Das Solchen (die Solarenergie )
Es begab sich vor urlangen Zeiten, da waren im Raum weder Hisolarenergie)mmel noch Erde, und es schwebte ein mächtiger Riese im Nichts umher. Er schien blind und taub, nur mit dem Tastsinn konnte er sich seiner wahrnehmen. Er vermochte nicht Disteln zu köpfen und Bären zu jagen, denn es gab keine Pflanzen und kein Getier. Auch fehlte es an den Menchen, mit denen er hätte streiten und kämpfen können. So war es dem Giganten grausam langweilig. Als er wieder einmal schwerelos durch das Dunkel streifte, merkte er, daß er mit seiner riesigen Pranke eine handvoll nanokleiner Teilchen eingefangen hatte. Er knetete sie zu einem Klumpen zusammen und schob sie unter seine Füße. Ei welch schönes Spiel, dachte er, und fing noch einmal eine handvoll Teilchen. Diesmal formte er ein Bällchen und warf ihn mit großem Schwung über seinen Kopf. Da fing der kleine Ball an zu schwellen, und je höher er kam, desto größer und heißer wurde er. Und auf einmal konnte der Einsame mit seinen Augen sehen, daß sich das leere Dunkel erhellte und über ihm eine riesige Feuerkugel hing.
Und da diese das All vom ewigen “Sein ohne Licht” erlöst hatte, nannte er sie “die große Sol”, die Königin des Himmels. (Millionen Jahre später gaben die Römer ihrem Sonnengott den Namen “Sol”.)
Gleichzeitig wuchs auch der Brocken, auf dem er stand, heran, bildete Berge und Meere und schien sich um das grelle Himmelslicht zu drehen. Der Riese bemerkte nun, daß Myriaden von Pfeilen aus der Sol herausspritzten und auf die Erde schossen – so hatte er den Brocken unter seinen Füßen genannt -, sie erhellten und erwärmten den Stein, und Leben begann zu wachsen. “Solchen” nannte er die feurigen Pfeile.
Unter den unzähligen Geschwistern, die alle eine nützliche Arbeit auf der Erde leisteten, hatte nun aber ein Solchen eine besondere Aufgabe.
Es sollte Licht in Strom umwandeln, denn diesen brauchten die vielen Menschen, die es mittlerweile gab, für ihre Zwecke.
Nun war das Solchen aber ein ganz schlaues Persönchen. Es wußte, daß alle Energie, die im Weltall herumschwirrt sich zwar verwandeln kann, aber in ihrer Summe stets gleichbleibt. Und so meinte es keck:
“Oooch, Strom finde ich doof, ich möchte mich viel lieber in eine Blumenfee verwandeln, die schönsten Blütenkleider tragen und meine Energie in Duft umwandeln.” “Paperlapapp” bekam sie zu hören, “typisch für so ein Mamsellchen wie Dich, nichts wie Putz und Mode im Kopf. Du hast vernünftige Arbeit zu leisten wie alle Deine Geschwister auch. Basta.”
Tja, da mußte sich das Solchen wohl fügen. Es war auf einem Metallbrocken gelandet und dachte nun scharf nach. Was ist denn eigentlich dieser blöde Strom? Man kann ihn nicht sehen, nicht riechen und auch nicht schmecken, ich weiß wirklich nicht, wozu man den gebrauchen soll. Und es sann und sann und wurde immer zappeliger. Es hüpfte von einem Bein auf das andere, und plötzlich … fühlte es ein Kribbeln unter ihren Füßen. “Nanu” dachte es, “kriechen da Ameisen unter mir rum”? Nein, es waren keine Ameisen, es war so. Das Metallatom hatte um seinem Kern herum mehrere Schalen wie Schutzwälle. Darin hausten seine Untermieter, die Elektronen, die schlafen da friedlich und halten die Lage neutral. Durch dieses Lichtgetrappel waren sie nun aufgeweckt worden, hatten sich aus ihren Verknüpfungen gelöst und waren schleunigst in einen anderen Wall davongelaufen. Das Atom war geladen vor Wut… es war aufgeladen, es war ein elektrischer Leiter geworden, es floß Strom. Das Solchen hatte seine elektrische Energie in Strom verwandelt. Doch da brüllte es plötzlich los: “Halt, stopp, zurück, so geht das nicht. Ihr könnt mir nicht auf einmal alle meine Energie wegnehmen, dann bin ich ja nicht mehr. Erstmal muß ich wissen, wie das weiter geht, und ob das Ganze überhaupt klappt!”
Und so überlegte das Kleine weiter. Welcher Stoff ist am empfindlichsten für die Lichtberührung. Glas ist ganz neutral, da bewegt sich garnichts, es isoliert. Anders reagiert Metall, besonders Kupfer, das leitet immer. Aber es gibt Stoffe, die zwischen den Schalen um das Atom eine neutrale Schicht haben, und abhängig von der Temperatur können die “fliehenden” Elektronen diese durchdringen, also Strom leiten oder sie werden isoliert. Man nennt diese Stoffe Halbleiter. Und am wirksamsten ist die Kieselerde, das Silicium. Es hat Eigenschaften wie ein Metall und auch solche der Nichtmetalle. Solchen schaufelte und kratzte nun voller Eifer wie ein Schatzsucher, und fand es in der Erdkruste, im Sand, im Lehm sogar in den Steinen der Pyramiden. Überall auf der Erde gibt es Silicium. Es ist ist nach dem Sauerstoff das zweithäufigste Element auf der Erde. Wahrscheinlich war der Brocken auf dem der alte Urriese am Anfang der Welt stand schon aus Silicium. In der Steinzeit wurden aus solchen Gesteinen Werkzeuge hergestellt.
Aber wie kann man den Vorgang nun fürs praktische Leben nutzen?
Wo kommt das meiste Licht hin? Auf Teiche, auf freie Straßen, tja aber wie soll man es da auffangen? Da kann dem Solchen die zündende Idee, Dächer! Dächer sind doch prima geeignet. Die ragen ja nur nutzlos in den Himmel und könnten einen wunderbaren Untergrund bieten für große Platten mit lauter kleinen Zellen, die das Umwandlungswunder bewirken.
Und so geschah es. Heute findet man überall auf geeigneten Gebäuden diese Platten, die das Licht auffangen und in Strom umwandeln. Aus der gewonnen Energie kann man dann wiederum Licht oder Wärme machen, wie man es braucht. Solchen war begeistert.
Später haben kluge Leute dem Solchen einen anderen Namen gegeben. Sie nannten es Photon, aber die Energie, die es schaffte, heißt Solarenergie.
p.s.Ich hab das Solchen mal gefragt, wer solche Platten macht. “Das weißt Du nicht”, hat es geantwortet, “die werden doch in Bielefeld hergestellt.”