Cl. Der Feuerwanst.
Die Sterne hatten ein unheilvolles Jahr angekündigt. Und so war der Sommer viel zu heiß und zu trocken geÂwesen, 8 Wochen hatte es keinen Tropfen Regen gegeÂben, und durch die große Hitze wurden Kühe und MenÂschen von den schwarzen Pocken dahingerafft. Der August brachte Hagelsturm und einen mächtigen Wolkenbruch, ganze Schafherden ertranken, das Ried glich einem See und die Brücke über dem Steingraben wurde halb fortgerissen.
Schon im November begann der Winter mit heftiger KälÂte und Schnee. Die Weinstöcke und die Hopfensetzlinge erfroren. Die Postkutsche von Straußfurt blieb im Schnee stecken, sodaß die Reisenden zu Fuß bis Clingen stapfen mußten und die Kutsche erst eine Woche später freigeschaufelt werden konnte. Der bittere Frost trieb die Wölfe von den bewaldeten Anhöhen herunter dem Dorfe zu in die Gassen. EiÂner, der bis zu den Ställen vorgedrungen war, wurde angeschossen.
Am 18.Dezember aber stand ein schrecklicher Komet am Himmel. Er stieg bis zum Zenit hinauf und hatte einen Schweif von unerhörter Länge. Die Menschen waren von Grauen gepackt.
Doch nun wurde das Dorf immer häufiger von FeuersÂbrünsten heimgesucht. In der Vikariengasse brannten Haus und Stallungen, der Haferdiemen im Flattig verÂbrannte und Härings Scheune ging in Flammen auf. ImÂmer war es an einem heiligen Sonntag, wenn der rote Hahn krähte. Es mußte wohl ein ruchloser, gottloser Brandstifter sein, der da mit Fleiß zündelte. Die Clingner belauerten sich gegenseitig. Der Nachbar wurde des Nachbarn Feind und Zwietracht breitete sich aus. Keiner achtete auf den buckligen, rothaarigen Gotthold, der stumm und tumb im Spittel hauste, mühsam sein Hinkebein nachzog und jeden mit seinem blöden Grinsen zu verhöhnen schien. Doch wenn des nachts der Mond die Häuser eintauchte in sein fahles Licht, hörte man manchmal ein unheimliches Geheul.
Wieder war es Sonntagnachmittag. Die Familien saßen friedlich beim Kaffeetisch, das erste Schittchen (Stollen) sollÂte angeschnitten werden. Man sprach über den Kantor, der die Orgel nie im Takt mit der Gemeinde spielte und über die Predigt des neuen Pfarrers, der von der Kanzel über die schändlichen Brandstiftungen gewetÂtert hatte und zur Reue aufrief. Man hatte den jungen Geistlichen nach dem Gottesdienst noch einmal in gebückter Haltung und volÂlem Ornat aus dem Haus hasten sehen und sich darob gewundert. Es hatte wohl ein Kranker nach ihm geruÂfen .
Da rissen wieder einmal die Sturmglocken die Clingener hoch. Feuer!!!
Die Ställe des Bürgermeisters brannten lichterloh, dazu Röses Scheune und die Knabenschule. Wieder mußte der Unselige am Werke gewesen sein. Die Männer stürmÂten zum Spritzenhaus, die Pumpen zu holen.
Da stürzte der Küster entsetzt heran:
“Hört, die Stäbe am Fenster des Pfarrhauses sind geÂwaltsam abgebrochen, der Pastor liegt mit zerrisseÂner Kehle in seinem Blut, der Gotteskasten ist völlig ausgeleert und der Talar gestolen.”
Als man mühsam die Brände gelöscht hatte, fand man inmitten der noch glimmenden Asche einen verbannten Leib umgeben von einem blutverschmierten, völlig unÂversehrtem Talar.
Lange Zeit sah man nun keinen Feuerschein mehr am Himmel. Als jedoch im Februar der Schnee taute und man die Trümmer räumte, sprang ein reißender Wolf daraus hervor, auf dem Schädel hatte er einen roten Haarschopf. Und als die Kugel des Jagdaufsehers ihn traf, glühte sein Wanst auf, und eine rote Flamme loÂderte aus seinem Maul, und …. dann …war er plötzlich … verschwunden !!!