24 Lumpi besucht Handwerker von damals-
Es ist schon eine Weile her, da mühte sich der Lumpi sehr,
einen Meister zu gewinnen, um eine Lehre zu beginnen.
Ist zum Bäcker und Schneider gegangen, hat nirgends richtig angefangen,
war gar beim Müller, diesem Ollen, doch keiner hat ihn haben wollen.
Und seitdem, so wurd’ mir berichtet, ist er am Forschen und am Dichten.
Der Hexenmeister war zufrieden, Lumpi hat sich gut entschieden.
Heut’ nun will er hurtig gehn, altes Handwerk anzusehn.
Da kam der Papagei und sprach: Morgen ist auch noch ein Tag!
Zuerst geht er zum Lohgerber:
Leder wird aus Tierhaut gemacht. Zunächst hat man mit viel Bedacht
dem Tier “das Fell über die Ohren gezogen”. (das sagt man auch, wenn
man einen betrogen.)
Nun kratzt man die Häute sauber im Nu, bereitet dann die “Lohe” zu.
Eichenrinde kocht mancv zu einem Sud, in den man dann die Häute tut.
Diesen Vorgang nennt man gerben. Lumpi wollt sich zum Spülen bewerben,
doch er ist zu spät gekommen,
“da sind ihm die Felle weggeschwommen!”
Da wurde ihm ganz plötzlich klar: Lehrjahre sind keine Herrenjahr’!
Der Vogelhändler.
Lumpi spaziert über Wiesen und Steg, da laufen drei Männer ihm über den Weg. Vor Staunen ist er starr und stumm, was tragen die denn für Käfige rum?
Die Leute haben mit Leim an Stangen große und kleine Vögel gefangen.
Sie zwitschern dem Käufer eine fröhliche Messe, oder landen im Topf als Delikatesse.
Lumpi geht weiter und denkt dann noch: “Ich glaube, bei denen piep es doch.”
Der Bader.
Der Bader schert den Männern den Bart. Er tut das jedoch aus seine Art.
Damit die Backe glatt zur Rasur, steckt er in den Mund einen Löffel nur.
Und wenn man einen so verziert,
“den hat man über den Löffel barbiert.”
Er behandelt auch Wunden und kleines Geschwür und hat für Schmerzen ein feines Gespür.
Bei vielen Leiden schröpft er dann, setzt am Rücken kleine Gläschen an.
Auch Blutegel bringen viel Gewinn, sie machen das Blut schnell wieder dünn.
Der Kranke ist von Qualen befreit, und ist zum Zahlen gern bereit.
Doch wenn ihm der Bader dann zuviel abknöpft, dann
“hat er ihn gleich zweimal geschröpft.”
Der Glöckner.
Die Maus, die unter der Kanzel wohnt, der Glöckner, der in der Höhe thront, das sind in diesem Gehäuse zwei arme Kirchenmäuse.
“Ich rate Dir, Du kleine Maus, geh fort aus diesem Gotteshaus.
Hier gibt’s keinen Speck und auch kein Brot, dann bist Du balde mausetot.”
Der Glöckner in seinem hohen Turm, der läutet auch bei Feuer und Sturm,
doch sich zu verzählen darf er nicht wagen,
denn sonst “hat die Glocke 13 geschlagen.”
Der Blaufärber.
Vor 6oo Jahren war es so weit, man fand, daß man mit wildem Waid
die Farbe “blau” erzeugen kann. Der Anbau ernährte gut seinen Mann. Die Waidjunker in Erfurt wurden sogleich mit dieser Pflanze alle reich. Über Nacht verbleibt das Tuch in der Brühe, damit es kräftiug Farbstoff ziehe. Dann trocknet es einen Tag an der Luft, die erst die schöne Bläue ruft. In dieser Zeit muß die Arbeit ruh’n, die Helfer haben nichts zu tun. Sie machen, und das find ich schlau, an diesem Tag ganz einfach “blau”.
Der Kesselflicker.
Am Dorfrand steht ein alter Wagen, sein Lager hat einer da aufgeschlagen.
Die Leute wissen ganz genau, das ist der Kesselflicker mit seiner Frau.
Und seine sieben Kinderlein die sammeln die Töpfe zum Flicken ein.
Nanu, da kommt auch Lumpi noch, denn seine Pfanne hat ein Loch.
Der Alte gerad’ einen Kessel nahm: “Hau ab mit solch modernem Kram,
ich flicke ‘ne Pfanne, die aus Kupfer ist, aber doch nicht solchen Teflonmist.”
Des Lumpis Hals wird immer dicker, und
“sie streiten sich wie die Kesselflicker.”
Die Spinnerin.
Am 17 März, Henriettentag, der Frühling nun ins Land ziehen mag.
Das Spinnrad lässt man jetzt in Ruh’ und wendet sich der Feldarbeit zu.
Doch hat die Maid das nicht erkannt, und legt die Spindel nicht aus der Hand,
dann kommt auf einmal trapp, trapp, trapp
“die Maus und beißt den Faden ab.”
Die Seifensieder.
Um Körper und Wäsche zu waschen versuchten’s die Alten mit Aschen.
Die Ägypter schlugen mit Keulen auf die nassen Stücke ein,
mit Algenasche und Ziegenfett machten die Gallier sich rein.
Man gewinnt reinigendes Natron aus verfaulten Urin,
die Römer mischten dann Olivenöl in ihn.
Die Wäscher wurden sogleich mit diesem Verfahren reich.
Ihr Kaiser Vespasian prägt den Spruch und spricht:
Pecunia non olet : “Geld stinkt nicht!”
Der Lappjäger.
Die Lappjagd gab es weit und breit früher in der alten Zeit.
An Bäume hat man Laken gehängt und die Tiere in eine Richtung gedrängt.
So hat man sie mit viel Bedacht in Scharen vor die Flinte gebracht.
So manches Wildschwein – oh welch Graus!- hauchte so sein Leben aus.
Doch Lumpi geht im Wald spazieren, um Frühlingsblumen aufzuspüren.
Er richtet grad sein Augenmerk auf den Leberblümchenberg.
Er hätte gern ein paar stibitzt, doch Leberblümchen sind geschützt.
Ein Wächter wollte ihn belangen, doch Lumpi ist ihm
“durch die Lappen gegangen.”
Doch wie kommt denn Lumpi ins Bild hinein? Das ist doch reines Jägerlatein.
Der Kammmacher
Der Kammacher, Knochenschnitzer oder Streler genannt, ist seit alten
Zeiten bekannt.
Knochen liefert der Metzger ihm, Ochsenhorn kann er aus Brasilien
beziehn. Für Schmuckkämme, so zierlich und fein, verwendet er Schildpatt und
Elfenbein.
Mit Säge und Feile macht er im Saus ganz verschiedene Kämme daraus.
Vom Meister kann der Lumpi hören:
“Darfst niemals über einen Kamm alles scheren!”
Der Köhler.
Im Wald, dort hinten auf dem Berg, da tut der Köhler sein Tagewerk.
Buchscheite werden im Kreise geschichtet auf eine besondere Weise,
und dabei gibt man sorgsam Acht, dass in der Mitte ein luftiger Schacht.
Der Meiler wird nun, damit er nicht leckt, mit Gras und Erde abgedeckt,
und drinnen, durch die schwelende Glut, wird so langsam die Holzkohle gut.
Lumpi sieht den verrusten Köhler an, doch
“er fürchtet sich nicht vor dem schwarzen Mann”
Der Baumhüter.
Am Rand einer Siedlung an den Ausfallstraßen, da ist’s, wo früher
die Baumhüter saßen.
Stöcke begrenzten die Gemeinde, an Landesgrenzen standen Steine.
Noch heut’ bekannt ist hier im Raum der alte Ortsteil Gadderbaum.
Für alle Leut’ wird in der Nacht der dicke Schlagbaum zugemacht.
Vom Wartturm aus sieht der Hüter schnell, es nahte sich feindlich ein Gesell.
Er nimmt ihn genau in Augenschein und lässt ihn nicht in die Stadt hinein.
Da hat der sich noch in selbiger Nacht
“über Stock und Stein davongemacht.”
Der Schwertfeger.
Hat der Schmied seine Arbeit getan, fängt der Schwertfeger mit dem
Schleifen an.
Mit Schleifstein, Schmirgel und Achat nach Bedarf, macht er die
Degen und Dolche scharf.
Er poliert die Klinge und fettet sie ein, so kann sie ‘ne gute Waffe sein.
Mög’ Dir Dein Schwert ein Heldenlied singen, doch
“laß nie jemanden über die Klinge springen!”
Der Nachtwächter.
Lumpi hat sich gut versteckt, damit keiner ihn entdeckt.
Er sollte wohl zu Bette gehen, doch er will den Wächter sehn.
Von abends 10 bis morgens 4 wacht dieser über Mensch und Tier.
Es lichtet schon vom Tore vorn, da bläst der Wächter in sein Horn.
“Hört Ihr Herrn, und laßt Euch sagen, die Glocke, die hat vier geschlagen.
Auf ermuntert Eure Sinnen, denn die Nacht geht nun vonhinnen.
Bewahrt das Feuer und das Licht, dass es Euch an nichts gebricht.
Der Büttel.
Der Büttel hilft der Polizei und ist am Gericht als Diener dabei.
Und Lumpi ist umher gehoppst, und hat sich einen Apfel gemopst.
“Komm her mein Bürschchen, ei, da schaut, der Bengel hat gerad’ geklaut.
Doch hör, ich werd’ Dich nicht bestrafen, wenn Du hier wachst, und ich
geh’ schlafen.”
“Deine Arbeit tun, das ist zum Lachen,
soll ich für Dich den Büttel machen?”
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Garkoch und Henker.
Der Garkoch dem Lumpi grad’ beweist, dass “gar” eigentlich nur “fertig” heißt.
Nun will er doch schnell weitergehn, da sieht er einen Henker stehn,
der schreit: “Ich mach Dir den Garaus!” Da wacht Lumpi auf, und …
Abenteuer ist nun aus.