Lumpi trifft auf einen Mann, der hat ’ne schwarze Robe an.
Ist’s ein Pastor oder Dichter, nein, es ist ein alter Richter.
Und der Papagei sagt leise: „Dieser Mann ist klug und weise.“
Lumpi prahlt: „Ich bin gescheiter, werd’ auch Paragraphenreiter,“
„Nur wer gut im Denken ist, wird ein tüchtiger Jurist,
macht sonst leider keinen Staat, bleibt ein Winkeladvokat.“

 

 

Lumpi macht sich spornstreichs auf zu dem großen Bücherkauf
von Gesetzen, Kommentaren, die ganz dicke Schwarten waren.
Tut zur Uni dann marschieren, schreibt sich ein und will studieren.
Kommt in einem Hörsaal an, sitzen da schon 1 000 Mann.

 

Mit zwei netten Kommilitonen will er in einer Bude wohnen
bei der Wirtin Wundermild. An der Türe hängt ein Schild:
„Besuch von Damen nicht geduldet,
es fliegt, wer mir die Miete schuldet.
Kloschnur bitte leise ziehen,
Schuhputzen nicht mit den Gardinen.
Singen, Pfeifen, Radio stört!“

Da macht Lumpi schnellstens kehrt.

 

Hat es reichlich dann erwogen, ist in’s Studentenheim gezogen.
Da geht es sicher friedlich zu. Da hab ich Platz und meine Ruh.
Doch nun – er kann es gar nicht fassen – auf den Straßen, Plätzen, Gassen
wimmeln grölende Studenten, wollen gar die Zukunft wenden.
Schluß mit sekundärer Tugend, frei und offen ist die Jugend.
Schneidet ab die alten Zöpfe, rollen müssen nun die Köpfe.
Und der humanist’sche Mist am besten abzuschaffen ist!

 

 

Manches Fässchen ist gerollt, wenn der Hausmeister auch grollt.
In der Nacht und auch am Tage, gab es viele Saufgelage.
Und von Boden, Stühlen Tischen musste er das Bier wegwischen.
Nun, das kennt man weit und breit, lustig ist Studentenzeit.

 

Müht sich nun in vielen Jahren in Vorlesungen, Seminaren.
Schreibt Klausuren schlecht und gut, doch verliert er nie den Mut.
Nach viel geistiger Vertiefung macht er seine erste Prüfung.
Und es wird dem Lumpi klar, er ist nun ein Refrendar.

 

 

Leider ist die Plagerei jetzt noch lange nicht vorbei.
Denn nun hat er beizuwohnen in verschiedenen Stationen.
Bald ist er zum ersten Mal in dem großen Sitzungssaal.
Bibbernd denkt er: „Ach Herrje, gleich beginnt mein Plädoyer.“
Richter fragt: „Wie ist’s gewesen?“ stottert Lumpi: „Hab’s vergessen.“
Na, das war vielleicht ’ne Schande, und die ganze Rasselbande
der Kollegen hat gelacht, als er sich davongemacht.

 

Und in seiner nächsten Stage ist er in der Banketage.
Beim Direktor sitzt er nun, aber hat nicht viel zu tun.
Läuft hier nicht durch die Instanzen, hört auch niemals von Bilanzen.
Hockt im Zimmer viele Stunden, hält ’nen Schwatz mit guten Kunden.
Denkt: „Das ist zum Einzuschlafen, ich will doch böse Buben strafen.“

 

 

Als er die Station beendet, und sich an die Gemeinde wendet,
erfüllt sich nun sein großer Traum, und er kommt nach Gadderbaum.
Sitzt im Bürgermeisterzimmer, liest die Zeitung und hört immer,
was Frau Bürgermeister will: Zucker, Knackwurst und Persil.
Schnell macht sein Chef sich auf die Piste mit der dicken Einkaufsliste.
Er spielt mit Kollegen Skat. So wird er niemals Advokat!

 

Bei der Staatsanwaltschaft nun hat der Lumpi jetzt zu tun.
Zeugen soll er selbst befragen, alle haben was zu sagen.
Stehen 18 Türken rum, Lumpi wird im Kopf ganz dumm.
Chaos herrscht im hohen Haus, jeder sagt was andres aus.
Wer machte denn den Russen kalt? Am Ende hilft der Staatsanwalt.

 

Endlich ist es dann soweit, Lumpi schreibt die Hausarbeit.
Denkt am Schlusse nur noch „Amen“, hab’ das Große Staatsexamen.
Setzt als Nächstes in sein Häuschen einen Schreibtisch, und Frau Mäuschen
hockt an dem Computer schon, der Papagei am Telefon.
Barbara soll Bücher führen und die Trommel tüchtig rühren.
Doch noch gibt es nichts zu buchen, so backt sie täglich Streuselkuchen.

 

Doch auf einmal schlägt die Stunde, und es kommt der erste Kunde.
Beim Anwalt nennt man diese Leute im Sprachgebrauch Mandanten heute.
Der Mann will klagen in der Tat, erzählt vom Wasserhahn im Bad.
Der tropft! Und was der Vermieter ist, den kümmert nicht ein solcher Mist.
Paragraphen schwirr’n durch’s Hirn hinter Lumpis Brillenstirn.
Und er strahlt, sein erster Fall. Und er verkündet überall:
„Ich bin ein Staranwalt sogleich, werde bald berühmt und reich.“

 

Wird man reich?? Daß ich nicht lache, das ist wirklich so ’ne Sache.
Und ich mache keine Witzchen, meistens sind es Kinkerlitzchen
mit denen man sich so befasst. Lumpi hat das sehr gehaßt.
Einmal fuhr er bis nach Juist, wo ein Termin gewesen ist.
’Nen ganzen Tag hat er gebraucht. Und als er endlich aufgetaucht,
war der Termin längst abgeharkt; ’ne Oma hatte falsch geparkt.
Junge, Junge, das war stark, und das Ganze für fünfMark!!

 

Nun steht Lumpi schon sehr lange im Supermarkt in einer Schlange.
Kaufte Zucker, einen Packen, Barbara will Kuchen backen.
Drei Meter vor ihm steht ’ne Frau, die macht auf einmal groß’ Radau.
Sie hat sehr langes, schwarzes Haar, ist alt, bestimmt schon 70 Jahr.
Doch tief in ihrem Busen drin hat sie versteckt zwei Flaschen Gin.
Und um die Hüften rumgebunden hat man zwölf Büstenhalter gefunden.
Da ist die Polizei gekommen und hat die Diebin festgenommen.
Lumpi ergreift Gelegenheit, steht als Verteidiger bereit.
Zum Prozeß erscheint, sieh an, geschlossen der Zigeunerclan.
Und die Person, um die sich’s handelt, ist – welch Wunder – ganz verwandelt.
Alle Zeugen sind verwirrt, hatten sie sich so geirrt?
’Ne junge Maid mit blonden Locken sieht man auf dem Bänkchen hocken.
Mit Freispruch kam die Frau davon, ’n Geige war des Lumpis Lohn.

 

Er ist mit seiner Frau zerstritten, da tat er einen Anwalt bitten:
„Zu Hilfe Lumpi, oh welch Graus, die Alte schmeißt mich aus dem Haus,
will Haus und Geld auf ihre Seite, da gehe ich doch restlos Pleite.“
’Ne Ehescheidung ist alltäglich, doch was bei rauskommt, ist oft kläglich.
Denn was für den Juristen Recht, das ist nicht immer auch gerecht!
Der Mann verzweifelt, und im Wahn kettet er sich ans Fenster an,
er will, daß ihn die Leute sehn, die an dem Haus vorüber gehn.
Sogar die Zeitung hat’s gebracht, und alle haben laut gelacht.
Der Lumpi aber, das ist klar, wartet noch heut’ auf’s Honorar.

 

Lumpi hat nun doch einmal einen wirklich großen Fall.
Der Herr Meier sitzt im Bau, und man weiß es ganz genau,
er hat seine Frau gekillt. Doch es passt gar nicht ins Bild.
Meier ist so dünn und klein, anständig bis ins Mark hinein.
Hat ’nen Landgasthof gepachtet, im Hühnerstall die Frau geschlachtet.
Da ist man sich nun auch im Klaren, weshalb die Schnitzel so schlecht waren.
Diese Hühnin, die monströse, ach, was war die Alte böse!!
Das Schwurgericht erst lange schaut, wen man mit diesem Fall betraut.
„Na ja, der Lumpi ist noch jung, der kriegt die Pflichtverteidigung“
Lumpi konnte dann erkunden, daß Gift in Meiers Hirn gefunden.
Dadurch wurde dieser dumm, bracht’ die teure Gattin um.
Der Haupttermin war sehr schnell aus, und Meier kam ins Irrenhaus.

 

 

Lumpi streift durch die Natur, Zistrosen sucht er immer nur.
Gräbt aus versehen ein Beilchen aus, scharfsinnig folgert er daraus:
„Beweis, dass Hamann schuldlos war, das ist doch hiermit sonnenklar.
Hauptindiz in Bielefeld-Thesen, doch Tatort ist Hannover gewesen.
Dieser Erfolg, der lässt sich sehen, ich werde zu Bossi nach München gehen.“
Sortiert dort Akten und gibt nicht acht, hat alles durcheinander gebracht.
„ Du mein Partner, Pustekuchen, musst’s wohl doch allein versuchen!“

 

Viel Zeit war nun, um ‘nen Doktor zu machen. Man könnte schreiben über 1 000 Sachen. Doch ein Thema Lumpi besonders gefällt, wie stet’s in Borneo mit Taschengeld. Die Männer dort stehen sich ziemlich schlecht, denn bei denen da unten herrscht Mutterrecht. Die Frau ist der Herr über Erbe und Haus, und sie hält den Mann und die Kinder aus mit Muscheln oder ‘nem Lendenschurz, doch das ist den Lippern völlig schnurz.

Doch der Lumpi wurd’ nun von allen hoffiert, denn er hat ja glanzvoll promoviert.

 

Jetzt wird Lumpi in Bielefeld alt, als Tausendzehnter Rechtsanwalt.
Der Papagei lässt sich nicht mehr stören,
man kann nur den Anrufbeantworter hören.
Die Maus hat 70 Junge bekommen,
da hat Lumpi ’nen Sprachcomputer genommen
Barbara werkelt noch immer im Haus, und

Abenteuer ist nun aus.