01 Lumpis Reise um die Erde

Lumpi ist ein kleiner Mann, der Euch viel erzählen kann,
denn er steckt stets voller neuer, unbekannter Abenteuer.
Was ich so zurecht gedichtet, hat er alles mir berichtet,
von dem Himmel, von der Erde, oder wie man Ritter werde,
wie’s bei den Germanen war, wie kommt man mit Freunden klar,
und was sonst noch alles zählt auf der ganzen großen Welt.
Nun hört euch die Geschichten an, ich hoffe, Ihr habt Spaß daran.

Globus mit Lumpi gestreckt

“Ach, was ist das Leben heuer fad so ohne Abenteuer!”
Denkt der Lumpi, als er neulich, Unkraut jätend ganz getreulich,
hockte auf dem Gartenboden, wie die Mutter ihm geboten.
Und die Sonne scheint so heiß, unserm Lumpi tropft der Schweiß.
Plötzlich kommt ihm in den Sinn: “Ich lauf schnell zum Bach mal hin,
um am Wasser mich zu laben, nichts kann man dagegen haben.

Unkraut mit Vögeln

Und am Bache, welche Freude, steht dort just gerade heute,
weil sie morgen waschen will, schon der Waschtrog von Frau Brill.
Lumpi find’ das einfach prächtig, und den Waschtrog, groß und mächtig
zerrt er in den kleinen Bach und springt hurtig selber nach.
“Heute bin ich Kapitän, will die ganze Welt besehn!”

Erdreise 10001

Heut laß ich das Unkraut sprießen, wird nicht gleich zum Himmel schießen,
hier mit meinem Bottichschiff segle ich um jedes Riff.
Und mit einem langen Stabe stößt sich dieser kecke Knabe
uferab mit viel Geschicke mitten in des Baches Mitte.
Leise schaukelnd trägt der Kahn Lumpi zu dem Fluß heran.
Und die Ufer gehen zurück, über Städte schweift sein Blick.Rhein mit Stadt Lumpi total

Und der Fluß fängt an zu schwellen, Schiffe trägt er auf den Wellen,
plötzlich… da staunt Lumpi sehr, treibt er auf dem großen Meer.
Ach, er wird ein wenig blasser, denn er sieht nur Wasser, Wasser.
Sturmwind pfeift ihm um die Ohren, und er glaubt sich schon verloren.

1Brandung mit Lumpi und Möven

Orkanesstürme treiben ihn meilenweit nach Norden hin.
Plötzlich sieht er nur noch weiß, landet hier im Grönlandeis.
Hat ‘ne Lösung schnell gefunden, mit sechs schnellen Schlittenhunden
saust er durch das Land im Nu. Ein Iglu bietet nachts ihm Ruh.
Ein Eisbärbaby kommt getrollt, hat mit den Hunden spielen ‘wollt.

1 Iglu mit Eisbärbaby

Doch schließlich landet er – Hurra! – gradwegs in Amerika.
Lumpi sieht die riesengroßen Häuser, die an Wolken stoßen,
und er sieht so viele Leute, glaubt, es sei hier Jahrmarkt heute.
So will er, weil alle sausen, nun per Auto weiterbrausen.
Mit ‘nem Strick, den er gefunden, hat den Trog er festgebunden
auf des Achtzylinders Dach, steigt dann munter selber nach.
Fühlt sich toll, das möchte ich wetten, hier inmitten von Manhattan.

1 Erdreise 3

“Hallo,” fragt er den Chauffeur, “gibt’s keine Indianer mehr?”
Eingedeckt mit Cola-Kästen geht es nun zum “Wilden Westen”.
Die Indianer sind ganz friedlich, alle rauchen sie gemütlich
nach dem Waldumhergeschweife eine lange Friedenspfeife.
Lumpi fühlt sich ganz vertraut jedem Mann mit roter Haut,
und so hat er diese Nacht in ‘nem Tipi zugebracht.
Als er wieder sticht in See, ruft der Häuptling noch “Ade”!
1 Indianer neu

Am Amazonas trifft er dann ‘nen netten eingebornen Mann,
der grad mit seinem Sohn am Jagen. Lumpi hat zehntausend Fragen.
Warum ist der Wald so groß, wo wohnen hier die Menschen bloß?
Der Vogel dort, schnell, sag es mir, ist das ein Papageientier?
Nen Papagei, da irrst Du, Mann, kein Papa Eier legen kann.
Ich sag, das ist ‘ne Mamagei, zum Abschied schenk ich dir ihr Ei.

Urwald mit Bach

Übern Stillen Ozean treibt nun Lumpis Bottichkahn.
Wieder gibt es rings umher nichts wie weites, weites Meer.
Von wegen still, man kann nicht ruh’n, es naht ein mächtiger Taifun.
Endlich sieht er wieder Strand, landet im Japanerland,
und die Menschen, die er schaut, tragen eine gelbe Haut.

Und nun fährt er – ratet mal – durch den Panamakanal.
In Brasilien schaut er dann eine Kaffeepflanzung an.
Würde Tante Kunz hier leben, könnt’ es dauernd Kränzchen geben,
denn es würde dann, wie fein, doch so herrlich billig sein.

1 Kaffeestrauch mt Lumpi

Bei den Nachbarn, den Chinesen, ist der Lumpi auch gewesen.
China ist das Land der Seide, Stoff von Mamas schönstem Kleide,
und von Omas Festgewand stammt aus diesem fernen Land.
Lumpi will auch hier viel sehn, aber nicht zu Fuße gehen.
Alle fahren sie behänd in Karren, die man Rikschas nennt.
Also baut er an den Kahn untenrum zwei Räder an,
und nun zieht ein gelber Mann durch das ganze Land ihn dann.

1 Ritscha

Nun geht’s nach Australien rüber, das liegt uns grad gegenüber
auf der Kugelunterseit’. Mancher denkt, was nicht gescheit,
dass dort wohl die Menschenmengen mit dem Kopf nach unten hängen.
Es gibt viele wilde Hasen und auch Kängurus in Massen.
Diese tragen Schritt für Schritt ihr jüngstes Kind im Beutel mit.
Menschen trifft er, klein wie Zwerge es gibt Wüsten, hohe Berge.
In der Ferne findest Du den “Roten Berg” das “Uluhu”.

1 Kängeruh0001

Auf einem großen Elefant geht’s durch Indiens Wunderland,
und der weiße Turbanhut steht dem kleinen Lumpi gut.
Dann sieht er mit großem Bangen, nach der Flöte tanzen Schlangen,
wenn ein Fakir leise lockt, während er auf Nägeln hockt.
Er sieht Tempel ohne Zahl, bewundert auch das Tadsch Mahal.
Der Maharadscha lädt ihn ein, schenkt ihm ‘nen Korb voll Edelstein.

1 Indien mit Grün

Wieder schifft sich Lumpi ein, ist mit Meer und Sturm allein.
Fröhlich sieht er Land dann nah, hei, das ist ja Afrika!
Hier gibt’s schwarze Menschenkinder, keinen Schnee bringt hier der Winter.
In den Wäldern wohnen Affen, in den Steppen die Giraffen.
Aber alle rennen wild, wenn der Löwe hungrig brüllt.

1 Giraffen und Löwe

Dem Viktoria-See ganz nah, mittendrin in Afrika
bekommt der Lumpi was zu sehen, “faustgroße” Menschen, die Pygmäen.
Die Männer sind, trotz ernst Gehabe, nicht größer als bei uns ein Knabe.
Sie leben wie in Urzeittagen und geh’n mit Pfeil und Bogen jagen.
Die Frauen sind gar winzig klein, sie sammeln Urwald-Beeren ein.

1 Pygmänen

Wie er dann so weiter streift, der Blick durch die Savanne schweift,
sieht er hoch auf Felsenbrocken zwei Gepardenbabys hocken,
und es behütet sie genau die wachsame Gepardenfrau.
Am Affenbrotbaum sehen wir denn da vielleicht das Vatertier?
Der Lumpi ist doch wirklich dumm, da läuft ein Leopard herum.
Als Fell zwar tragen alle beid’ ein wunderschönes Tüpfelkleid,
doch sind die beiden Parden zwei ganz verschied’ne Arten.
Der eine legt sich auf die Lauer, der andere rennt mit großer Power.
Der Leo hat sehr große Kraft, der Gepard 100 “km-chen” schafft!

1 Leo und Geo

In Ägypten schaut er dann sich die Pyramiden an.
Plötzlich plumpst er in den Nil! Da, ein großes Krokodil
kommt ganz schnell heran geschwommen. Nur mit Müh’ ist er entkommen.
So erschrocken war er nie, beinah’ hätte doch das Vieh
ihn zum Frühstück aufgefressen! Das wird Lumpi nie vergessen.
Und er denkt: “Wie soll das enden, will mich lieber heimwärts wenden.”

1 Pyramiden0001

Herrlich war’s, die Welt zu sehn, überall war’s wunderschön
Schwarzer, gelber, roter Mann, alle sah’n mich freundlich an.
Doch nun heim zu meinen Beeten, ich muß ja noch Unkraut jäten.
Schifft sich ein und segelt quer durch das ganze Mittelmeer.
Meer wird Strom, und Strom wird Bach, Bottich trudelt aus gemach.

1 Drei Farbige

Und am Ufer steht Frau Brill, die ja morgen waschen will.
Und sie schimpft: “Potz Sapperlot, Lausejunge!” Und sie droht:
“Ich will Dir Dein Mütchen kühlen, mit meinem Trog herumzuspielen!”

Hurtig springt der Lumpi raus.

Abenteuer ist nun aus!

Übrigens:
Das Ei hat Lumpi wohlbehütet und es zuhause ausgebrütet.
Und seitdem weiß die ganze Stadt, dass Lumpi einen Vogel hat.

1 Frau Brill

Ende.

Diese erste Lumpigeschichte ist schon über 50 Jahre alt.
Ich habe sie geschrieben, als mein ältester Sohn in den Kindergarten ging. Die nächsten folgten erst, als meine Enkel in diesem Alter waren.
Und seitdem werden die Geschichten dem wachsenden Verständnis der Kinder angepaßt. Ich schätze, wenn die Urenkel so weit sind, wohnt Lumpi in Neubielefeld auf dem Mars und erlebt alle Abenteuer nur noch im “Eipott”!

Kommentieren