02 Lumpis Reise unter die Erde.
Lumpis Reise unter die Erde.
Just vor seinem Zwergenhäuschen sitzt der Lumpi mit Frau Mäuschen.
Machen manchen lust’gen Spaß, schwatzen über dies und das,
übers Wetter, über Preise, über Lumpis letzte Reise.
“Lange ist’s schon wieder her”, seufzt der Lumpi tief und schwer.
“Ach, wie steht der Sinn mir heuer nach ‘nem neuen Abenteuer,
und es wär’ doch gar zu schön, könnt ich mal ins Erdreich sehn.
Doch wie komm ich rein und raus? Rate mir doch, kleine Maus!”
“Nun, das dürf’t nicht schwierig sein, Lumpi komm, ich lad’ Dich ein.”
Kriech mit mir durch Mauseloch, und ich zeig Dir Vieles noch.
Und behände schlüpfen beide auf die Erdenunterseite.
Ach, was gibt es da zu schauen, ein Gewirr von 1000 Tauen,
die sich schlingen, teilen, winden, wie soll man hindurch nur finden?
Sag, was ist das, liebe Maus, kennst Du Dich denn darin aus?
“Das worüber wir hier purzeln das sind viele, viele Wurzeln.
Manche gehen wie ein Stab tief ins Erdenreich hinab,
and’re sind wie eine volle saftige Kartoffelknolle,
Zwiebeln könn’ Dein Beet Dir zieren, Stöcke, die nicht rumspazieren.
Würzelchen fein wie ein Haar, ja das ist schon wunderbar.”
“Sag, Du schlaues Mausevieh, wozu braucht die Pflanze sie?”
Da pardauz, oh weh, oh weh, Lumpi fällt in einen See.
Mit den haaresfeinen Enden woll’n sie Pflanzen Nahrung spenden.
Regen dringt ins Erdreich ein, sammelt sich am harten Stein.
Den unterird’schen Wasserlauf saugen dann die Wurzen auf,
fördern bis zum Kelch hinein, und die Pflanze kann gedeihn.
Nun kratzen beide unter Erden, was sie da wohl finden werden?
Und sie fangen an zu streiten, denn aus längst vergang’nen Zeiten
gibt’s Speeresspitzen, Donnerkeile, Ketten, Fiebeln, Schaben, Beile.
Lumpi staunt, was doch die Alten damals schon gestalten
konnten. Auf so’n Beil ist er erpicht. “Nein”, sagt Maus, “das darfst du nicht.
Funde von so alten Dingen muß man ins Museum bringen.”
Tief in den Berg nun gehen die Wege, plötzlich laute Hammerschläge!
Was die schwarzen Männer wollen? Kohle brechen aus dem Stollen,
schwarzes Gold aus Erde bohren. Dieses rollt dann in den Loren
zu dem großen Fahrstuhlschacht, der es dann zutag gebracht.
Lumpi höre, nicht nur Kohle findet sich in einer Sohle.
Manches Bergwerk birgt noch heuer, Edelsteine gut und teuer,
Diamanten und Saphir, sind so mancher Krone Zier.
“Doch viel wertvoller sind heute Erdölfunde für die Leute,
denn, so lehrt die kluge Maus, man macht ja Benzin daraus.
Wer das Öl hat wird sogleich tausend Säcke Taler reich.
Türme wolkenkratzerhoch bohren in die Erd’ ein Loch,
daß die goldne Ernte fließe und bis in den Himmel schieße.
Um Länder wo die Quellen liegen streitet man in bittren Kriegen.”
“Wenn so viel Unheil drum geschehn, will ich die Türme gar nicht sehn.”
Nun sind sie in einer Höhle, und Gewölbe groß wie Säle
tun sich vor den Augen auf. Zacken gibt es da zu Hauf
wie aus Eis in Winterstagen, andere entgegenragen.
Stalaktiten, Stalakmiten könn’ nur Tropfsteinhöhlen bieten.
Immerzu ein Tröpfchen fällt und bildet diese Zauberwelt.
Wie sie nun so weiterwandern, kommen sie zu einer andern
Höhle. Bilder schmücken ihre Wände. Ja, da haben ganz behände
frühe Menschen dort gezeichnet, was sich dermaleinst ereignet.
Staunend stehen uns’re Zwei, schaun die Höhlenmalerei.
Sie gehn immer tiefer, tiefer, kommen an ‘ne Schicht von Schiefer.
Schiefertafeln groß und kleine macht man stets aus diesem Steine.
Lumpi stutzt: “da sieh mal Maus, das sieht wie ‘ne Muschel aus,
mit dem Stein verwachsen hier”. “Höre ich erklär es Dir.
Es ist Ewigkeiten her, da war hier ein großes Meer.
Und schau hier die Vogelschwinge, findet man solch Urzeitdinge,
heist, dass vor Millionen Jahren Dinosaurier hier waren.”
Lumpi muß sich mal verschnaufen, ist ja schon sehr weit gelaufen.
Wir sind, merkt nun Mäuschen an, unter dem Vesuv-Vulkan.
Und nun finden sie sogar, was solang verborgen war,
eine ganze Römerstadt, die einst der Berg verschüttet hat.
Aus der Asche Haus für Haus graben sie Pompeji aus.
Wunderschöne Fresken säumen Decken, Wände in den Räumen.
Und der Lumpi wünscht sich sehr, dass er ein alter Römer wär.
Lumpi ist, habt Ihr’s vernommen, in Ägypten angekommen.
Tief im Sand der großen Wüste findet er die gold’ne Büste
Einer wunderschönen Frau, Nofrotete, ja, genau!
Diese war – seit Anbeginn – die allerschönste Königin.
Ach, was würde er drum geben, wäre sie doch noch am Leben.
Nun sind beide müd’ und schlapp, woll’n hinauf nicht mehr hinab.
Und sie finden eine Stelle, da entspringt ‘ne saub’re Quelle.
Und sie setzen sich darauf, sprudeln schnell ans Licht hinauf.
Das war wirklich ungeheuer, dies unterird’sche Abenteuer.
Ach, ich dank Dir kleine Maus.
Abenteuer ist nun aus.