.Für fünf Knöpfe. ( die Gebrüder Rennebaum)
An der Außenseite der Friedhofsmauer von Schildesche, in einer Ecke, ganz überwuchert von Efeu und Brennesseln, konnte man früher eine Tafel lesen, auf der war eingemeißelt:
In einem kleinen Kotten neben der Stiftsmühle in Schildesche wohnte eine brave Frau mit ihren elf Kindern, und jedes Jahr kam noch eines hinzu. Aber die Halsenge und die Schwindsucht rafften ihr auch so manches Leben dahin. Der Mann war ein rechter Wüstling und Säufer, so daß sie an manchen Tagen nicht aus noch ein wußte und große Sorge hatte, Brot für die Kinder auf den Tisch zu bringen.
Als sie wieder einmal weinend in der dunklen Küche saß und die Schüsseln leer waren, klopfte es an der Türe und ein seltsamer Herr trat ein. Er hatte einen langen schwarzen Bart, und um seine Schultern hing ein langer schwarzer Umhang mit silbernen Knöpfen. “Frau”, sagte er, “gebt mir zwei eurer Söhne, ich will für sie sorgen und sie Vieles lehren. Ich gebe Euch für jeden fünf Silberlinge.” Die arme Frau war einverstanden mit dem Handel, sie meinte, das Beste für das Wohlergehen ihrer Kinder zu tun. Da riß der Bärtige zweimal fünf Knöpfe von seinem Tuch, tauschte sie gegen die Knaben und zog mit ihnen davon.
AIs die Frau aber die Silberstücke ins Haus trug, merkte sie, daß nur blankes Blech in ihrer Hand lag. Die arme Mutter hatte Lieben für wertlose Knöpfe verkauft. Doch keiner wußte, daß der unheimliche Herr der böse Zauberer Maleu gewesen war. Er schleppte die Ahnungslosen in sein Zauberreich. Dort riß er ihnen die Herzen aus der Brust und tat statt dessen einen Klumpen rotes Kupfer hinein.
Sieben Jahre blieben die Kinder bei Maleu und er lehrte sie Böses. Als sie nun schlanke Jünglinge geworden waren, von Leibe stattlich anzusehen, brodelte in ihnen nur Habgier, Händel und-Mordlust. So entließ sie der Zauberer wieder in die Welt, damit sie Unheil stiften mögen. Und so gab es auf einmal Verbrechen an Leib und Leben rings in den Wäldern des Osning, auf den steilen Pfaden zur Ravensburg, im Nassen Sand, in der Hohlsteinhöhle bis in die Dickichte der Lippspringer Forsten.
Nun wohnte in Meinberg ein junger Förster, ein starker, mutiger Mann. Mit ihm einen Händel zu beginnen, war keinem zu raten. Der versuchte, dem bösen Treiben ein Ende zu machen. Hans Vellmen so hieß er, wachte jede Nacht im Wald, um die Brüder auf frischer Tat zu erwischen. Da!!! – in der Dämmerung eines Novemberabends sah er die beiden, wie sie, versteckt hinter einem Brombeergebüsch, einem Bäuerlein auflauerten. Dieses hatte gerade eine Fuhre Kartoffeln auf dem Markt in Bielefeld verkauft und war nun, mit leerem Wagen und gefülltem Geldbeutel auf dem Heimweg. Die beiden alten Rößlein kannten den Weg zum Stall allein, und so wurden ihm, nach mühsamem Tagewerk und einem guten Schluck im Krug, die Lider schwer. Nebel stieg auf und kroch in weißen Schwaden zwischen den Büchen hervor.
Plötzlich stürzten die Räuber aus ihrem Versteck und fielen den Pferden in die Zügel. Der Bauer war vor Schreck blaß und starr. Doch da sprang Vellmer hinzu, packte den einen Bösewicht mit festem Griff am Schlafittchen und an den Haaren, fesselte ihn und sperrte ihn in eine Waldhütte. Der andere war entflohen und sann darauf, den Bruder zu befreien. So schlich er heimlich zum Haus des Försters und raubte dessen kleines Kind aus der Wiege. Dann spießte er auf einen Strauch vor der Waldhütte einen Zettel, auf dem stand: “Laß sofort meinen Bruder frei, oder dein Kind wird sterben.” In großer Angst und Wut machte sich Vellmer daran, den Räuber aufzuspüren um ihm das Kind zu entreißenen. Nach langer vergeblicher Suche hörte er aus einer Höhle ein leises Wimmern. Doch wie er eindringen wollte in das feuchte. dunkle Loch, da legte der entwichene Räuber seine Büchse auf den Förster an und schoß ihn tot. Die Stelle, an der der arme Vater sein Leben aushauchte, heißt “Vellmerstot” und liegt ganz nahe beim Försterhaus.
Die bösen Rennebaumbrüder entflohen in ihre Heimat nach Schildesche. Dachten sie doch, daß man sie dort nicht suchen würde. Aber, nicht lange konnten sie Frieden halten. Und als sie am hellichten Tage einer Marktfrau den Beutel mit dem Geld entrissen, wurden sie von den Gendarmen festgehalten und ins Gefängnis gesteckt. Ihnen wurde der hochnotpeinlicher Prozeß gemacht. Der landesherrliche Richter und die Schöffen forderten die Hinrichtung.
Als man sie endlich auf der Galgenheide, ganz nahe ihrem Geburtshaus aufs Rad band und ihre Körper in Stücke riß, da floß kein Tropfen Blut aus ihren Adern und die Ärzte fanden kein Herz, nur zwei rote Steine plumpsten zur Erde. Die dabeigewesen sind, behaupten, daß die ganze Zeit während der Hinrichtung ein satanisches Lachen in der Luft gehangen habe.
War es Maleus letzter Gruß?
p.s. Und das sind die beiden echten Rennebergs Gebrüder.
Sie haben belogen und betrogen, geraubt und gemordet, aber alle diese Verbrechen haben sie getan, ohne daß ein Maleu sie verzaubert hat.
Hallo es ist doch sehr spannend was unsere Sippe so im laufe der Jahrhunderte getrieben haben.Vieleicht kann man sich mal die Orginale ansehen.