Die Knopfwolke. ( ein Wintermärchen)
Es schneit und schneit!
Da gibt’s mal wieder eine lustige Unsinngeschichte.
Aber nicht nur die reichen Scheichs sind Kunden in Bielefeld, nein, ob ihr’s glaubt oder nicht, auch Petrus hat hier schon einmal eingekauft.
Und das kam so:
Wunder geschehen nicht alle Tage, aber alle Tage kann man sich wundern. Zum Beispiel über die Knopfwolke. Na, das war eine ganz dumme Geschichte. Jeder weiß ja, daß Petrus für das Wetter verantwortlich ist. Nun hat er da eine große Schar Mitarbeiter, die genau Buch darüber führen, welche Wolken für welches Wetter zuständig sind. Die rosa Abendwölkchen, wenn das Wetter schön werden soll, oder die Federwölkchen, die am Sommerhimmel schweben, die grauen dicken Steppdecken, aus denen der Regen rinnt, die kleinen wollenen Schäfchenwolken, die aussehen, als ob eine große Schafherde über den Himmel weidet, und schließlich die schwarzen, furchterregenden Gewitterwolken, aus denen es donnert und blitzt.
Das alles muß natürlich gut organisiert sein, damit immer die richtige Wolke für das entsprechende Wetter da ist. Am einfachsten ist es natürlich, wenn der Himmel wolkenlkos strahlend blau ist, dann machen nämlich Petrus und seine Mitarbeiter ein paar Tage Urlaub. Für den Wind haben sie neuerdings eine Windmaschine, und die wird per Fernbedienung in Betrieb gesetzt.
Weil nun in letzter Zeit die Wettermachergewerkschaft darauf drängt, Arbeitszeitverkürzung einzuführen, also die 20-Stundenwoche,oder sogar noch weniger, auch die Himmel muß sparen, ist Petrus in großer Sorge, wie er denn das schaffen soll. Die ganze Schieberei macht doch sehr viel Arbeit. Er hat deshalb eine Prämie ausgesetzt. Wer den besten Vorschlag macht, kann demnächst in einem vollklimatisierten Himmelteil wohnen, wo es überhaupt gar kein Wetter mehr gibt. Nun wurden da die seltsamsten Vorschläge eingebracht. Einer meinte, man solle das genau regeln. Etwa: Montags Sonne, Dienstag ein bißchen Landregen, Mittwoch vielleicht einen Sturm, Donnerstag, Freitag könnte es ein wenig schneien, und zum Wochende dann wieder Sonne. Da wären sicher alle einverstanden, und man hätte eine arbeitssparende Dauerlösung. “Quatsch”, sagte Petrus, “einfach Quatsch! Was soll denn aus den Pflanzen werden, die kommen ja völlig durcheinander.” Ein anderer machte den Vorschlag, eine einheitliche Wolkenuniform einzuführen, man würde dann schon rechtzeitig sehen, was es für Wetter gäbe. Doch Petrus protestierte auch hier: “Nein, das ist auch sehr töricht, eine Wetterkarte ist kein Lottoschein, und eine Wolke ist kein Bilderrätsel, wo man raten muß, was hinterher herauskommt.”
Ein besonders Schlauer wollte die Wolken einfach abschaffen und mittels einer Holographie Wolkenbilder in den Himmel werfen. Man könnte ein paar Himmelarbeiter auf Außendienst schicken, zwar wäre einerseits der Weg zur Arbeit ein bißchen weit, andererseits kämen sie aber da unten in den Genuß einer Rente. Die ganze Tätigkeit der Wolken sollte dann von der Erde aus geschehen mit Berieselung, Schneekanonen, Trockenschleudern, und was man sonst noch erfinden könne.
“Nein, das ist alles ungeeignet. Ich glaube, wir geben es auf,” seufzte Petrus.
Da kam aber plötzlich von Frau Holle, die ja immer mit den Betten umgeht, ein besonderer Vorschlag: “Wie wäre es, wenn man eine Wolke nähme und ihr einen Bettbezug umknöpfte. Mal einen in pinkrosa, mal einen in dunkelgrau und mal einen mit Federchen drauf,
dann käme man mit einem Wolkenexemplar aus und müßte nur immer die Bezüge wechseln. Dieser Vorschlag nun gefiel Petrus ausnehmend gut. Er war preiswert und praktisch. Und so gab er gleich einen Auftrag an eine Bielefelder Wäschefabrik. Ich habe so hintenherum gehört, es sei Strunkmann und Meister gewesen, und die nähten nun riesige Bettbezge. Meist als Wendebezüge, vorn rosa, auf der anderen Seite schwarz-weiß gestreift für den Regen. Nun hatte man die Universal-Knopfwolke. Wenn man jetzt am Himmel eine besonders schöne Wolke sieht und man ganz genau hinschaut, dann kann man viele kleine Löcher und darin schwarze Punkte erkennen. Das sind nämlich die Knopflöcher und die Knöpfe, bestimmt ! Doch in allerneuesten Zeit werden immer mehr Bezüge mit Reißverschluß bevorzugt. Damit geht der Wetterwechsel noch schneller. Aber wer weiß denn, was denen da oben noch alles einfällt. Denn neulich, ihr werdet es nicht glauben, hatte die Firma aus Versehen einen Blümchenbezug geliefert, und … da sind doch tatsächlich Rosen vom Himmel gefallen.
Einen kleinen Nachtrag muß ich noch machen. Alles schien ja soweit wohlgeordnet, aber … denkste!! Obwohl der gute Vorschlag ja von Frau Holle selber stammte, hatte sie plötzlich Einwände. Eines Tages kam die Frau aufgeregt ins geheiligte Arbeitszimmer ihres Chefs herein-geschneit: “Mann, so geht das nun aber nicht. Ich kann nicht warten, bis Ihr Eure ganze Wolkenkollektion durchgearbeitet habt, bis ich mal dran komme. Ich brauche meinen eigenen Bettbezug. Ich muß schneien können, wann ich will. Die Skiurlauber und die Kinder, die einen Schneemann bauen wollen, müssen sich auf mich verlassen können. Was soll das für die Reieversicherungen sonst für ein Geld kosten.” “Na schön”, meinte Petrus schließlich, “um des lieben Friedens willen, ordern wir eben eine Privatschneewolke für Dich. Aber nur unter der Bedingung, daß du Dich vertraglich verpflichtest, immer zur richtigen Jahreszeit zu schneien, und nicht mal eben im Juli loszuschütteln. Und damit waren beide zufrieden.
Und vor lauter Freude hat Frau Holle zur Weihnachtszeit gleich 3 Wochen lang ihre Schneeflöckchen-Weißröckchen zur Erde geschickt.