Archiv für die Kategorie „Märchen“

Cl. Der verhexte Blumenkohl.

Blumen Titel

Früher wurde in Clingen nicht nur Landwirtschaft sondern auch Handel getrieben. Der clingesche Wein war bekannt, aber auch der Abbau von Tuffsteinen brachte gutes Geld.
„Grotten“ wurden diese sonderbaren Gebilde genannt.

Blumenkohl 2 Bilder

Die ganze Stadtmauer war aus diesen Steinen errichtet. Aber man verwendete sie auch für Grabsteine, das Börnchen ist damit umbaut, und selbst die kleine Wartburg auf dem Hügel neben dem Schingleich besteht mit ihren Türmchen und Säulen aus Grotten.

Aber wißt Ihr denn auch, wie die entstanden sind?

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Cl. Dem Schmidten sinne Fru.

Früher pflegte mein Schwiegervater immer zu mir zu sagen: „Määchen, was biste dürre“, während meine Enkel heute meinen: „Oma du bist zu dick.“ Nun ja, in Größe 36 pass ich nicht mehr so ganz.
Mein Schwiegervater hatte viele solche Sprüche. Etwa „Sonntags werden die Gäule nicht angespannt, die müssen in der Woche genug arbeiten.“ Also schon damals ein Tierschützer. Oder: „Vor Johanni geht mir keiner ins tiefe Loch zum Schwimmen.“ (Auch wenn es 30 Grad sein sollten). Aber die schwerwiegenste Aussage war:
„Merke. Eine Braut darf nur so weit entfernt wohnen, wie man sie mit der Kutsche sonntags zum Kaffeetrinken besuchen kann und man abens zum Füttern wieder pünktlich zuhause ist.“ Dies erklärt doch nun eindeutig, warum viele der alteingesessenen Familien über die Jahrhunderte hin verwandt sind. Zum Glück hatte ich ja Großeltern, die nur um die Ecke ihren Hof besaßen, sodaß einer Heirat nichts im Wege stand.

Und nun erzähle ich also von der alten Frau Schmidt, mit der ich natürlich über tausend Ecken auch verwandt bin, eine sehr wundersame Geschichte.

Schmidt Hirschgeweh Titel

Es war vor so etwa 150 Jahren., da gab es in Clingen einen armen, aber ehrbaren Mädchenschulmeister.

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Cl.In den Fängen von Kraborn.

Kraborn Titel

Es war an einem diesigen Winterabend. Den ganzen Tag über hatte es nicht richtig tag werden wollen. 11 Uhr, der Nachtwächter Ede machte gerade zum zweitenmal seine Runde, und das trübe Licht der neuen Laterne, die ihm die Gemeinde bewilligt hatte, durchdrang kaum die Finsternis. Seine Wache dauerte bis 4 Uhr morgens, und in der Winterszeit wurde er dafür mit 2 Thalern entlohnt, während er sich im Sommer mit nur einem begnügen mußte. Es war wenig und der Monat lang. Ede kam ins Grübeln.

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Cl. Die unheimlichen Füße.

Fußabdrücke

 

Drei Füße springen hoch über mir
und tänzeln über den uralten Dielen.
Sie scheinen voll fröhlicher Lebensgier,
und wollen gar mit mir spielen.

Der Morgen geht in den Mittag über,
drei Füße schreiten fest vorüber,
im Rhythmus schwingt die Arbeit ums Brot,
Verlust und Gedeih und Lust und Gebot.

Doch als die Abendglocken schlagen,
da schlürfen drei Füße, sie tragen
die Lasten der ganzen Welt.
Ich habe keine Fragen gestellt.

Drei Füße, gedrückt in den weichen Grund,
sie gaben nie ihr Geheimnis kund.
Ich habe sie niemals wiedergefunden.
Drei Füße, sie sind für immer verschwunden!

Gleich am Anfang der Borngasse liegt ein uraltes Vasallengut.. Neben der Haustür hängt ein dicker Pömpel, und wenn man daran zieht, erklingt ein ohrenbetäubendes Geläut. Erschrecken wir den alten Bau liber nicht, gehen wir „hintenrum“ rein, an der Wand entlang zum Gartentörchen, das mit drei geheimen Riegeln verschlossen ist, vorausgesetzt der Ganter, der sich wie ein wütender Hofhund aufführt läßt es zu.

 

Mauer mit Gänsen ind Ganter

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Cl. Der Feuerwanst.

Feuewranst Titel

Die Sterne hatten ein unheilvolles Jahr angekündigt. Und so war der Sommer viel zu heiß und zu trocken ge­wesen, 8 Wochen hatte es keinen Tropfen Regen gege­ben, und durch die große Hitze wurden Kühe und Men­schen von den schwarzen Pocken dahingerafft. Der August brachte Hagelsturm und einen mächtigen Wolkenbruch, ganze Schafherden ertranken, das Ried glich einem See und die Brücke über dem Steingraben wurde halb fortgerissen.

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Cl, Der Clingensche Esel.

Esel Titel

Einmal, vor langer Zeit, da waren die Clingener in arger Bedrängnis. Franzosen waren durchs Dorf gezogen, sie zeig­ten sich als freundliche Leute. Und nachdem sie eine Schlacht verloren hatten, gab ihnen der Pfarrer aus Mit­leid sogar etwas Geld, worüber sie sich höflich bedanket haben.Etwas später war bei der Schwiegermutter des Bürgermei­sters ein Österreichischer Husarenleutnant einquartiert. An Leib stark und tapfer an Gemüt. Und seine 50 Husaren ließen es sich im Dorfe gut gehen.
Schließlich fielen 80 preußische Reiter in Clingen ein, drohten dem Bürgermeister mit Schlägen, da die Leute nicht schaffen konnten, was die Soldaten forderten. So war es ein rechtes Durcheinander im sonst so friedlichen Ort. Als nun gar der Bürgermeieter starb, er war schon sehr alt, mochte sich keiner in das aufregende Amt wählen las­sen.

 

 

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Cl.Pfäpengeister.

Pfäpengeister

Zu alten Zeiten, als Clingen noch eine wehrhafte Stadtmauer rings um seine 200 Häuser hatte, konnte auch der Wallgraben davor durch die Helbearme unter Wasser gesetzt werden.am Abfluß des Grabens Noch heute heißt die Stelle “der Teich”. Im Winter konnte man hier Schlttschuh laufen. Nach der Trockenlegung wurden Obstplantagen dort angepflanzt und am Abfluß des Gra­bens Weidenbäume. Nun spielten die Buben im Sommer zwischen den Bäumen Fußball, und das sehr zum Ärger der Baumpächter, die Angst um ihre Äpfel hatten. Im Frühjahr aber, wenn der Saft in die Weidenzweige trat, schnitten sie sich Ruten und fertigten sich Pfeifen daraus. Zum Gelingen mußte die Schale vom Kern abgeklopft und dabei ein Zauberspruch gesungen werden:

Rote, rote Pfäpen
wißte mich geroten,
kimmt der Moo aus Schloten
kimmt die Kau
frißt dich rau
kimmt das Schwin
frißt dich ganz und gore nin!

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Cl, Das smaragdgrüne Freifräulein. Jagdschloß Clingen

 

Freifräulein Titel

Jedes ordentliche Schloß hat auch ein ordentliches Schloßgespenst. Meist ist das eine weiße Frau. Ich kenne eines, da geistert ein Fräulein umher, und das ist grün. Es ist das smaragdgrüne Freifräulein.
Es war einmal vor vielen hundert Jahren, da hatte der König dem Grafen von Sondershausen ein Burglehen in Clingen gewährt. Und nicht weit hinter dem ehemaligen Schafstall des Gutes, da, wo der Schloßteich lag , in dessen klaren Wassern sich die alten Weiden des Inselchens spiegelten, und über dem die Libellern wie kleine Elfen ihren Tanz aufführten, dort eben, in friedlicher Stille, stand das kleine burgähnliche Jagdschloß.

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Cl, Der Zoch.

Nun habe ich viel über meine neue Heimat Bielefeld erzählt. Doch neulich war Lumpi ja bei der Oma in der Ruhl. Da ist es doch gut, wenn ich nun einmal zur anderen Oma nach Clingen gehe.
Clingen ist ein kleiner Ort in Thüringen. Er liegt nördlich von Erfurt am Rande der „Goldenen Aua“. Der „Flecken Clingen“, wie es im alten Kirchenbuch heißt, hat seit 1350 Markt- und Stadtrecht und ist Sitz des Gerichtes.
Auf einer großen Landkarte aus dem 16.Jahrhundert, die ich vor Jahren in einem prunkvollen Saal im Palazzo Vecchio entdeckte, ist der Ort als einziger in der ganzen Umgebung eingezeichnet. Aber auch noch viel früher hat es hier schon Siedlungen gegeben. Aus dem Jahre 900 kennt man zwei Dörfer „Gruzin“, heute Westgreußen, und „Clingen“, die der Sage nach 525 ein Ritter mit seinem Gefolge gegründet haben soll.

Und nun werde ich einige wundersame Geschichten aus Clingen erzählen.

Zoch 2 Titel

Im tiefen Loch
da haust der Zoch!

Der Zoch ist ein böser Wassermann. Nicht Haare, nein, grasgrüne Algen, die ihn unsichtbar machen, umkränzen seinen großen Kopf. Da, wo beim Menschen die Füße gewachsen sind, wuchs ihm ein fusseliger Schwanz, doch dafür hat er 4 m lange Krakenarme.
Schon seit Jahrhunderten hockt er unter der Steingrabenbrücke und lauert auf Opfer. Und wer schuldbeladen des Lebens Bürde nicht mehr tragen, und des Lebens Lust nicht mehr kosten will, den zerrt er voller Gier in die Tiefe. Der Zoch kann schnell zuschlagen oder lange harren. Bald umschlingen seine Arme Pferd und Mann und Wagen mit plötzlichem Griff, bald träufelt er langsam Verzweiflung und Schwermut in sein Opfer. So holte er sich das Trudchen und des Trompeters Weib, die entehrte Jungfer und Fritz, den alten Maler.

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Das vergessene Steinkreuz. (Kreuz im Großen Bruch)

Das vergessene Steinkreuz.

Neulich, am späten Nachmittag, war ich mit Emma spazieren. Zur Abwechslung ging’s mal nicht über die Promenade zur Hundewiese, sondern gen Osten zum Großen Bruch am Wellbach. Welche Ruhe, welch friedliches Bild . Der kleine See, entstanden aus einem Riesentrichter, verursacht durch eine Luftmine, die damals den Viadukt treffen und zerstören sollte, bietet nun idealen Lebensraum für Graureiher und Kanadagänse. Es ist ein märchenhafter Augenblick. Doch wir müssen uns beeilen, es fängt schon an zu dunkeln. Plötzlich …was ist mit Emma los?

Wallbruch Gänse

Zielsicher saust sie in ein dichtes Gebüsch, sie fängt an wild zu scharren und gibt quielende Laute von sich. Ich rufe, ich schimpfe, Emma hört nicht.
Schließlich stampfe ich hinterher. Nichts Besonderes ist zu sehen. Energisch nehme ich sie an die Leine und zerre sie weg. Und dann, ja träume ich?
Ich bilde mir ein, ein leises Weinen gehört zu haben. Mir wird das unheimlich, und ich mache mich schleunigst auf den Heimweg.

Zuhause schaute ich einmal ins Internet und las, daß der idyllische Wellbachbruch Naturschutzgebiet ist. Und als ich so ein bißchen weiter herumsurfte, erfuhr ich zu meinem Erstaunen, daß es irgendwo dort auch ein altes Steinkreuz gegeben haben soll. Nun war meine Neugierde geweckt.

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