07 Lumpis Weihnachtsreise.
Im Garten von den Bäumen allen sind nun die Blätter abgefallen.
Die Sonn’ hat ihre Kraft verloren, der kleine Teich ist zugefroren,
die Igel halten Winterschlaf, die Kinder sind zuhause brav.
Lumpi ist spazier’n gegangen, da hat’s zu schneien angefangen.
Nun schläft er, und er sieht im Traum ‘nen riesengroßen Weihnachtsbaum,
mit roten Kugeln groß und klein, der ganze Baum im Kerzenschein.
Doch plötzlich ist er aufgewacht und hat darüber nachgedacht,
seit wann denn wohl im ganzen Land der bunte Weihnachtsbaum bekannt.
Und außerdem ist zu bedenken, warum die Menschen sich beschenken.
Ich glaub, meint Lumpi, auf die Fragen kann mir nur einer Antwort sagen.
Im Studienzimmer ist’s ganz stille, da sitzt Herr Schlau mit großer Brille,
hat dicke Bücher um sich her und an der Wand noch tausend mehr,
in denen alles drinnen steht, was in der Welt so vor sich geht.
Schlau streicht bedächtig seinen Bart, runzelt die Stirn nach Denkerart:
Den Weihnachtsbaum, mein lieber Wicht, den kannte man vor Zeiten nicht.
Ein Mann, – 600 Jahr ist’s her – dem deuchte leblos, öd und leer
die kalt’ Natur im Winterkleid, drum hat er sich zu seiner Freud’
‘nen grünen Baum ins Haus gestellt und die Familie drum gesellt.
Er wollte so ein Zeichen geben, dass unvergänglich alles Leben.
Viel später wurde es dann Brauch, den Baum zu schmücken, und auch
Kerzen wurden angebracht, dass er erstrahle voller Pracht.
Lumpi will nun mal besehn, wie andere Völker das Fest begehn.
In Italien am Drei-Königstag hat “La Befana” ihre Plag’.
Ein Stern sollt die Geburt bekunden, Befana hat ihn nie gefunden.
So streift sie nun durch Nacht und Wind, sucht überall das Christuskind.
Ein brav’ Kind kriegt Geschenke, tolle, ein böses nur ein Stückchen Kohle.
Der Lumpi hat das wohl vernommen, was meint Ihr, was wird er bekom-men?
Und weil es doch so ziemlich nah, fährt Lumpi jetzt nach Afrika.
Auch hier ist man mit Jesus vertraut, doch die heil’ge Familie hat dunkle Haut.
Drei Ziegenhirten schau’n herein zum Jesuskind im Feuerschein.
Heut’ trifft man sich in den festlichen Stunden gemeinsam in Familienrunden.
‘Ne Akazie vertritt den Tannenbaum, Ziegenbratenduft erfüllt den Raum,
und dann wird getanzt die ganze Nacht, und Lumpi hat tüchtig mit Krach gemacht
Wohin fliegt Lumpi dann? Aha ! direktemang nach Amerika.
Der lichtbestrahlte Niagarafall wetteifert in Kanada mit den Sternen im All.
In Brasilien kommt Niklaus mit Hubschrauber an, in Ecuador ziehen alle Mann
mit ihren Lamas, die schwer bepackt, zur Kirche zum heiligen Abendmahlakt,
Lumpi brauchte nicht lange zu bitten, er ist einfach mitgeritten.
Auf Chiles Straßen kann man sehn riesige Kunststoffbäume stehn,
bestückt mit buntem Plastikkram, dass man den Baum kaum ahnen kann.
Der Coca-Cola-Weihnachtsmann treibt alle Leut’ zum Kaufen an.
Die Stille Nacht gibt keine Ruh, vor 12 Uhr ist kein Laden zu.
Dann gibt’s den großen Festtagsschmaus, man leert die Whiskeyflaschen aus,
bei Jung und Alt geht’s drunt’ und drüber, man fröhnt beschwingt dem Sambafieber.
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Die seltsamste Feier weit und breit, ist das Radieschenfest, das zur Weihnachtszeit
man sich in Oaxaca ausgedacht. Von den Spanier einst ins Land gebracht,
sind heut’ die Radieschen kartoffelgroß und schmecken den Mexikanern famos.
Sie bilden drollige Formen aus, und die Leute schnitzen Figuren daraus.
Maria, Joseph und’s Jesuskind aus Radieschen geformt, das geht ganz geschwind.
Und wer die schönste Krippe gemacht, der wird mit einem Preis bedacht.
Der Lumpi hat es auch probiert, doch dann hat er sich doch geniert,
er machte immer zu große Nasen, da hat er’s lieber bleiben lassen.
Er schifft sich in einen Dampfer ein, um pünktlich zum Fest in Holland zu sein.
Gerade öffnet man dort das Tor für Sinterklaas und seinen Mohr.
Der Sinterklaas lauscht am Kamin, ob alle Kinder artig sin’.
Diese legen eine Möhre für den Schimmel vor die Röhre.
Der “zwarte Piet” verteilt im Nu Geschenke und dann noch dazu
ein Spottgedicht für Kind und Mann, dass jeder drüber lachen kann.
Lumpi merkt, dass Julgestalten aus alten Zeiten noch erhalten.
Er ist nach England eingeladen, da gibt es Pudding statt ‘nem Braten.
Grad ist er mit Plumpudding vollgestopft, da hat es an der Tür geklopft.
Kommt “Mari Lwyd” hereingestolpert, hat ihn mit Rätseln arg gefoltert.
Er konnte keine Lösung wissen, da hat sie ihn ins Bein gebissen.
Doch danach wollt’ sie noch verweilen, die Speise mit dem Lumpi teilen.
Unter der Mistel, dass ihr’s wisst, da hat sie ihn auch noch geküsst.
Eh’ Marie in heilger Nacht das Jesuskind zur Welt gebracht,
ist damals dort im hohen Norden die Sonnenwend’ gefeiert worden.
So viele Kerzen anzuzünden, soll Wiederkehr des Lichts verkünden,
Im Land der Schweden ist das auch noch heutzutage guter Brauch.
Es kommt im frühen Morgenschein die Lichterkönigin herein.
Lucia gibt das Julbrot aus, streut Julstroh überall im Haus.
In Finnland kommt mit Saus und Braus der Joulopucki in jedes Haus.
Dann finden sie gar wunderschön gemeinschaftliches Saunengehn,
der Lumpi fand das doch zum Lachen, da musste er gleich selbst mitmachen.
und hinterher gibt es für jeden ‘nen Braten, den “gebacknen Schweden”.
Die Norweger pflegen ein üppiges Mahl mit 60 Speisen an der Zahl.
Vom Dach verkünden dann die Spatzen, dass dortzuland die Menschen platzen.
In Polen ist am Wagilia, dem heiliegen Abend, die Familie da.
Und es ist die Weihnachtssitte, die festlich Tafel in der Mitte
für einen fremden Gast zu richten, doch der Ersehnte kommt mitnichten.
Unter dem Tischtuch lieget Stroh, man zieht ‘nen Halm und rätselt so,
wie lange noch die Lebenszeit und was die Zukunft hat bereit.
Doch Lumpi hat das nicht “gewutzt”, den Halm für seinen Saft genutzt.
Er hat, weil sie ihn ausgelacht, sich schnell nach Russland aufgemacht.
In Russland ist es bitter kalt, da stapfet durch den Winterwald
Väterchen Frost in eis’ge Weite, Schneeflöckchen steht ihm treu zur Seite.
Die Gaben für die Kinderschar bring’ sie am letzten Tag im Jahr,
Der Iwan und Kathrinchen verkleiden sich dann als Kaninchen.
Und Lumpi meint, so klein ich bin, sei ich bei ihnen mittendrin.
Zwei Ohren hat er sich gemopst und ist dann eifrig mitgehopst.
Im alten Persien sah man dann Mithras als einen Heiland an.
Zur Wintersonnenwend’ geboren wurd’ er zum Lichtgott auserkoren,
besiegt den Stier, das Dunkel geht, damit die Erde aufersteht.
Eh’ Gott uns Christus hat beschert, wurd’ Mithras in der Welt verehrt,
und was im Mithraskult ersonnen, vom Chritsentum wurd’s übernommen,
so kannte man auch damals schon die Taufe, Firmung, Kommunion.
Lumpi ist voll Bewunderung, tut sich ‘nen Sternenmantel um,
hat sich die Mütze ausgewählt, er wär’ so gerne auch ein Held.
Weil’s keine Tannen in Indien gibt, werden Palmen mit Ketten geschmückt. Eine Bananenstaude ist Ersatzchristbaum, Kugeln aus Kaschmir ein bunter Traum. Die Kirchen erstrahlen in glühendem Rot als Zeichen des Lebens gegen den Tod.
Öllämpchen bilden den Dächersaum, und die Jugend tanzt um den Mangobaum.
Und am Weihnachtsmorgen reicht man dem Patrone als Zeichen der Ehrfurcht eine Zitrone.
Doch in diesem großen Land ist christliche Weihnacht weniger bekannt.
In Bombay wird Ganesha verehrt, der allen Verstand und Glück beschert.
Der Gott mit dem Elefantenkopf trägt eine Krone auf dem Schopf,
und mit Hilfe der vier Hände nascht er Süßes ohne Ende.
Lumpi will ‘ne Frucht ihm schenken, soll mit Weisheit ihn bedenken.
Räucherstäbchen bilden Duft , roter Puder stäubt die Luft,
man trägt die Lehmfigur umher und versenkt sie dann im Meer.
In China ist der Weihnachtstraum meist nur ein kleiner Plastikbaum.
Im Supermarkt und im Café steht Niklaus aus Papiermaché.
Es gibt nur wenig Christen dort, für diese ist die Kirche Hort.
Die ist zur Weihnacht voll wie nie, dort singen und dort beten sie.
Die andern gehen einen kippen und freu’n sich an Reklamekrippen.
In Japan begeht man das Christfest so, Geschenke bringt “Hoteiosho”.
Der hat hinten Augen und schaut auch im Schlaf, ob alle kleinen Kinder brav.
Doch mehr gefeiert wird die Jahreswende, da scheuern die Frauen ohne Ende,
dann ziehn sie die schönsten Kleider an, und danach streut ihr Ehemann
getrocknete Bohnen in alle Ecken, damit sich dort keine Geister verstecken.
Am End ist Lumpi nach Australien geflogen, hat die Badehose schnell angezogen,
denn der Weihnachtsmann geht baden heut’, hier ist es heiß, es ist Sommerzeit.
Geschenke gibt’s in Australien auch, das ist auf der ganzen Welt eben Brauch.
Doch dem Lumpi war es Geschenk genug, er hat die Idee für ein neues Buch.
Verwirrt durch all die seltsam Gestalten, sehnt er sich sehr nach unseren alten.
Er reist zurück nach Bielefeld, denn das ist nun mal seine Welt.
Da kommt mit Rute und goldenem Buch auch gleich der Nikolaus zu Besuch.
Fragt, ob wohl alle brav gewesen, ob sie ihr Müsli auch gegessen.
Er kommt zu allen Kindern ins Haus, und so heißt’s:
Abenteuer ist nun aus!
Damit es nicht so schnell vergessen,seht hier, wo Lumpi ist gewesen.
Eifig ist er von Land zu Land dem Weihnachtsmann hinterher gerannt.
wunderschönes Märchen