Flämmchens Abenteuer.
Tief im Bauch von Mutter Erde, im Kern unseres Planeten, brodeln ewige Feuerherde. Hier herrscht der Titan Vulkanus, der Feuergott. Vulkanus ist ein sehr grimmiger Herrscher. Immer wieder kocht er vor Wut und stößt dabei glühende Lava nach oben, sodaß der ErdmanÂÂtel platzt und sich ein brennender Fluß über die Landschaft, über Dörfer und Städte ergießt und alles zu Asche verbrennt. Vulkanus ist der Vater aller Feuergeister, und das ist eine sehr große Familie. Und ich will vom Flämmchen erzählen.
Flämmchem nun war ein unternehmungslustiges Fräulein. Sie quengelte bei Urvater Vulkanus so lange herum, bis er einÂÂwilligte: “Schön, beim nächsten Ausbruch wirst Du dabei sein.”
Voller Ungeduld wartete Flämmchen, wußte sie doch nicht, wo sie auf die Erde gespuckt würde. Und dann war es so weit. Vulkanus kochte mal wieder vor Wut, und Pfff-Flopppp!!! stülpte sich eine Beule aus der Erde, und rasend schnell wuchs sie zu einem Berg, die Spitze öffnete sich und heraus quoll die glühende, gleißende Lavamasse und wälzte sich sengend und brennend über das Land.
Als Flämmchen zur Ruhe gekommen war, guckte sie sich um und sah sehr seltsame Wesen. Riesige Panzer mit kleinen BeinÂÂchen tappten auf sie zu, schuppige Drachen mit langen Schwänzen sonnten sich den Felsen und zischten sie an. “Ziiischschsch geh weg, ziischschsch geh weg!” Vögel, die aussahen wie geflügelt Affen schwirrten durch einen dichten Wald von Farnkraut und kreischten und im Meer tummelten sich Fische, die eher Düsenjets ähnelten. Flämmchen war auf einem Eiland mitten im großen Ozean. Weil die Inselgruppe, die man Galapagos nennt, von allen anderen großen Ländern der Welt so weit entfernt liegt, sieht es dort noch genauso aus wie vor millionen Jahren.
Flämmchen gefiel das nicht. Sie konnte hier nicht leben. Wenn sie gerade irgendwo hingehüpft war, stürzten große ReÂÂgenmassen vom Himmel und drohten sie auszulöschen. Zum Glück kam gerade ein Boot vorbei. So hüpfte sie in die Bootslaterne und fuhr nach Feuerland.
Feuerland liegt an der Spitze von Südamerika, und Flämmchen hatte sich vorgestellt, daß das ganze Land brennen würde. Aber sie sah nur friedliche Schafherden grasen, und das einzige, was brannte, waren die Herdfeuer in den Hütten, die die Eingeborenen sich aus Stangen und Blättern gebaut hatten. Weil man nun aber in der Nacht überall diese flakÂÂkernden Feuer sah, hatten die Seefahrer, die damals zuerst in die Gegend gekommen waren, dieses Land “Feuerland” geÂÂnannt. Flämmchen hatte hier nichts zu tun. Sie zog weiter.
Se lebte nun eine Weile in einem Lagerfeuer der InkaindiaÂÂner hoch in den Bergen der Kordilleren. Ganz in der Nähe ist der höchste Vulkan der Erde.
Es ist der Chiborasso. Er ist fast 3x so hoch, wie die höchsten Berge in der Schweiz. Eines nachts, als die Sterne hell am Himmel leuchteten, hörte Flämmchen Vulkano rufen: “Komm zurück, meine Tochter, hast Du noch nicht genug Abenteuer gehabt? Komm zurück!” Aber Flämmchen antwortete: “Nein, nein ich will viel mehr sehen, ich will noch weiter, ich will noch viel größer werÂÂden.”
Flämmchen zog nach Brasilien, und dort sah sie, wie die InÂÂdianer mit Hilfe von Feuer große Waldteile rodeten um freies Feld zu gewinnen. Flämmchen fackelte auch einen Baum ab und kam sich sehr wichtig vor. Dann zündete sie die KerÂÂzen an einem Geburtstagskuchen an. Das war eine schöne BeÂÂschäftigung, aber langweilig.In New York gab es einen Fackelzug, und Flämmchen war eine Fackel. Wie staunte sie dann, als sie auf dem großen Kennedy- Flughafen die riesigen Flugzeuge sah. Sie hüpfte in das Feuer einer Düse und flog mit nach Europa. Wieder mahnte Vulkanus: “Fämmchen, komm zurück!” Aber da hörte er nur: “Nein, nein, es ist ja so schön, ich will mehr, ich will viel, viel mehr.”Sie landete in Frankfurt, stieg um nach Paderborn, und an ein paar warmen Sommernächten hat das Fräuleinchen auch einmal im Windlicht auf unserem Balkon gesessen.
Und in einer Sturmnacht wachte sie auf der Hallig Holgersboom in einem Öllämpchen, das die Mutter voller Sorge entzündet hatte, um ihrem Sohn, der noch mit seinem Kutter auf dem wilden Meer kreuzte, den Weg zu weisen.
Aber die Abenteuerlust trieb sie schnell weiter.
Nach dem ersten Flug im Feuerstrahl hatte sie Feuer geleckt und so düste sie nun nur noch durch die Gegend. So kam sie nach Indien. Dort steckte sie einen großen Scheiterhaufen an auf der eine Königin eingeäschert wurde. Dann düste sie nach Irland und zündete eine Bombe. 5 Häuser hat sie damit gesprengt. Aber noch immer hatte sie nicht genug. Sie reiÂÂste nach Spanien und legte verheerende Waldbrände. Und auch in Italien und Südfrankreich wälzte sie mit einer FeuerwalÂÂze alles nieder.
Jetzt wurde Vulkanus böse: “Schluß, jetzt ist es genug, Du hast genug Schaden angerichtet. Du wirst wieder werden, was Du warst, ein Flämmchen, ein kleines unbedeutendes FlämmÂÂchen, und so ist es gescheÂÂhen.
Ja, nun werdet Ihr denken: „Ganz nettes Geschichtchen, aber was hat das denn mit Bielefeld zu tun?“ Nun, ich werde es verraten.
Wißt Ihr, wo Flämmchen jetzt ist? Ich habe es gesehen, letzten Sonntag, beim Griechen im SerÂÂvierwagen. Dort flammbiert sie jetzt die Himbeeren für den Nachtisch mit VanilÂÂleeis. Und wenn sie dann so schön blau leuchtend in der Luft flackert, sagen alle Leute : “Aaaaahhh!“ Und nun ist Flämmchen ganz und gar zufrieÂÂden.