32 Lumpis Reise nach England
Skaten ist Lumpis neuster Sport, da saust er allen andren fort.
Gerade kommt er müde heim, da redet Lori auf ihn ein:
(Der Papagei ist ja allen bekannt, Lumpi hatte ihn „Lori“ genannt.)
Und bei allen Heldentaten kann er den Lumpi gut beraten.
So spricht er: „Lumpi höre mir mal zu, es lässt mir wirklich keine Ruh’,
die kleinsten Knirpse dieser Tage die sprechen auch schon diese Sprache,
in aller Welt ist’s nachzuweisen. Du musst nun mal nach England reisen.
Da baut der Lumpi sich spontan an seine Skater Düsen an,
fährt nach Calais zum Meeresriff, wartet aber auf kein Schiff.
Inselstaat, das war einmal, jetzt kreuzt ein Tunnel den Kanal.
Durch diesen saust er elegant und kommt in Folkestone an Land.
Aus Nebenschacht eilt schnell herbei ein ganzes Rudel Polizei,
sie schimpfen und sie drohen wüst, doch er war längst davon gedüst.
Zuerst nach Canterbury mal, zur weltberühmten Kathedral’.
Die Pracht des got’schen Doms erkannt’ er, doch war der „Prinz“ viel
interessanter.
Als „Schwarzer Prinz“ im ganzen Land war Ritter Eduard bekannt.
Er hat in seinen Lebenstagen so manche siegreich Schlacht geschlagen.
Nun liegt er hier in stiller Ruh, neugierig schaut der Lumpi zu.
Wo geht Lumpi denn nun hin? Ach, er eilt zum Schloß der Queen.
Steht im Bärenmützenstaat dort stocksteif ein Wachsoldat.
Doch plötzlich, ach, was für ein Schreck, bläst ihm der Wind die Mütze weg.
Lumpi aber bringt zum Glück sie schnell dem Wachsoldat zurück,
doch vorher hat der kleine Mann ’nen Regenwurm hineingetan.
Schnell setzt nun der arme Tropf den Bärenhut auf seinen Kopf.
Ach, was ist das für ’ne Schwüle im dem Lockenprachtgewühle.
Wie das kitzelt, wie das juckt, doch im Dienst wird nicht gezuckt.
Da ringelt sich am linken Ohr der Wurm nun aus der Mütze vor.
Nun schlängelt er sich jedenfalls so ganz gemächlich um den Hals.
Will schon ins Nasenloch hinein, da dürft’ es ziemlich enge sein.
Den Wachmann überfällt schon Zitter, da kommt ein großes Nießgewitter.
Der Wurm ist drauf im hohen Bogen wie’n Golfball durch die Luft geflogen.
Nun ist er hier im Gras zu sehen. Soldat kann wieder stocksteif stehen.
Lumpi überfällt ein Schauer, denn nun steht er vor dem Tower.
Ach es schmachteten viel’ Leute in dem schaurigen Gebäude.
Angekettet in Verließen in die sie die Knechte stießen
hockten sie in vielen Jahren bis sie ’nen Kopf kürzer waren.
Herzöge und Königinnen gingen traurig hier von hinnen.
Ein Spion, so wird berichtet, wurd’ als Letzter hingerichtet. (1941).
In ’nem anderen Gemäuer liegt ein Schatz, unendlich teuer.
Englands Kronjuwelenpracht wird bewaffnet hier bewacht.
Ein „beefeaster“ dem Lumpi droht: „Achte sorgsam mein Gebot!
Denn wer hier nicht auf mich hört, der wird schleunigst eingesperrt.“
Weil in London ewig Regen, ist ein Schirm ein wahrer Segen.
Downing Straße Nr. 10 ! Lumpi kann das nicht verstehn.
Hier wohnt der Mann, den jeder kennt, er ist Ministerpräsident.
Na, es ist, ich denke mir, dieser Mann ein hohes Tier.
Er lenkt, unter der Königin Blick, doch ganz Britanniens Geschick.
Ein kleines Häuschen – kein Palast – , das in die enge Straße passt.
Und vor dem schmalen Eisentor steht nur ein einsam Männchen vor.
Doch wer die britisch Denke kennt, das nennt man understatement!
„Na, als ob ich die nicht kenn’, seht, da oben hängt „Big Ben“.
Ihr Klang ist bekannt in aller Welt, sie wird dreimal die Woche eingestellt,
und hin und wieder auch repariert, so ist einmal Folgendes passiert:
’Ne Starensippe hat sich zum Spaßen gemütlich auf den Zeigern niedergelassen.
da ist die Uhr dann Viertel vor sieben mal so ganz einfach stehen geblieben.
Einmal hat man auch Zeit verloren, da hat es Sylvester so stark gefroren,
dass die Uhr nicht mehr weitergegangen, da hat’s Jahr 10 nach zwölf angefangen.
Jetzt schlägt’s grad fünf, das ist ja heiter, es ist doch schon ’ne Stunde weiter,
die haben in ihrer Inselwelt wohl nicht auf Sommerzeit gestellt.“
Ach Lumpi, du weißt nicht die Bohne, das ist ’ne andre Zeitenzone,
die Sonne in ihrem Tageslauf geht hier eine Stunde später auf.
Er hat ’nen Doppelstockbus genommen und ist im Hydepark angekommen.
Hier gestattet man einem jeden, auch den allergrößten Unsinn zu reden.
Der Himmel wird auf die Erde fallen, die beste Suppe kocht man aus Quallen.
Der Tau ist lila, die Katzen grün, den Politikern müsst man die Ohren langziehn,
die Königin ist ’ne verzauberte Maus. Da lachen alle den Redner aus.
Lumpi will auf’s Treppchen steigen, um’s den Briten mal zu zeigen.
Er ruft und hat sich in Pose gestellt: „Ich bin der Größte auf der Welt!“
Soo haben die Leute noch nie gelacht und dann ihr Mittagsschläfchen gemacht.
Mit dem Bus fährt nun, ratz-fatz, Lumpi zu Trafalgarplatz.
Und mittig auf dem Säulenpfahl steht ein berühmter Admiral.
Lord Nelson ist’s, habt alle Acht, der Held von der Trafalgar-Schlacht.
Die Säule hat die gleiche Höhe wie einst sein Mast auf hoher See.
Zwar schaut er nicht auf’s weite Meer, doch auf wogenden Verkehr.
Und Lumpi sinnt, wie’s die Welt wohl fänd, wenn er satt Nelson da oben ständ.
Lumpi meint: „Es wäre fein, könnt ich Eton-Schüler sein.“
Die Schulkleidung find’ Lumpi gut, besonders den Zylinderhut.
Draußen bleiben muß er doch, das Schulgeld ist ja viel zu hoch.
Gar nicht weit vom Schloß entfernt hat hier so mancher Prinz gelernt.
Hier paukten Männer der Geschichte Mathe, Bio und Gedichte,
mit Chambridge auf der Themse dort misst Kräfte man im Rudersport.
Arme Kinder wollt’ man lehren. Vor langem, zu Heinrich VIII. Ehren
wurde das College gegründet. Heut’ man hier die Elite findet.
England ist ein guter Ort für den alten Polosport.
Das werde ich nun auch versuchen, denkt Lumpi. Doch…na Pustekuchen!
Zwar ist er mutig angeritten , doch dann, ruck-zuck, vom Pferd geglitten
und reingeplumpst in einen Bachen. Da mussten selbst die Gäule lachen.
In Englands Süden, ganz versteckt, hat Lumpi Seltsames entdeckt.
Ries’ge Steine, tonnenschwer, stehen da im Kreis umher.
5 000 Jahre vor uns’rer Zeit standen sie schon für die Ewigkeit.
„Stonehenge“ heißt das Monument im Land, das in der Jungsteinzeit entstand.
Ein mythisches Mal von Sternen bestimmt, zeigt, wann die Sonne die Wende nimmt.
So feiern die Menschen heut’ mit Bedacht eine fröhliche Mittsommernacht.
Und wie bei ,ach, so vielen Sachen, Lumpi muß ’ne Extrawurst machen.
Hat sich mit ’nem Seil hinaufgehoben, und hockt nun frech da ganz weit oben.
Die Eton-Boys hat er beim Rudern gesehn, und das fand er besonders schön.
Er hat sich auch ein Boot genommen, ist bis zur Tower-Bridge gekommen.
Grad will er die Romantik loben, da geht sein Blick entsetzt nach oben.
Stürzt jaulend was ins Wasser runter, kommt noch mal hoch, geht wieder unter.
Ganz schnell ist er da hin gepaddelt und kann ergreifen, was da zappelt.
Und Lumpi sieht genauer hin, es ist ein Hündchen der Königin.
Er hat es noch in selb’ger Nacht seinem Frauchen zurückgebracht.
Die hat ihn, ob des tapfren Betragen, doch justemang zum Ritter geschlagen.
Nun heißt der Lumpi immerfort „Sir Lumpi“ , denn er ist ein Lord.
Am nächsten Morgen steht er glatt in der Times auf erstem Blatt.
Lumpi kommt noch mal vorbei und sagt der Königin good by.
„Im Lande war es wunderschön, Ich hab’ viel Neues hier gesehn.
Doch nun müsst Ihr mal mich besuchen, bei mir gibt’s Schokoladenkuchen.
Und bringt doch auch die Hündchen mit, ich hüte sie auf Schritt und Tritt.
Die Hundewiese muß ich loben, da können sie mal richtig toben.“
Am Schluß wollt’ er nach Schottland gehn, die Whiskey-Brennereien zu sehn.
Hat sie gesehen , hat auch probiert, doch was ist dann danach passiert?
Vom Scotch bedudelt ganz voll Glück hört er nur Dudelsackmusik.
Ein großer Clan aus Mittelwest der gab gerad’ ein Gartenfest.
Da wollte Lumpi auch mal blasen, er sollt’ es lieber bleiben lassen.
Zu seinen Tönen – welcher Schreck – da liefen alle Leute weg.
Lumpi nimmt’s krumm, dass das nicht gefällt, er vermisst sein altes Bielefeld.
Er schifft sich in ein Flugboot ein, und will nun nur noch schleunigst heim.
Da hört man einen krächzend Ton: „Wach endlich auf, mein Lumpisohn!“
„Bin jetzt Sir Lumpi, hast du’s versäumt?“ „Mann, du hast mal wieder
geträumt.“
Der Papagei lacht Lumpi aus. Und …
Abenteuer ist nun aus.