Felizitas (die Suche nach der 52 )
In Sieker, am Rande des Waldes, lebte einst ein reicher Mann. Dem wurde eine kleine Tochter geboren, und er nannte sie “Felizitas”, die Glückliche. Als das Mädchen 16 Jahre alt war, ging er zu einer Zigeunerin und bat sie, in die Kugel zu schauen und die Karten für Felizitas zu legen, denn er wollte, dass sehr glücklich werde. Die Alte ließ sich einen guten Batzen Geld geben und häufelte dann mit Bedacht die bunten Bildchen des Schicksals. Lange legte sie auf, deckte um und murmelte. Schließlich sagte sie: “Dein Kind wird haben großes Glück. Ich sehe einen Punkt auf der Erde, ich sehe grüne Flammen und ich höre ,
Spricht die Hex’ nimm die 6,
sei kein Tor, tu’ 5 vor,
und zum Zweck nimm 4 weg
ideal gibt’s die Zahl!
Sieben Jahre, jeweils in der Johannisnacht, darf sie es suchen, das Glück.” Damit entließ die Zigeunerin den Vater, der bedankte sich und ging heim.
Als nun der Tag herkam, an dem Felizitas ihr Glück suchen wollte, überlegte der Vater lange, was es wohl mit der 52 zu tun habe, denn soviel hatte er schon heraus gefunden: 6 und 5 vor gab 56, und 4 weg musste 52 sein, also war dies die Glückszahl. Er meinte, es könne sich ja nur um eine Hausnummer handeln. So schicke er das Mädchen in der Nacht zur Brennerstraße 52, in die Lohbreite und zu Brand’s Busch, auch überall hin, wo es zuletzt gebrannt hatte. Aber wo sie auch fragte, waren die Menschen sehr ungehalten, fühlten sich in ihrer Ruhe gestört und wiesen ihr die Tür. Die Nacht verging, ohne dass die Weissagung eingetroffen wäre.
Das zweite Jahr kam heran. Da schickte sie der Vater in eine Spielhölle und sie sollte ihr ganzes Geld auf die Nummer 52 setzen, aber beim Roulette gib es die Nummer gar nicht. Da warfen sie die Wärter aus dem Saal hinaus und schimpften sie Betrügerin.
Und als es wieder Johannisnacht wurde, machte sie ein Feuer aus 52 grünen Reisern, aber es gab nur einen mächtigen Qualm, und jedes einzelne Hölzchen stöhnte “achchchch”. Das Glück fand sie nicht.
Der Vater raufte sich die Haare: “Was soll ich denn nur machen, ich will doch, dass meine Tochter glücklich wird. Hat mich denn die Zigeunerin belogen?” Und er fragte den Bürgermeister, den Richter und sogar den Pfarrer, und der sagte: “Glück ist ein Geschenk, das kann man nicht kaufen und nicht erzwingen.”
Schließlich veranstaltete er ein großes Fest, lud 52 junge Männer ein und ließ ein grünes Prachtfeuerwerk in die Luft schießen. Aber die Männer hatten ihre Freundinnen mitgebracht, und als alle köstlichen Speisen gegessen, die Weinfässer leergetrunken und die Musik zu spielen anfing, tanzten sie mit ihren Mädchen, und Felizitas stand allein.
Da wurde der Vater sehr krank, und Not klopfte an die Türe des reichen Mannes. Keiner dachte daran, dass sich wiederum die Glücksnacht näherte. Felizitas pflegte ihren Vater voller Hingabe, und ihre einzige Freude waren Spaziergänge im Wald. Am liebsten ging sie den Weg zwischen Habichtshöhe und Brand’s Busch. Wieder einmal wanderte sie durch den Wald. Die Sonne war schon untergegangen und die Vögel hatten ihr Nachtlied gesungen. Da sah sie auf einmal einen jungen Mann auf einem Stein sitzen. Es war ein Student, der in Ruhe hatte lernen wollen und nun sehr erschreckt war, als ihn jemand aufstöberte.
Da umkreiste ein kleiner Feuersalamander den Felsbrocken, und wie sich der junge Mann nach dem Tierchen bückte, sah er, daß der
Stein eine Markierung hatte. genau an dieser Stelle verlief der 52. Breitengrad durch den Teutoburger Wald.
Die beiden sahen sich an … und gefielen sich sofort. Es wurde das große Glück.
I’m impressed by your writing. Are you a professional or just very knowldegelbae?