Das Gruselhaus (falscher Bauplan)
In der Kesselstraße, unterhalb der Burg, wohnte einst ein fleißiger Bürger Er stellte aus haarfein geschnittenen Tabakblättern einen Kautabak her. Einen großen Kundenkreis bildeten die Seeleute, denn auf den Holzschiffen war das Rauchen verboten.aber auch die feinen Herren fanden Geschmack an diesem Kauvergnügen und kauften gern und viel, so daß er ein wohlhabender Mann wurde.
Nun wollte er sich auch ein stattliches Haus gönnen. und da er, und seine Frau reich mit Kindern gesegnet waren und er zudem Mägde und Kutscher zu seinem Gesinde zählte, machte er zur Bedingung, daß jedes Mitglied seines Hausstandes ein eigenes Fenster haben solle, um auf den Markt zu schauen, denn dort, im Herzen der Stadt, wollte er sein neues Haus errichten lassen.
Der Mann ging nun zu einem Baumeister und trug ihm sein Anliegen vor. Der grübelte, plante und zeichnete, und hatte schließlich ein kugelrundes Haus entworfen, das ringsum Fenster hatte. “Was denkt ihr euch”, grollte der Auftraggeber, “soll ich in einem Karussell hausen?” Dann ging er zum zweiten Meister. Der dachte noch länger nach und zeichnete ihm dann einen hohen Turm mit vielen Stuben übereinander, jede mit einem Fenster zum Markt hinaus. “Einen Turm, was denkt ihr euch, soll ich auf Treppen wohnen und den ganzen Tag auf und ab rennen?” Und so ging er zum dritten Baumeister. Dieser nun war der berühmte Meister Dreiaug. Er war mit drei großen blauen Augen geboren worden. Eines, um nach rechts zu gucken, eines um nach links zu gucken, und das dritte, welches ihm in der Mitte über der Nase gewachsen, war sein Rauf-und-runter-Auge. Diese außerordentliche Fähigkeit machte ihn zu einer Berühmtheit seines Faches, denn, er konnte gleichzeitig sehen, ob die Steine nach beiden Seiten, und nach oben und unten gerecht und bieder aufgebaut waren. Seine Gesellen fürchteten ihn, denn er bemerkte jeden kleinen Fehler sofort.
Dreiaug entwarf ein Haus ganz nach des Mannes Wohlgefallen mit zahlreichen geräumigen Stuben und Kammern und einer Fassade mit vielen Fenstern. Die Grundmauern waren errichtet, und der Bau nahm seinen Fortgang. Da vergaß der Baumeister eines Tages seinen Bauplan und schickte einen Lehrjungen, damit dieser die Zeichnung aus seiner Wohnung hole. Nun hatte Dreiaug eine gute Hausfrau, die gar flink und umsichtig wirtschaftete. Sowie jedoch die Arbeit getan, fing sie an zu häkeln. Sie häkelte Jacken, Schals und Pullover bis ihr die Finger wund wurden. Aber am liebsten häkelte sie zierliche, bunte Deckchen in allen Größen. Die Muster dazu waren aufgezeichnet auf feinem, weißen Papier und sehr verschlungen.
Und so kam es, daß der Lehrbub nicht die Zeichnung für das neue Haus, sondern das Muster für das neue Häkeldeckchen griff. Von da ab geschah Seltsames. Mal ging die Arbeit schnell von der Hand, mal mochte sie beinahe ins Stocken kommen, und dies ging im gIeichen Zeitlauf einher, wie die Frau häkelte. Fiel ihr eine Masche herunter so fiel auch ein eben gelegter Stein herab. Aber sonderbar, er hob sich wieder auf und legte sich von selbst an die richtige Stelle. Mal hüpfte eine ganze Reihe Steine von der Mauer, weil die Frau ein Stückchen aufgeribbelt hatte, wenig später war die Mauer akkurat wieder in Ordnung. Den Gesellen wurde die Sache unheimlich, und sie gingen zum Meister. Der schimpfte sie erst arge Toren, doch dann sah er zu seinem Erstaunen, daß den Giebel lauter kleine Zacken krönten, die er gar nicht geplant hatte. Wie erschrak er aber, als eines Morgens ein riesiger Riß durch den ganzen Bau ging. Da hatte die Katze in der Nacht mit der Häkelarbeit gespielt und eine lange Luftmasche durch das Deckchen gezogen. Ais aber sein Rauf-und-runter-Auge bemerkte, daß sich, zwar recht mühsam, so als müßten sie sehr nachdenken, die Steine wieder aufbauten und langsam den Riß schlossen, war es so entsetzt, daß es noch eine Stunde danach wie ein Fahrstuhl rauf und runter ging, bis es ganz erschöpft war.
Das Haus war ein Gruselhaus, und die Gesellen bekamen Angst. daran zu arbeiten. Ein paar Tage später sah das Haus am Morgen ganz zerknautscht und eingedrückt aus, so, als habe eine Riesenfaust drauf gehauen. Was war passiert? Die Frau hatte das zarte Deckchen am Abend in einer Ecke liegen gelassen, und ihr Mann hatte achtlos ein schweres Buch darauf gelegt, so daß es ganz zerknitterte. Als die Frau aufgeräumt hatte, das Buch wieder im Regal stand, und so das Deckchen seiner Last ledig war, richtete sich auch unter Ächzen das Haus wieder zu seiner vollen Größe auf.
Die Gesellen aber liefen ob des Geisterspukes schreiend davon und schimpften Dreiaug einen bösen Zauberer. Wurde das Haus nun nie vollendet? Oh doch. Die Frau des Baumeisters häkelte ja fleißig weiter bis das Deckchen fertig war, und so baute sich das Haus selbst zu Ende. Und nun erklärt sich auch, warum ganz oben im Giebel Fensterchen entstanden, hinter denen gar keine Kammern mehr lagen, die also in die Luft aufs Dach hinaus gingen. Das waren nämlich die Löcher in den langen Spitzen der Decke gewesen, die zur Zierde dienten.
Der Kautabakfabrikant war entzückt von der Einzigartigkeit seines neuen Heimes und sehr stolz. Die Luftfenster hatten sogleich seine sieben Kätzchen erklettert. Nun hatten auch sie einen eigenen Platz, um auf den Markt zu schauen.
Die anderen Bürger der Stadt sahen voller Neid und Bewunderung den prächtigen neuen Bau und wollten einen ebensolchen. Dreiaug bekam viel zu tun, und da es gutes Geld zu verdienen gab, kehrten auch seine Gesellen zurück. So schön aber wie das Haus mit dem seltsamen, wunderschönen Giebel wurde kein anderes. Es steht noch heute. Es ist das Crüwellhaus.
Das Crüwellhaus wurde weltbekannt, und im Hause spukt es nicht mehr. Im Erdgeschoß ist ein feiner Laden, in dem man Pullover und zarte Häkelsachen kaufen kann. Tief im Keller aber findet man einen Stein, in dem sind drei Augen eingehauen, oder sind es nur Kratzer, die beim Bauen entstanden sind???
Hey, die Geschichte ist wirklich gut. Besonders dass, das Crüwellhaus wirklich mit den Zacken komisch aber schön aussieht.
Hey super tolle Gschichte.
Gruselige GEschichteich weiß nicht ob ich heute schlafen kann
Lg Klaus 54 alleinstehender altenpfleger