er schaut sich an genau diesen prächt’gen Opernbau.
Er findet es zwar recht gemein, darf nur als Zuschauer herein.
Das kann er überhaupt nicht fassen, setzt sich beleidigt auf den Rasen,
doch hat er trotzdem großes Glück, man spielt ein ganz bekanntes Stück.
Er hebt den Kopf nun in die Höh’, und sieht vor sich die Puppenfee. Und auf einmal, welches Wunder, schwebt die Quadriga von der Kuppel herunter und fährt wie ein Phantom mit Panterkraft davon.

In England war einst ein Dichter zu Haus, der dachte sich viele Geschichten aus.
Mal waren sie traurig und mal zum Lachen, es machten Elfen komische Sachen.
Von Oberon , dem Elfenkönig, erzählt er im “Sommernachtstraum” ein wenig.
In dem Stück zu spielen war Lumpis Ziel, und dann begann das wunderlich’ Spiel.
Von Blumenduft schier ganz benommen, hat er ‘nen Eselskopf bekommen.
Lumpi kann es glauben kaum, doch das war wirklich ein Sommertraum.

In Bern spielt man den Willhelm Tell. Man braucht Ersatz, und zwar ganz schnell.
Der Junge, den man sonst genommen, hat grad die Masern jetzt bekommen.
Ei Lumpi, das ist Deine Chance, dann sonnst du dich im Bühnenglanze.
Als er nun steht, der arme Tropf, mit einem Apfel auf dem Kopf,
da hat ihn große Furcht gepackt, und er ist einfach weggesackt.
Der Tell war darob sehr verdrossen, er hat ja in den Baum geschossen.

Dann ist er nach Verona gefahren. In der alten Arena von vor 2 ooo Jahren
da wird heute großes Theater gemacht, und Lumpi hat sich dann einfach gedacht,
im Dunklen merkt doch niemand mehr, dass ich eigentlich nicht dazu gehör.
Als Zigeunerjunge schleicht er sich ein, um einmal bei “Carmen” dabei zu sein.

Zu der Musenstadt, nach Wien, zieht es nun den Lumpi hin.
Lumpi stärkt sich noch im Prater, stiefelt dann zum Burgtheater.
Der Pförtner hat ihn gleich erkannt, nun spricht zu ihm der Indendant:
“Als Lumpi kennen wir Dich gut, und bewundern Deinen Mut,
wie Abenteuer du bestehst und immer neue Wege gehst,
doch in diesen heil’gen Hallen würdest Du uns nicht gefallen.”

Rutscht mir doch den Buckel runter, so schnell kriegt mich keiner unter,
nun werd’ ich nach Moskau reisen, mein Talent dort zu beweisen.
Zum Bolschoi-Theater geht er, auf der Probebühne steht er.
Meister des Ballets fragt an: “Kannst du tanzen “Sterbend Schwan”?
Und der Lumpi voller Mut: “Sicher, das kann ich doch gut.
Ist doch einfach zu verstehn, hab’s im Krimi oft gesehn,
und ich bin ja auch nicht dumm, ich krächze 2 x und plumps um!”

Lumpi hat hier seinen Spaß, fragt sich nur: “Was ist denn das,
die machen Faxen auf der Bühne.” ” Die Kunstart nennt man Pantomine.
Mit Worten wird hier nicht erzählt, die Mimik wird dazu gewählt.
Ich beschreibe eine Sache durch die Geste, die ich mache.
Der Körper spricht in jeder Lage, man nennt das auch “Gebärdensprache”.

Wenn der Sommer kommt herbei, spielt man in Segeberg Karl May.
Da reitet Winnetou behänd mit seinem Freund Old Shatterhand.
Vielleicht, so denkt der Lumpi nun, krieg ich da auch etwas zu tun.
Doch er verwechselt das Kostüm, und alle lachen über ihn.
Er steht da am Indianerzelt als Alian aus and’rer Welt.

Was scher’n mich Winnetouens Leute, hab doch an Römern viel mehr Freude.
Kalkriese, Kampfplatz der Kohorten. Ist Lumpi aufgenommen worden?
Der Hauptmann schimpft: “Mann, bist du dumm? Man spielt nicht mit der Maske rum.
Das ist doch ein Museumsstück, und Du, hau ab, nach Haus zurück!!

Lumpi denkt, ich fänd’ es nett, wär’ ich ein Ass im Kabarett.
Doch in Berlin der “Wintergarten” tut auch nicht grad auf Lumpi warten,
denn die Witze seiner Art haben einen langen Bart.
Den Zuschauern ist es ein Graus, sie buhen schlicht den “Künstler” aus.
Und als er schließlich ganz penibelt sein Vaterland verhohnepiepelt,
da kriegt er’s mit der Polizei, und seine Laufbahn ist vorbei.

Da ist nach China er gegangen, hat’s Schattenspielen angefangen.
Als Drachen wurd’ er eingesetzt. Da kommt der Meister angewetzt:
“Welch Depp spielt da, du lieber Schreck, steck schleunigst Deinen Nischel weg.”
Und wieder mal war es “umsunst”, es klappt nicht mit der großen Kunst.

Bucht nun ein Ticket für ‘nen Jet, besucht New York, und geht zur Met.
Dem Metropolitan geziehmt, wer dort singt, der wird weltberühmt.
Er kommt sich ja beim Singen vor, wie ein begnadeter Tenor.
Die Opera ist riesengroß: “Verflixt noch mal, was sing ich bloß.”
In Arien von Johann Strauß, da ging ihm schnell die Puste aus.
Und als er sang “Kommt ein Vogel geflogen”, da ist er selber rausgeflogen.

Lumpi guckt nun mal vorbei beim Zauberpaar Siegfried und Roy.
Die werden wohl im ganzen Land “die größten Magier” genannt.
Doch leider – so ‘nen Wicht, den brauchen diese beiden nicht.
Verwehrt bleibt ihm , mit zu gestalten, doch darf er mal ein Kätzchen halten.

Der Hütchenspieler Hermann Hühne hat auch so eine Zauberbühne.
Obwohl ihm viele Gaffer lauschen, mit dem möcht Lumpi niemals tauschen,
denn sein Gehabe ist ein Graus, er nimmt ja nur die Leute aus.
Er zieht – und das ist seine Masche – den Leuten Geld nur aus der Tasche.
Lumpi würd’ vor Angst stets zittern und säh’ sich landen hinter Gittern.

 

In Bielefeld, dass Ihr’s nur wisst, meld’ Lumpi sich nun als Statist
für’s nächste Weihnachtsmärchen an, die brauchen noch ‘nen kleinen Mann.
Er spielt, dieweil er gerne möcht’s, den dritten Tannenbaum von rechts.
Doch als er schon beim Proben wackelt, da wurde gar nicht lang gefackelt,
er wurde einfach abgesetzt. Na und, was macht der Lumpi jetzt?

Den Puppenspielern abgeschaut hat er ein Kaspertheater gebaut.
Da spielt er für sich ganz allein, so kann er mal Kasper mal König sein.
Sein einziger Zuschauer ist Frau Maus, und

Abenteuer ist nun aus.