Archiv für Juni 2013
Blaukäppchen und der Fuchs .
Ihr kennt sicher alle das Märchen vom Rotkäppchen und dem Wolf, von dem lieben Mädchen, das seine Großmutter im Wald besuchen wollte, vom Wolf gefressen und vom Förster wieder befreit wurde.
Da will ich Euch nun die Geschichte vom Blaukäppchen erzählen.
Am Rande der Großstadt, nahe der Heeper Fichten lebte in einem alten Wohnwagen ein junges Mädchen. Ihr Vater hatte die kleine Familie seit langem verlassen, und die Mutter war vor Kummer eine Trinkerin geworden. So hatte sich die Tochter mit Gleichgesinnten zu einer Jugendbande zusammengeschlossen. Ihre Behausung war knallrot angestrichen und mit Sprüchen verziert. Etwa: „Eltern sind Spinner!“ oder „Es lebe die Freiheit“ und „nieder mit den Bullen“. Besonders groß prangte da: „Tod allen Lehrern.“
Das Mädchen trug einen Mini-Minirock, alte Springerstiefel und auf dem Kopf tief und schief ins Gesicht gezogen eine blaue Baskenmütze. Deshalb wurde sie von ihren Kumpanen nur „Blaukäppchen“ gerufen. Die jungen Leute lebten von kleinen Betrügereien und Diebstählen. Die Jungen verscherbelten geklaute Autos, und die Mädchen machten sich gern an alte, reiche Männer heran. So lebten sie ihr eigenes Leben und fanden es gut.
Nebenan in dem kleinen Wäldchen lebte eine Füchsin mit vier Jungen in ihrem Bau. Blaukäppchen hatte das Tier schon oft gesehen, wenn es auf der Suche nach Nahrung die Schonung durchstreifte, stets vorsichtig witternd, daß keine Gefahr drohe. So war auch dem Fuchs das Mädchen vertraut, sie schien ungefährlich, sie trabte nur täglich so komisch durch den Wald und nannte das Joggen.
Wieder einmal plante Blaukäppchen einen Diebeszug in die Stadt, denn die Klieke wollte am Wochenende ein Spießbratenessen veranstalten. Sie hatte sich einen bösen Plan ausgedacht.
Da ging sie in den Wald und rief: „Fuchs, Du kennst mich doch gut, wir sind doch alte Freunde. Hast Du nicht Lust, einmal mit in die große Stadt zu kommen? Wir könnten mal ins Kino gehen, oder einfach ein bißchen shoppen, komm doch mit.“ Der Fuchs überlegte. Hier draußen war es ja wirklich auf die Dauer recht langweilig, und ein kleines Abenteuer wäre eine nette Abwechslung. So zogen die Beiden los. Unterwegs führte das Mädchen den Fuchs zu einer Lichtung, auf der eine Menge Heidenbeersträucher wuchsen mit großen prallen Früchten.
„Schau Fuchs, welch köstliche Beeren, Du solltest sie kosten, sie schmecken vorzüglich. Friß Dich erst einmal richtig satt. Ich gehe voraus, und wir treffen uns am Laden von Fleischermeister Schmidtchen.
Der Fuchs ahnte nicht, was Blaukäppchzen Böses im Sinn hatte. Kaum war sie in der Stadt, schlich sie sich in den Metzgerladen und wartete. Endlich bot sich eine gute Gelegenheit. Der Meister ging in den Kühlraum, um ein neues Filet zu holen, und … schmupp !! schon hatte Blaukäppchen eine große Kalbskeule in ihrer Plastiktüte verschwinden lassen. Da kam nun der Fuchs, er trat heran und fragte: „Blaukäppchen, warum hast Du Handschuhe an?“ „Damit ich nirgendwo Fingerabdrücke hinterlasse.“ „Blaukäppchen warum hast Du so viele Taschen?“ „Damit ich alles gut verstecken kann.“ „Und warum hast du ein Funktelefon?“ Damit ich die Polizei rufen kann.“ Sprach’s und schrie in das Telefon: „Haltet den Dieb, haltet den Dieb, der Fuchs hat eine Kalbskeule gestohlen.“ Der Meister schlang schnell ein Seil um den Fuchs, damit er nicht entwischen könne. Und wenige Minuten später war die Funkstreife da. „Wer ist der Dieb, wo ist der Dieb,“ fragten sie. „Daaaa“, kreischte Blaukäppchen, „man weiß ja, daß er Gänse stielt, der Fuchs, aber jetzt räubert er auch in der Stadt in den Geschäften.“ „Aber er hat doch nichts bei sich,“ stellt der Pölizist fest. „Natürlich nicht, weil er alles gleich verschlungen hat. Seht doch, sein Maul ist noch ganz rot vom Blut.“ Da legten sie dem Fuchs Fesseln an und wollten ihn abtransportieren.
Dreist meldete sich Blaukäppchen: „Ich will keinen Dank dafür, daß ich einen Dieb gestellt habe, aber wenn ihr mir seinen Pelz geben wollt, nehme ich ihn gerne an.“ Da wurde der Fuchs sehr zornig, riß sich mit letzter Kraft los, sprang die Verleumderin an und zerbiß mit einem Ruck ihre Plastiktüte, Bautz !!! Da plumste die Kalbskeule heraus. Und nun legte man der richtigen Diebin die Handschellen an. Und anstatt zu ihrem roten Mobil zur Grillparti zu gehen fuhr Blaukäppchen nun mit der „grünen Minna“ ins Gefängnis. Der Fuchs aber trabte zu seinen Jungen zurück und ist nie wieder in die Stadt gegangen.